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Parken in Bonn muss teurer werdenEinzelhandel will ein Wörtchen mit grüner OB reden

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Grünen-Politikerin Katja Dörner ist neue Bonner Oberbürgermeisterin.

von Marion Steeger (MS)

Bonn – Ab 1. November hat die Bundesstadt Bonn ihre erste grüne Oberbürgermeisterin. Im EXPRESS-Gespräch erläuterte Katja Dörner (44) ihre Pläne.

Eine ihrer Forderungen: Parken in Bonn muss teurer werden, um die Menschen zum Umsteigen auf ÖPNV oder Rad zu bewegen. Auf diese Forderung reagiert jetzt der Bonner Einzelhandelsverband.

Bonner Einzelhandel möchte übers Parken reden

Vorsitzender Jannis Vassiliou erklärt: „Wenn alles in Bonn stimmen würde, könnte man über eine Erhöhung der Parkgebühren in der Innenstadt nachdenken. Aber das ist bei weitem nicht der Fall. Das Hauptproblem in Bonn ist der Pendlerverkehr, der aus dem Rhein-Sieg-Kreis und Euskirchen nach Bonn kommt, und nicht der Verbraucher, der die Innenstadt besuchen möchte, um einzukaufen und Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen.“

Vassiliou erläutert, dass für „diesen Kreis die Parkhäuser um die Innenstadt herum gebaut“ wurden. Die Innenstadt selbst sei autofrei. Bonn habe in NRW die im Verhältnis die größte Fußgängerzone.

Bonner Einzelhandel setzt auf Gespräch mit grüner OB

Doch der Verbandschef macht klar: „Trotzdem ist die vorgeschlagene Verteuerung der Parkgebühren in der Innenstadt der falsche Weg, solange der ÖPNV keine wirkliche Alternative zum Auto anbietet, z.B. durch günstigere Preise, freie Park & Ridemöglichkeiten, bessere Taktung und Erreichbarkeit der Wohnorte auch im Rhein-Sieg-Kreis, aus dem Tausende von Arbeitnehmern täglich kommen.“

Der Einzelhandelsverband biete Katja Dörner „gerne Gespräche an, um gemeinsam sachliche und pragmatische Lösungen zu finden, die der Stadt, dem Bürger und der Umwelt zugutekomme“.

Jannis Vassiliou begrüßt Dörners Äußerung „Ich werde Oberbürgermeisterin aller Bonnerinnen und Bonner sein“ und hofft auf „eine gute und konstruktive Zusammenarbeit“.

Bonns grüne Oberbürgermeisterin: Vorbereitung aufs Spitzenamt

Im EXPRESS-Gespräch hatte Dörner sich unter anderem zu ihrer Situation nach der Wahl geäußert: „Ich bin jetzt deutlich mehr in der Realität angekommen, habe seit Montag nach der Wahl mein ‚Oberbürgermeisterinnen-Vorbereitungsprogramm‘ begonnen“, schmunzelt Dörner. Bei internen und externen Gesprächen bereitet sich die 44-Jährige „bestmöglich auf den 1. November vor“.

Auch mit dem noch amtierenden Oberbürgermeister Ashok Sridharan habe sie gesprochen, mit „den Dezernentinnen und Dezernenten Termine vereinbart“. Dörner setzt dabei auf Vier-Augen-Gespräche.

Grüne OB: Drei geschützte Radwege schaffen

Verkehr war eins der Top-Themen der Grünen-Politikerin. Was will sie konkret anpacken? „Drei geschützte Radweg in einer Art Schnellprogramm“, erläutert Bonns künftige Stadtchefin. Im Blick hat sie Oxfordstraße und Bertha-von-Suttner-Platz. „Mit der Fachverwaltung werde ich detaillierte Planungen besprechen.“ Dörner erläutert: „Ich werde nicht im 12. Stock des Stadthauses sitzen, auf den Stadtplan schauen und einfach etwas entscheiden.“

Womit schon mal klar ist, dass Bonns Oberbürgermeisterin ihr Büro im Stadthaus und nicht im Alten Rathaus beziehen wird: „Hier sind die Wege zu Verwaltung kurz, das ist praktisch. Zudem steht der Aufwand, das OB-Büro zurück ins Alte Rathaus zu legen, in keinem Verhältnis.“

Bonner Oberbürgermeisterin: Dächer und Fassaden begrünen

Auch ein Top-Thema Dörners: der Klimaschutz. „Die Verkehrsfrage ist dabei der zentrale Hebel. Das kann man nicht getrennt voneinander diskutieren. Jetzt muss erst mal das Klimainvestitionspaket erarbeitet werden – mit dem Schwerpunkt Fotovoltaik. Damit sich auch die Bürgerinnen und Bürger beteiligen können, setze ich auch auf mehrere kleinere Maßnahmen wie Dach- und Fassadenbegrünungen.“

Was Katja Dörner wichtig ist: „Die Maßnahmen sollen positive Auswirkungen auf das örtliche Handwerk haben. Und das ist gerade in der Corona-Phase wichtig, dass kleine mittelständische Unternehmen durch solche Projekte unterstützt werden.“

Bonner Oberbürgermeisterin: Brauchen mehr Wohnraum

Beim Thema Wohnraum wird Katja Dörner energisch: „Die Stadtentwicklungsgesellschaft muss endlich auf den Weg gebracht werden. Die Stadt muss mit Land und Bund über Flächen verhandeln wie die alte Poliklinik, die alte Diplomatenschule in Ippendorf. Es müssen Flächen auch für öffentlich geförderten Wohnraum ermittelt werden.“ Sie selbst erlebe im Bonner Norden gerade, wie ein privater Investor Wohnhäuser mit einer Etage aufstockt: „Die Frage ist eben auch, wo nachverdichtet werden kann. Ich kann nicht erkennen, dass die Stadt dieser Frage intensiv nachgegangen ist.“

Bonner Oberbürgermeisterin: Kritik an eigener Partei

Die Bonner Grünen „regierten“ in der sogenannten Jamaika-Koalition mit CDU und FDP jahrelang mit. Sind dort Fehler von Dörners Partei gemacht worden? Die langjährige Bundestagsabgeordnete deutlich: „Ohne Frage beim Thema Verkehr. Das ist keine zufriedenstellende Bilanz der letzten elf Jahre zum Beispiel bei der Fahrradinfrastruktur oder dem ÖPNV. Da ist die letzten zwei, drei Jahre auf die Tube gedrückt worden. Aber: Auf der Strecke gab es Verzögerungen im Betriebsablauf, um im Fachjargon zu bleiben.“

Die künftige Bonner Oberbürgermeisterin ist sicher, dass man bei der Preisgestaltung im VRS durchaus was machen kann: „Die nötige Verkehrswende und was das für den ÖPNV bedeutet – dieses Thema ist inzwischen auch bei den anderen Parteien angekommen. In Sachen Tarifstruktur bin ich hoffnungsvoll, was die Diskussionen in den VRS-Gremien angeht. Dabei muss auch über andere Finanzierungsmöglichkeiten auf Landes- und Bundesebene nachgedacht werden. Ich glaube, da ist Musik drin.“

Bonner Oberbürgermeisterin: Müssen Parken teurer machen

Auch das Thema Parkraumbewirtschaftung will Dörner anpacken: „Warum ist es in Bonn attraktiver, mit dem Auto in die Stadt zu kommen als mit der Bahn? Das muss man anders handhaben.“ Auf Nachfrage wird Dörner deutlich: „Wir müssen das Parken teurer machen!“

Apropos Parken: Die Stadthausgarage würde Dörner gerne abends für Anwohner der Altstadt mit Anwohnerparkausweis zur Verfügung stellen, um so die Parksituation im Viertel zu entschärfen.

Bonner Oberbürgermeisterin: Mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben

In ihrer Amtszeit will die Mutter eines Sohnes „zweigleisig“ agieren: „Mit schnellen und einfachen Lösungen und einem Gesamtkonzept für die Stadt, das man aber nicht innerhalb eines Jahres hinbekommen kann. Mit Blick auf die Klimaziele haben wir keine Zeit zu verlieren.“

In der Bonner Wirtschaft gibt es skeptische Stimmen, wenn es um ein mögliches Bündnis Grüne/SPD/Linke geht. Dörner entspannt: „Ich werde wie schon als Bundestagsabgeordnete mit der Wirtschaft in einem engen Austausch sein. Kleine und mittelständische Unternehmen sind das Rückgrat der Bonner Wirtschaft.“ Die Politikerin schmunzelt: „Auch mit grünen Ideen kann man sehr gut schwarze Zahlen schreiben.“

Bonner Oberbürgermeisterin: Drei Wünsche für die Amtszeit

Aber sie stellt auch klar: „Ich werde Oberbürgermeisterin aller Bonnerinnen und Bonner sein. Es ist nicht meine Aufgabe, nur die Interessen meiner Partei zu vertreten.“

Drei Wünsche hat Katja Dörner für ihre Amtszeit: „Eine gute Zusammenarbeit mit dem Verwaltungsvorstand halte ich für sehr wichtig. Ich wünsche mir ein ehrliches Feedback aus der Stadtgesellschaft. Und ich hoffe, dass ich mir ein Stück Normalität bewahren kann. Das sind so simple Dinge, wie mit dem Fahrrad durch die Stadt zu fahren oder dass ich weiterhin mit meinem Kind zum Fußballtraining gehen kann.“