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Luxusautos geklautHartes Bonner Urteil perlt an lächelndem Baptisten-Prediger ab

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Der Angeklagte am Mittwoch, 1. Juli, mit Verteidigern im Prozess.

Bonn/Swisttal – Das Leben des Mannes hatte in äußerster Frömmigkeit begonnen – als Sohn strenggläubiger Baptisten. Sein Vater war eine hochrangige Persönlichkeit in der Religionsgemeinschaft gewesen. Er selbst wuchs in Kasachstan auf, hat eine kinderreiche Familie gegründet und hat auch als Baptisten-Prediger eine große Ausstrahlung gehabt.

Auch am Mittwoch, wenige Minuten vor dem Urteil, erschien der 47-Jährige, der in Handschellen zur Anklagebank geführt wurde, mit einem Lächeln und großen Gesten. Als stünde man kurz vor der weihnachtlichen Bescherung, grüßte er hoheitsvoll seine Ehefrau und die zahlreichen Kinder, die - wie schon zum Prozessauftakt - im Sonntagsstaat gekommen waren und freute sich über das Juchzen des kleinen Enkels.  

Wegen Hehlerei viereinhalb Jahre Haft

So schien das Urteil zunächst an dem Familienoberhaupt abzuperlen. Viereinhalb Jahre hat das Bonner Landgericht den 47-Jährigen aus Swisttal wegen gewerbs- und auch bandenmäßiger Hehlerei von gestohlenen Luxusautos in insgesamt 19 Fällen in die Haft geschickt. Ein ausgesprochen mildes Urteil der 8. Großen Strafkammer, die dem Geständnis des Mannes einen großen Wert zugemessen hat:. Es habe das Verfahren erheblich abgekürzt, hieß es. Sonst hätten Zeugen aus Osteuropa oder auch Österreich eingeflogen werden müssen, was angesichts der Pandemie eh nur schwierig möglich gewesen wäre.

Das Verfahren gegen zwei seiner Söhne im Alter von 19 und 20 Jahren, die ebenfalls als Beihelfer auf der Anklagebank gesessen hatten, war zuvor bereits gegen Geldauflagen von 5000 respektive 1000 Euro eingestellt worden. Zwei weitere Söhne waren gar nicht erst zum Prozess erschienen, angeblich leben sie mittlerweile in Kasachstan.

Wegen Hehlerei in den Knast: Wichtiges Mitglied einer internationalen Bande

Langsam sei der Familienvater, der zunächst in Deutschland als Busfahrer sein Geld verdiente, in das lukrative Geschäft der Autoschieberei eingestiegen. Am Ende jedoch gehörte er auch zu den wichtigen Mitgliedern einer international agierenden Bande, die entwendete oder unterschlagene Fahrzeuge in die Ukraine transportiert haben, wo die „visuellen sowie elektronischen Identifikationsnummern“ der Autos - „mit beträchtlichem Aufwand“ - gelöscht und sie mit sogenannten Fahrzeugdubletten neu ausgestattet wurden.

„Die Qualität der Fälschungen war so hoch gewesen, dass sie selbst beim TÜV nicht erkennbar waren“, hieß es im Urteil. Anschließend wurden die jetzt „sauberen“ Autos wieder nach Deutschland gebracht, wo sie bei Straßenverkehrsämtern – unter anderem im Rhein-Sieg-Kreis, Rhein-Erft-Kreis und auch in Euskirchen – mit gefälschten Papieren zugelassen und anschließend von der Bande im Wert von mehreren 100.000 Euro verkauft wurden.

Wegen Hehlerei in den Knast: Vor dem Scherbenhaufen seiner Existenz

Die kriminelle Energie des Angeklagten sei sehr hoch gewesen, hieß es im Urteil, selbst als er bei der Anmeldung eines PKW mit einem gefälschten dänischen Pass erwischt wurde, hat er das hochprofessionelle Geschäft weitergetrieben, kurzzeitig von Österreich aus. Bis er im Oktober 2019 von einem Bandenmitglied verpfiffen wurde.

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Heute steht der einst fromme Mann „vor dem Scherbenhaufen seiner Existenz“. Auch habe er seiner Familie eine schwere Bürde auferlegt, hieß es im Urteil. Sie hat sich am Mittwoch trotzdem freundlich von ihm verabschiedet. (ucs)