KönigswinterTaxifahrer (53) rettet Seniorin (78) vor „falschen Polizisten“

Taxi_PP_2

Taxifahrer Husam Alkhatip mit Hauptkommissar Christian Gräßler, Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa und Polizeidirektor Andreas Koch vor dem Bonner Polizeipräsidium.

von Stefan Schultz (stz)

Königswinter/Bonn – Keine Woche vergeht, in der sich „falsche Polizisten“ oder angebliche Verwandte bei älteren Menschen melden und sie übers Ohr hauen wollen. Oft geht es um höhere vier- bis fünfstellige Euro-Beträge.

Am Mittwoch wurde ein Taxifahrer hellhörig, als er die Geschichte einer Kundin hörte. Anstatt die rüstige Dame zur Bank zu fahren, setzte er sie bei der Polizei ab und verhinderte so die miese Abzocke.

Mittwochvormittag in Königswinter-Vinxel. Gerda W. (78) wird angeblich von der Polizei angerufen. Auf die Idee, dass es sich um „falsche Polizisten“ handelt, kommt die Seniorin nicht. Die Masche ist immer die gleiche: Durch raffinierte Gesprächsführung ergaunert sich der angebliche Beamte das Vertrauen der 78-Jährigen. Er gaukelt ihr vor, dass es im Umfeld ihrer Wohnung zu mehreren Einbrüchen kam, verunsichert sie und rückt dann mit der hanebüchenen Geschichte heraus, dass es sich bei ihrem Ersparten auf der Bank um Falschgeld handeln würde. Sie solle das Geld abheben und Kollegen würden die Seriennummern überprüfen. Anschließend würde man ihr das Geld wieder aushändigen.

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Dass Gerda W. nicht mobil ist, schreckt die Betrüger nicht ab – sie rufen der Seniorin ein Taxi, das sie zur Bank bringen soll.

Seniorin soll „falschen Polizisten“ 1900 Euro übergeben

Taxifahrer Husam Alkhatip (53) nimmt Gerda W. an ihrem Haus auf und ist gleich verwundert, dass sie während der Fahrt telefoniert – mal normal, mal flüsternd. Schließlich rückt W. mit ihrer Geschichte raus. Zunächst ist von 1000 Euro die Rede, im Laufe der Fahrt sind es dann schon 1900 Euro.

„Die Frau war sehr unruhig und meinte, sie dürfe keinem etwas erzählen“, so Alkhatip am Donnerstag im Bonner Präsidium. Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa dankte ihm für sein couragiertes Verhalten.

Dann erzählt der Taxifahrer wie Gerda W. immer redseliger wird und er nachhakt.  „Ich sagte, ihr, dass Banken doch kein Falschgeld herausgeben und fragte sie, wer eigentlich die Taxirechnung bezahlt“, so Alkhatip weiter und fügt an: „Sie erzählte mir, dass der Beamte sagte, die Polizei würde die Rechnung übernehmen.“ Jetzt ist ihm klar, dass Gerda W. gerade dabei ist, einer miesen Abzocke auf den Leim zu gehen.

Fast täglich Fälle in Bonn und Umgebung von „falschen Polizisten“

Das Taxi hält in Königswinter-Oberpleis an der Sparkasse. Alkhatip: „Nebenan ist direkt die Polizeiwache und da haben wir die Sache dann erst mal geklärt.“

„Ich bin froh, dass es so aufmerksame Bürger gibt. Bei diesen Trickbetrügereien ist Bonn das mit am meisten belastete Gebiet. Zum Glück bleiben 99 Prozent der Fälle im Versuch stecken. Dank der Berichterstattung durch die Medien“, so Brohl-Sowa.

Andreas Koch, Leitender Polizeidirektor im Bonner Präsidium  hat für Betroffene einen guten Tipp: „Wichtig, das man bei solchen Anrufen immer eine andere Person mit einbezieht. Sei es ein Verwandter oder ein Nachbar. Dadurch wird der Kreis unterbrochen und die Betrüger legen auf.“

Dass Täter ihren Opfern jetzt sogar ein Taxi rufen, ist jedoch keine neue Masche. Sie suchen jede Möglichkeit, gerade ältere Menschen dazu zu bewegen, schnell zur Bank zu kommen, bestätigt Christian Gräßler, Erster Kriminalhauptkommissar und und Leiter des KK 24, zuständig für Betrugsdelikte. Und auch er hat eine Empfehlung: Die Täter suchen im Telefonbuch in der Regel nach Namen, bei denen sie davon ausgehen, dass die Personen älter sind – wie zum Beispiel Helmut oder Gertrude. „Wir empfehlen, sich erst gar nicht mehr im Telefonbuch eintragen zu lassen“, so Gräßler.

Zum Jahreswechsel nicht nur „falsche Polizisten“ unterwegs  ­– auch andere Betrugsmaschen ziehen

Und Polizeidirektor Koch warnt noch vor der Weihnachtszeit und dem Jahreswechsel: „Gerade jetzt nutzen Betrüger die Masche als Spendensammler, Paketzusteller oder Ableser, um in die Wohnung zu gelangen. Man muss misstrauisch bleiben.“

Für Husam Alkhatip war es ein guter Tag. Er freute sich über den Dank der Polizeipräsidentin und ihrer Kollegen – bekam dafür einen Plüsch-Polizisten fürs Taxi. Die Rechnung hat Gerda W. gerne bezahlt und legte sogar noch 20 Euro Trinkgeld obendrauf.

Zwei weitere Fälle von „falschen Polizisten“ in Bonn

Am Dienstag wurde eine 74-jährige Bonnerin von einem angeblichen Polizeibeamten angerufen und erklärte ihr, dass es in ihrem Wohnumfeld zu Einbrüchen kam und man nun Hinweisen nachgehe, dass auch ihre Wohnung betroffen sein könnte. Aus diesem Grund seien „Sicherheitsvorkehrungen“ nötig. Der Betrüger überzeugte schließlich die Frau zur Übergabe eines höheren fünfstelligen Betrags an einen Abholer, der angeblich Spuren in ihrer Wohnung sichern sollte.

Hierzu hat die Polizei Bonn vom Landeskriminalamt ein Phantombild anfertigen lassen, dass nun auf richterlichen Beschluss veröffentlicht wird.

Bei einem weiteren Fall am Mittwoch konnte die miese Tat durch einen Bankangestellten in Duisdorf verhindert werden. Dieser wurde misstrauisch und so kam es nicht zur Auszahlung der Summe.

In beiden Fällen laufen die Ermittlungen.

So verhalten sie sich richtig bei „falschen Polizisten“

  • Lassen Sie sich den Namen des angeblichen Polizisten nennen, legen Sie auf, rufen Sie Ihre örtliche Polizeibehörde über die Rufnummer 110 an und schildern Sie den Sachverhalt. 
  • Geben Sie unbekannten Personen keine Auskünfte über Ihre Vermögensverhältnisse oder andere sensible Daten.
  • Öffnen Sie unbekannten Personen nicht die Tür. Ziehen Sie eine Vertrauensperson hinzu. 
  • Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen an unbekannte Personen, angebliche Mitarbeiter von Polizei, Staatsanwaltschaft, Gericht oder Geldinstitut.
  • Wenn Sie Opfer eines solchen Anrufes geworden sind, wenden Sie sich in jedem Fall an die Polizei und erstatten Sie eine Anzeige.