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Hennefer mit cooler IdeePreisgekrönt: Ich mach dann mal Gras zu Papier

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„creapaper“-Geschäftsführer Uwe D´Agnone hatte vor acht Jahren die Idee, aus Gras Papier zu machen. 

Hennef – Papier und Kartons aus Gras? Das funktioniert? Und wie das funktioniert! Die Firma „creapaper“ in Hennef bereitet Heu für die Papierherstellung auf. Mit einem Riesenplus für die Umwelt: Denn das spart CO2-Emissionen und Wasser. Das Verfahren ist patentiert, also einmalig.

So simpel wie genial: „Gras wächst schnell nach“, erklärt Geschäftsführer Uwe D’Agnone. Kann die grüne Papier-Alternative auch Plastik-Produkte ersetzen? Sieht der Eierkarton aus Graspapier anders aus? D’Agnone hat mit dem EXPRESS über das nachhaltige Graspapier gesprochen.

Gras zu Papier: Idee dazu kam vor acht Jahren

Normalerweise wird Papier aus Holz-Frischfasern oder Recycling-Papier hergestellt. Vor acht Jahren wollte D’Agnone eine ergänzende Alternative entwickeln. Warum? Holz muss für die Papierherstellung aufwendig chemisch aufbereitet werden. „Stellen Sie sich vor, Sie möchten aus einer Tischplatte Toilettenpapier machen“, sagte der 57-Jährige aus Hennef. Man muss den Klebstoff Lignin, der das Holz hart macht, herausholen.

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Das kostet viel Wasser und setzt CO2 frei. D`Agnone suchte und fand eine passende Pflanze mit so niedrigem Lignin-Gehalt, dass sie sich ohne chemisches Verfahren zu Papier verarbeiten lässt: Gras.

Gras zu Papier: CO2 und Wasser sparen

Die Grasfasern sind kein Ersatzstoff, sondern werden mit dem klassischen Rohstoff Holz oder Altpapier kombiniert. „Aber wir versuchen den Grasfaser-Anteil möglichst hoch zu halten, mindestens ein Drittel und bis zu 50 Prozent“, sagte D`Agnone. Im Labor versuche man, den Anteil weiter zu erhöhen. Bei der Herstellung von Graspapier entstünden aber schon jetzt 75 Prozent weniger CO2-Emissionen als beim traditionellen Verfahren. Auch Wasser werde gespart.

Gras zu Papier: „creapaper“ bekam Innovationspreis

Laut D´Agnone kommt über die Hälfte des Holzes für unsere Papierherstellung aus Südamerika. Weite und umweltschädliche Transportwege erübrigen sich beim Rohstoff Gras. Das wächst schließlich fast überall. Der Faktor Nachhaltigkeit trifft einen Nerv: 2017 erhielt creapaper den Innovationspreis für Klima und Umwelt des Bundesumweltministeriums.

Gras zu Papier: Material von der Wiese

Der Rohstoff ist getrocknetes Gras, also das Heu, das Kühe fressen. Um Ärger zu vermeiden, verwendet D’Agnones Firma aber nur Überschussmaterial von sogenannten Ausgleichflächen. Für bebautes Land in einer Gemeinde muss zum Ausgleich eine unberührte, natürliche Fläche bestehen. Dort darf nichts angebaut werden, Bienen können sich austoben und auch diese Wiesen müssen ein bis zwei Mal im Jahr gemäht werden. Solches Heu verwendet creapaper.

Gras zu Papier: Rohstoff aus der Eifel

„Es gibt unfassbare Mengen. Der zehnfache Bedarf der Papierindustrie könnte damit gedeckt werden“, sagte D`Agnone. Und wer einen Garten hat, weiß: Gras wächst schnell nach. In getrockneter Form ist es ganzjährig verfügbar. „creapaper“ wird damit aus der Eifel beliefert.

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Die Heu-Pellets kann jede Papierfabrik weiterverarbeiten.

Eine Anlage in Düren reinigt zunächst mit Luft das Heu von Steinchen und Sand. Schritt zwei hängt vom Endprodukt ab. Soll das Papier Wasser abweisen oder wie Küchenrolle z.B. aufnehmen? Je nachdem wird das Heu geschnitten und gemahlen und im letzten Schritt in Pellets gepresst. „Jede Papierfabrik der Welt könnte das direkt verarbeiten ohne sich umzustellen“, sagte D`Agnone.

Heu kostet zwar weniger als Holz, das Graspapier kostet aber gleich viel wie klassisches Papier. Man produziere noch zu geringe Mengen, sagt D`Agnone. 28 Papierhersteller in Deutschland, Österreich, Schweiz, Holland und Irland benutzen schon die Heu-Pellets. Es sollen mehr werden, eine neue Anlage ist für dieses Jahr geplant. 

GraspapierBurgerbox

Plastik-Alternative: Burgerbox aus Graspapier.

Gras zu Papier: Vom Eierkarton bis zum Klopapier

Die Palette wird immer vielfältiger: Eierkartons, Toilettenpapier und Alternativen zu Plastik-Einwegprodukten. Letzteres hat durch die aktuelle Diskussion um Plastikverpackungen Priorität. Der Graspapierhalm für Limo oder Cocktail beispielsweise ist kompostierbar und wohl nicht so klebrig wie Strohhalme aus Pappe. Auch an einem Kaffeebecher wird getüftelt. Probleme mache noch die Temperatur. „Noch duftet der Kaffee nach Gras.“ Er ist aber optimistisch, bis Mitte des Jahres eine Lösung gefunden zu haben.

Zu finden sind Verpackungen aus Graspapier schon in allen Supermärkten laut D´Agnone – bei Aldi, Lidl, Norma, Rewe und Läden in Österreich und der Schweiz. Auch Marken wie der Versandriese OTTO oder Tee Gschwendner verwenden Graspapier. Woran Sie beim nächsten Einkauf Graspapier erkennen können? Das Papier wird nicht gebleicht und hat deshalb eine grünlich-gelbe Farbe. (lmc)