Prozess in BonnFalscher Feueralarm im Bahnhof – das wird richtig teuer

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Der Angeklagte am Dienstag (3. November) mit seiner Verteidigerin am Bonner Landgericht.

Bonn/Siegburg – Am 22. Januar 2019 - es war um 2 Uhr morgens - wurden Einsatzstellen von Polizei und Feuerwehr alarmiert: Feuer im Bahnhof Siegburg! Aber es war - wie sich schnell rausstellte  - ein Fehlalarm.

Ausgelöst von einem 27-jährigen Junkie, der mitten in der Nacht den Auslöser der mächtigen Feuerschutzwand, die in einem Brandfall die obere und untere Ebene des Bahnhofs trennt, betätigt haben soll.

Ein teurer Fehlalarm: Denn durch den falschen Rücklauf in die Ausgangsposition musste die komplette Brandsicherungswand erneuert werden. Der Schaden soll 30.000 Euro betragen.

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Angeklagter wegen 21 Straftaten in Bonn vor Gericht

Es ist nicht die einzige Tat, die der „studierte Zollbeamte“ aus Ungarn in den letzten zwei Jahren begangen haben soll: Denn sein früherer Konsum von Kokain und Amphetamin hat den jungen Mann, der in seiner Heimat zunächst zum Marketing-Manager ausgebildet wurde, in die Psychose gebracht.

Seit Dienstag muss sich der 27-Jährige wegen 21 Straftaten - u.a. Körperverletzung, Beleidigung, Diebstahl, Sachbeschädigung oder Eingriff in den Straßenverkehr - vor der 1. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts verantworten. Wegen der zerstörten Brandschutzwand wird ihm zudem Missbrauch von Notrufen und Beeinträchtigungen von Unfallverhütungsmitteln vorgeworfen.

In derselben Nacht noch - so heißt es in einer der vielen Anklagen - soll der zugedröhnte Randalierer den Briefkasten der Bundespolizeiwache Siegburg aufgebrochen und die Post eingesteckt haben. Zwei Tage später klaute er das Leuchthinweisschild der Bundespolizei und stieg aufs Dach eines VW Bullis der Polizei und trat kräftig gegen den Blaulichtbalken.

Angeklagter bespuckte Busfahrer in Siegburg und wollte sich vor Bus werfen

Der Spuckangriff gegen einen Siegburger Busfahrer der Linie 510 an der Haltestelle Kaldauen brachte den Angeklagten im Oktober 2020 endgültig in die psychiatrische Klinik nach Bonn.

Er sei Zollbeamter, hatte er dem 42-Jährigen erklärt, und brauche kein Ticket zu ziehen. Als der Busfahrer nicht mitspielen wollte, soll der Angeklagte an der Schutzwand vorbei dem Mann direkt ins Gesicht gespuckt haben.

Damit noch nicht genug: Nach seinem Rauswurf soll er zudem vor den anfahrenden Bus gesprungen sein: Nur durch den beherzten Zugriff eines 41-jährigen Zeugen soll es zu keinem üblen Unfall gekommen sein.

Angeklagter randalierte im Porsche-Zentrum und zertrümmerte Scheiben

Zu einem aufsehenerregenden Auftritt hatte es der Angeklagte bereits im Juni 2020 gebracht: Im Bonner Porsche-Zentrum schlug der 27-Jährige, mit einem Hammer bewaffnet, auf Autoscheiben und Motorhauben der edlen Fahrzeuge ein.

Ein 32-jähriger Mitarbeiter, der ihn stoppen wollte, wurde daraufhin selbst mit dem Hammer verfolgt. Vor dem Zorn des Junkies konnte er sich hinter einer Brandschutztür retten.

„Ich habe sehr viel Scheiße gebaut“, räumte der 27-Jährige ein. „Aber ein schlechter Mensch bin ich nicht!“ Drogen werde er nie mehr nehmen, beteuerte er immer wieder. „Ich will wieder normal leben, eine Freundin haben und arbeiten. Und meine Ruhe haben.“  

Die Bonner Richter müssen jetzt prüfen, ob der Angeklagte wegen seiner Gefährlichkeit endgültig in einer psychiatrischen Klinik untergebracht werden muss. (ucs)