Nach Streit um FahrradSelbstjustiz: Siegburger Clique lockte Kumpel in die Falle

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Die Clique attackierte ihr Opfer zunächst mit einem Faustschlag ins Gesicht und hielt ihn anschließend über mehrere Stunden gefangen. (Symbolfoto)

Bonn/Siegburg – Die Siegburger Clique war sich supereinig: Absolute Priorität hatte das Spielen an den Playstations und, um das Zocken länger durchhalten zu können, konsumierten sie tagein, tagaus ordentlich Amphetamin.

Entsprechend vollgedröhnt waren die Freunde am Abend des 14. Oktober 2019, als sie beschlossen, einen Kumpel in eine Falle zu locken und in die Mangel zu nehmen: Denn der 21-Jährige hatte drei Tage zuvor - in einem Zornesanfall - das Fahrrad eines Freundes in hohem Bogen über einen Gartenzaun geworfen.

Clique aus Siegburg übte Rache an Fahrradwerfer

Als er später wieder zur Besinnung kam und das Fahrrad zurückholen wollte, war es weg. Denn der Nachbar, der glaubte, es sei Diebesgut, hatte das Fundstück aus seinem Garten der Polizei übergeben. Die Clique traute sich - offenbar aus guten Gründen - nicht, sich bei den Ordnungshütern zu melden.

Also beschlossen die Freunde, sich an dem Fahrradwerfer zu rächen. Um ihn für „sein Fehlverhalten zu bestrafen“ wurde er in eine Einzimmerbude gelockt, wo man zu Fünft auf ihn wartete und ihn gefangen nahm, einen Schlag ins Gesicht versetzte und eine Entschädigung für das Fahrrad forderte.

Fünf Stunden dauerte der Terror gegen den 21-Jährigen in dem abgesperrten Zimmer: Er wurde beleidigt, musste sich selbst beleidigen, wurde bedroht, mit einem Messer aufgeschlitzt zu werden, sollte Schutzgeld zahlen.

Siegburger Clique räumte Wohnung ihres Opfers aus

Als Wortführer hatte sich vor allem ein 35-Jähriger aufgespielt, der eigentlich mit der Sache nichts zu tun hatte, vor dem jedoch alle wegen seiner Gnadenlosigkeit einen „tierischen Bammel“ hatten; auch der 25-Jährige, der um sein Fahrrad gebracht worden war, spielte bei dem Rachefeldzug entscheidend mit.

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Schließlich beschloss die Truppe, als finanzielle Satisfaktion die Bude des Fahrradwerfers zu räumen: So ließen sie einen Fernseher, eine X-Box mit Controller, Kopfhörer, Lautsprecher-Boxen, zwei Handys mitgehen und teilten die Beute untereinander auf.

In einer Terror-Pause gelang es dem 21-Jährigen schließlich, die Flucht zu ergreifen. Er ging sofort zur Polizei und zeigte die einstigen Kumpels an.

Harte Strafen für Rädelsführer der Siegburger Clique

Das Bonner Landgericht hatte für diesen Akt der Selbstjustiz wenig Verständnis. Die 3. Große Strafkammer verurteilte den Rädelsführer wegen erpresserischen Menschenraubes, besonders schweren Raubes, gefährlicher Körperverletzung sowie Bedrohung zu fünf Jahren Haft. Der 25-Jährige kam mit vier Jahren Haft davon. Beide müssen wegen ihres Drogenkonsums darüberhinaus in eine Entzugsklinik.

Der 30-Jährige, in dessen Bude das Opfer festgehalten wurde, kam wegen Beihilfe mit einem Jahr Haft davon. Gegen seine zwei Halbbrüder, die derweil auf dem Sofa gesessen hatten, wurde kein Strafverfahren eingeleitet. Sie hatten an ihren Playstations gedaddelt und von der grausamen Nummer kaum etwas mitbekommen. (ucs)