Corona-AuflagenBonner Kinos dürfen wieder öffnen – und bleiben erst mal zu

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„Theoretisch" startklar: Die WOKI-Inhaber Vincent Bresser (l.), Tobias Kraemer und Felix Bresser (r.) und ihr Team haben ein Hygiene-Konzept entwickelt.

von Béla Csányi (bc)

Bonn – Kino-Sessel statt Couch, Leinwand statt Fernseher – ab dem 30. Mai könnten die Bonner Kinos wieder öffnen. Nachdem lange unklar war, unter welchen Auflagen der Neustart erfolgt, gab es am Donnerstag um 18 Uhr alle Infos vom Land NRW.

„Wir haben im Hintergrund schon am Konzept gearbeitet", sagte Felix Bresser, Theaterleiter des WOKI. Das Hygiene-Konzept habe man vorbereitet, die Bestimmungen in der Verordnung vom Donnerst habe man so auch erwartet.

Vor Mitte Juni wird das WOKI den Betrieb allerdings nicht wieder aufnehmen. Wie in vielen anderen Kinos, die am Wochenende noch nicht öffnen, gibt es bis dahin noch einiges zu erledigen – unter anderem bei der Schulung der Mitarbeiter.

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Kinos in NRW warteten lange auf Verordnung zur Wiedereröffnung

Alle Kinos in NRW warteten lange auf die Ansage vom Land, das sorgte für Frust und Unverständnis. In vorigen Pressemitteilungen war zuvor die Rede von folgenden Bedingungen für die Wiedereröffnung: Einhaltung des 1,5 Meter-Abstands, ein Zutrittskonzept und mehr Ordner.

„Das Land muss nun erklären, wie es sich das vorstellt", sagte Vize-Stadtsprecher Marc Hoffman am 11. Mai. Die Stadt Bonn rechnete in den Folgetagen mit der Veröffentlichung der Rahmenbedingungen, doch die Antwort zog sich hin.

NRW-Verordnung zu Kinos beinhaltet Abstandsregel und verlangt Hygienekonzept

Vom Landesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales hieß es auf EXPRESS-Anfrage zwischenzeitlich, Einzelheiten zu den Regelungen würden noch erarbeitet.

In der jetzt veröffentlichten Verordnung ist die Abstandsregelung von 1,5 Metern sowie ein obligatorisches Hygienekonzept enthalten. Zwischen allen Besuchern müssen drei Sitze freigehalten werden, maximal ein Viertel der Plätze soll belegt werden. Einfach umzusetzen ist das allerdings nicht,

Umsetzung der NRW-Verordnung bedeutet hohen Aufwand für Kinos

„Wir dürfen maximal ein Viertel der möglichen Besucher ins Kino lassen. Dazu kommt aber die Vorgabe der Abstandsregel“, berichtet Felix Bresser. Kommen beispielsweise nur Einzelpersonen, muss neben jedem Kinogänger ein Abstand von drei Sitzen eingerechnet werden.

Kommt beispielsweise eine vierköpfige Familie, dürfen alle nebeneinander sitzen, erst daneben müssen wieder drei Plätze frei bleiben. Diese dynamische Regelung sei auch für die Programmierung der Buchungssysteme eine große Herausforderung.

Bonner WOKI unsicher, ob Wiedereröffnung finanziell lohnt

Ob sich die Wiedereröffnung aber lohnt, werden erst die kommenden Wochen zeigen. „Wir rechnen mit einer Auslastung von 30 Prozent, bei einem Personalschlüssel von 120 Prozent," sagte Bresser. Um das Hygiene-Konzept umzusetzen, müsste das WOKI mehr Leute einstellen.

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Unsicherheit herrschte lange auch über den Verkauf von Snacks und Getränken, doch ein Verbot ist in der Verordnung nicht enthalten. Popcorn und kühle Getränke dürfen daher wieder angeboten werden – finanziell immerhin ein Hoffnungsschimmer.

Kinos können bei Wiedereröffnung nur auf begrenzte Filmauswahl zurückgreifen

Bei der Filmauswahl müssen die Betreiber kreativ werden, da die Verleiher derzeit keine aktuellen Filme rausbringen. Neustarts wurden, wie beispielsweise beim neuen James Bond, auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

„Die Filme, die kurz vor dem Lockdown gelaufen sind, haben wir im Programm. Außerdem haben wir eine sehr gut laufende Klassiker-Reihe, das wollen wir ausbauen“, sagte Felix Bresser.

Vor Wiedereröffnung: Wie sieht das WOKI-Hygiene-Konzept aus?

Das WOKI hat im Warte-Modus schon Pläne geschmiedet: Spuckschutzwände, Masken und Absperrbänder seien bestellt, sagt Bresser. Es gebe bereits ein Konzept, wie die Besucher das Kino betreten und verlassen können.

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Um Kontakt-Möglichkeiten zu vermeiden, können statt vier bis sieben Filmen nur drei Filme am Tag gezeigt werden. Die Zeit vor und nach den Vorstellungen müsse „entzerrt" werden, um Schlangenbildungen zu vermeiden, erklärt Bresser.

Schwere Lage für Kinos: Hohe Fixkosten bei deutlich reduzierten Einnahmen

Wie hat das WOKI die Zwangs-Pause bisher überlebt? „Die Soforthilfe hat uns sehr geholfen, aber unsere Fixkosten sind fünfstellig. Wir haben ein großes Gebäude und viele Mitarbeiter", sagt Bresser.

„Wir mussten kreativ werden, um Einnahmen zu machen", sagt Bresser. Mit dem befreundeten Bonner Klamotten-Laden „Rednib" brachte das Woki eine T-Shirt-Linie heraus. Und der Aufruf zum Gutschein-Kauf animierte viele Kino-Fans. „Wir sind darüber sehr glücklich", sagt Bresser.

„Theoretisch startklar": WOKI sieht Autokino kritisch 

Bresser ist sich sicher: Der Start nach der Corona-Pause wird für die Kinos finanziell schwierig. Das neue Autokino in Dottendorf als zusätzliche Konkurrenz sieht er kritisch.

In einem Facebook-Post berichtete das WOKI von einer „Goldgräberstimmung" im Vorfeld der Genehmigung des Autokinos. Und Bresser sagt ganz klar: „Kino findet im Kino statt. Mit tollem Sound und super Bild." Für ihn ist es fragwürdig, ob das Autoradio da mithalten kann. (lmc, bc)