Bordellgründer sollte in Bonn aussagenEx-„Pascha“-Boss verschwunden – BKA ermittelt

pascha-chef hermann müller

Hermann Müller steht 2014 vor dem Kölner Großbordell „Pascha“, auf das zahlreiche Buttersäure-Anschläge verübt wurden. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Bonn/Köln – Mehr als sechs Jahre nach den Buttersäure-Anschlägen auf das „Pascha“ stand jetzt einer der mutmaßlichen Täter in Bonn vor Gericht. Dieter B. (39, Name geändert) soll mit den Stinkbomben versucht haben, Ex-Puff-Chef Hermann Müller (68) zu erpressen.  Müller war als Zeuge geladen – doch der „Pascha“-Gründer ist nicht auffindbar…

Dieter B. musste sich wegen versuchter räuberischer Erpressung vor dem Amtsgericht verantworten.  Der ehemalige Security-Mitarbeiter des „Paschas“ und ein angeblicher Komplize hatten sich am 19. März 2014 mit dem Bordell-Chef getroffen. In einem Restaurant in Bornheim.

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Gesprächsinhalt war laut Anklage eine vermeintliche Forderung über 100.000 Euro. Der Angeklagte soll sich als Drahtzieher der Buttersäure-Anschläge bezeichnet und dem damaligen „Pascha“-Boss gedroht haben: „Dein Leben wird dir doch 100.000 Euro wert sein.“

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Seit Ende 2013 hatte es in dem Kölner Großbordell (120 Zimmer) immer wieder nach Erbrochenem und faulen Eiern gestunken. Insgesamt rund 30-mal war auf den Fluren Buttersäure ausgekippt worden. Hermann Müller hatte damals gegenüber der Kripo den Verdacht geäußert, dass Dieter B. und dessen Kumpel dahinterstecken würden (EXPRESS berichtete). Obwohl die Stinkereien weitergingen, zahlte Müller die 100.000 Euro nicht. 

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Die Buttersäure-Anschläge hörten allerdings auf, nachdem der „Pascha“-Gründer Fahndungsplakate mit Fotos der „Erpresser“ drucken ließ und eine saftige Belohnung für Hinweise aussetzte. Die Plakate musste er – unter anderem auch in Bonn – direkt wieder abhängen lassen, weil sie gegen die Persönlichkeitsrechte verstießen.

Auf diesen hatte Müller die Telefonnummer seines Wohnsitzes in Österreich angegeben. Dort ist er inzwischen aber abgemeldet, wie Amtsrichter Gerd Kathstede am Montag in der Verhandlung erzählte. Die Zeugenladung habe daher nicht zugestellt werden können.

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Kathstede: „Wo der jetzt ist, keine Ahnung.“ Zuletzt sei der Bordell-König bei einem Pokerturnier 2020 in Tschechien aufgetaucht. Jetzt soll das Bundeskriminalamt (BKA) den Aufenthaltsort von Müller ermitteln.

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Der Prozess gegen Ex-Security Dieter B. war schnell zu Ende. Der Anklagevorwurf wurde auf „versuchte Erpressung“ reduziert und das Verfahren gegen Zahlung von 10.000 Euro ans Bonner Frauenhaus vorläufig eingestellt.

Dieter B. hatte die Vorwürfe teilweise zugegeben, aber vor allem eine Todesdrohung bestritten. Der 39-Jährige ist zudem nicht vorbestraft. „In der Branche, über die wir hier sprechen, ist das fast eine Ausnahmeerscheinung“, meinte der Richter.