Er wollte sie nur für sichSchlosser (47) nach Bajonett-Attacke vor Bonner Gericht

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Der Angeklagte musste sich vor dem Bonner Gericht wegen versuchten Totschlags verantworten.

Bonn/Niederkassel – Es war nach Rosenmontag, in der Nacht zum 25. Februar 2020. Gegen halb drei Uhr morgens wird eine 19-jährige Schülerin durch Hilfeschreie aus dem Schlaf geweckt, auch ihr 18-jähriger Freund, der auf der Couch nebenan schläft, schreckt auf und ist beunruhigt.

Das junge Paar beschließt sofort auf die Straße zu gehen und das Wohnviertel mit dem Auto abzufahren. Dann begegnet die 19-Jährige zunächst einem Mann auf Socken, der die Schuhe in der Hand trägt, und davon läuft.

Bonn: Junges Paar bietet verängstigter Frau Hilfe an

„Von diesem Moment an“, erinnerte sich am Donnerstag (3. September) die Schülerin als Zeugin vor dem Bonner Landgericht, „hatte das Schreien aufgehört“. Kurz darauf trafen sie auf eine Frau - verängstigt, mit verheultem Gesicht - die aus dem Dachfenster zwei Häuser weiter nach Hilfe geschrien hatte.

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Das Paar bot ihr Hilfe an, sie gaben ihr Schutz in der Wohnung ihrer Eltern und riefen die Polizei. Was die 35-Jährige dann erzählte, war das Grauen.

Mann attackiert Lebensgefährtin mit Bajonett

Vor dem Bonner Schwurgericht muss sich seit Donnerstag ein 47-jähriger Schlosser aus Niederkassel wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Der Staatsanwalt wirft ihm vor, seine Lebensgefährtin, mit der er einen gemeinsamen kleinen Sohn hat, grausam misshandelt und schließlich - in Todesabsicht - mit einer Bajonettspitze gegen den Kopf attackiert zu haben.

Den Angriff habe sie mit ihrer Hand abwehren können. Der Grund für den ungebremsten Zorn des Angeklagten soll extreme Eifersucht gewesen sein. Er hatte Angst, dass die 35-Jährige zurück zu ihrem Ehemann geht, mit dem sie zwei Töchter hat.

Angeklagter gesteht vor Bonner Gericht Eifersuchtstat

Der Angeklagte hat am ersten Prozesstag - über eine karge Verteidigererklärung - gestanden, dass es zu einer „körperlichen Auseinandersetzung“ gekommen sei, wobei auch sie ihn „bespuckt und getreten“ haben soll.

Auch räumte er ein, dass er den sicheren Verdacht hatte, dass sie wieder mit ihrem Ex-Mann zusammen war. „Mit den Schlägen“, so hieß es in der Einlassung, habe er „ihr Angst machen wollen, damit sie beeindruckt ist und wieder von dem anderen Mann ablässt“, der angeblich ein Alkoholiker ist.

Bonn: Angeklagter gab bereits Sarg in Auftrag

„Ich wollte, dass sie wieder zurückkommt und für unseren Jungen wieder eine liebevolle Mutter ist.“ Später ergänzte der Angeklagte mit eigenen Worten: „Ich bereue, was ich getan habe. Das macht man nicht mit Frauen.“ Dabei schaute er direkt in das Gesicht der Frau, die ihm als Nebenklägerin direkt gegenüber saß.

Die 35-Jährige schien keinerlei Groll gegen den Mann zu haben, der sie in der Nacht mit seiner anhaltenden Gewalt und Psychoterror stundenlang in Todesangst versetzt - und auch erheblich verletzt hatte. Mit den Worten: „Stirb, Du Hure“, hatte er ihr sie beleidigt, und ihr dabei in den Unterleib getreten.

„Lebend kommst du hier nicht raus“, hatte er wiederholt gedroht und - wie makaber - die Mutter wie auch die Tochter der Lebensgefährtin angerufen und erklärt, dass „sie schon mal den Sarg bestellen könnten.“

Bonner Richter lobt Zivilcourage von jungem Pärchen

Als der Angeklagte am Schluss versucht haben soll, sie mit einem Kissen zu ersticken, gelang es ihr, sich loszureißen, ein Fenster zu öffnen und laut um Hilfe zu schreien.

Dass sie gehört wurde, war womöglich ihre Rettung. Kammervorsitzender Klaus Reinhoff jedenfalls dankte gestern dem jungen Paar, das nachts aufgebrochen ist, um zu helfen. „Das ist heute nicht mehr selbstverständlich.“ (ucs)