Euphorie und Wunden leckenNeuer Bonner Stadtrat jetzt auf grüner Welle

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Nach der Wahl vom 13. September gibt es neue Verhältnisse im Bonner Stadtrat. Die Grünen sind stärkste Kraft. Das Foto entstand anlässlich einer Ratssitzung zum Kurfürstenbad im Januar 2017.

von Stefan Schultz (stz)

Bonn – Die Bundesstadt geht in eine Stichwahl. Diese gab es zuletzt im Jahr 1999 zwischen OB-Amtsinhaberin Bärbel Dieckmann (SPD) und CDU-Herausforderer  Helmut Stahl. Das Ergebnis ist bekannt. Seit Montag läuft die zweite Phase des Wahlkampfes. Wer bekommt am 27. September die Stimmen der unterlegenen Kandidaten? Doch eine Sache steht schon fest: Bonn ist grüner.

Katja Dörner – grüne Spitzenfrau –  reagierte am Wahlabend ganz schnell. Sofort wurde der Hebel auf Stichwahl-Modus umgelegt – die neuen Wahlplakate standen bereit.

Wer auch immer in einigen Wochen auf dem Chefsessel im Alten Rathaus sitzt, ohne Mehrheit im Rat regiert es sich schlecht. Und da sitzen jetzt die Grünen am längeren Hebel. In Sachen Koalition wartet man die Stichwahl ab, aber knapp 28 Prozent bescheren den Grünen ein historisches Ergebnis. Ohne Sie geht in der Bundesstadt in den kommen fünf Jahren nichts.

Bonner Stadtrat: Grüne benötigen Koalitionspartner

Für die erfolgsverwöhnte CDU eine bittere Pille. „Es gibt wenig schön zu reden, das Wahlergebnis von gestern Abend tut gleich in mehrfacher Hinsicht weh. Mein Einzug in den Stadtrat gelingt erstmals nur über die Liste, 21 Jahre lang durfte ich – direkt gewählt – meine Heimat vertreten. Das Stadtratsergebnis insgesamt straft die CDU deutlich ab und belohnt zugleich unseren Koalitionspartner, die Grünen, mit deutlichen Zugewinnen, obwohl wir die Geschicke dieser Stadt seit 11 Jahren gemeinsam lenken“, so CDU-Spitzenkandidat Guido Déus.

Das Bild zeigt sich auch in den vier Bonner Bezirksvertretungen.

Im Bezirk Bonn – dem einwohnerstärksten – fuhren die Grünen fast 34 Prozent ein. Die CDU verlor knapp 6 Prozent und so dürfte die bisherige Bezirksbürgermeisterin Brigitta Poppe-Reiners auch die neue Bezirksbürgermeisterin sein.

Bonner Stadtrat: CDU-Mann Déus verzichtete auf Kandidatur als Bezirksbürgermeister

Einen neuen Bezirksbürgermeister wird es in Beuel geben. Déus trat für dieses Amt nicht mehr an, doch auch hier geht nichts ohne die Öko-Partei. Mit 36 Prozent liegen die Grünen acht Punkte vor den Christdemokraten.

Verluste, aber so gerade noch stärkste Partei ist die CDU von Bezirksbürgermeister Christoph Jansen in Bad Godesberg. Die Grünen holten auch dort gut 11 Prozent auf und sitzen Jansen im Nacken.

In Hardtberg bleibt die CDU stärkste Fraktion  – dies auch mit deutlichen Vorsprung. Offen bleibt, wer Nachfolger der nicht mehr angetretenen Petra Thorand (CDU) wird.

Bonner Stadtrat: SPD mit nur zwei Direktkandidaten

Der große Verlierer der Wahl sind die Bonner Sozialdemokraten. Ob Stadtrat oder Bezirksvertretungen – überall Verluste. In den Rat ziehen sie mit nur zwei Direktkandidaten ein: Peter Kox und Nico Janicke.