Bonner Wetterfrosch Karsten BrandtIn Zukunft 40-Grad-Temperaturen über mehrere Wochen

84497569

Der Bonner Meteorologe befürchtet, dass Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad in Zukunft zum sommerlichen Dauerzustand werden könnten. (Symbolfoto)

von Stefan Schultz (stz)

Bonn – Bonn schwitzt. Bei Temperaturen deutlich über 30 Grad tut jede Abkühlung gut – ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen ist ein Muss. Wie schon in den Jahren 2018 und 2019 zeigt sich der Sommer von seiner sonnigen und heißen Seite – auch wenn der Juli den einen oder anderen Hänger hatte.

„Eigentlich war der Juli so, wie es sich für unsere Region gehört“ erklärt Meteorologe Dr. Karsten Brandt im Gespräch mit dem EXPRESS. Für ihn ist die aktuelle Wetterlage „besorgniserregend“ und wie in den letzten zwei Jahren ist es viel zu trocken und viel zu heiß. „Der Wandel des Wetter ist immens und hat durchaus eine Dramatik“, so Brandt.

Fürs kommende Wochenende prognostiziert Brandt, der Chef von „donnerwetter.de“, zwar fallende Temperaturen – diese steigen jedoch zu Wochenbeginn wieder.

Alles zum Thema Wetter

Doch die Wettervorhersagen werden auch nicht einfacher. „Eine genaue lokale Vorhersage wird schwieriger. Das ist ein bisschen so wie mit Luftblasen im einem Kochtopf. Der überregionale Blick ist immer einfacher.“ Im Klartext: Beim Blick auf die Deutschlandkarte ist es einfacher zu sagen, dass es im Süden von NRW regnen wird. Ob der Regen aber in Wesseling oder in Bonn runterkommt, ist bei der Vorhersage dann deutlich schwieriger.

Wetterfrosch Karsten Brandt: Städte müssen grüner werden

„Seit Beginn der 2000-Jahre hat sich das Wetter extrem geändert. Natürlich gab es auch früher mal extrem heiße Sommer, das waren aber Ausreißer wie zum Beispiel 1947 oder 1976“, so Brandt.

Für den Meteorologen steht fest, dass Schlimmeres verhindert werden muss. „Wir müssen jetzt mal 30 Jahre weiterdenken. Da haben wir dann nicht nur zwei Wochen um die 40 Grad, das wird dann mehrere Wochen so andauern. Es geht ja auch nicht, dass sich jeder Bürger dann eine Klimaanlage ins Haus oder die Wohnung setzt. Dann können wir unsere Klimaziele gleich vergessen“.

Seine Forderung: Städte müssen grüner und damit die Luft dort kühler werden. Als Beispiel nennt er das italienische Mailand oder Lüttich in Belgien. Dort werden die Städte gerade komplett auf Grün gedreht. Zusätzlich muss auch die Dachbegrünung vorangehen. „Irgendwann wird in Zukunft das Grünflächenamt die wichtigste Behörde sein. Wir müssen Bäume als unser Kapital betrachten, das es zu schützen gilt. Lokal haben wir die Chance etwas dagegenzusetzen.“ Und mit einem Seitenhieb stellt er noch fest, dass Baumpflanzaktionen ja eine schöne Sache sind, die Bäume jedoch auch an die richtige Stelle müssen.

Wetterfrosch Karsten Brandt: Hitze mit vielen Nebenwirkungen

Und dann macht der Meteorologe noch auf etwas anderes aufmerksam, was bei der enormen Hitze zu beachten gibt. Neben Herz-Kreislaufproblemen führen Schlafprobleme auch zu einem Produktivitätsverlust. Brandt. „Die Reaktionszeiten bei Hitze verlangsamen sich und eine belgische Studie hat ergeben, dass bei diesem Wetter mehr Unfälle passieren, da die Menschen unkonzentrierter sind. Das betrifft den Straßenverkehr aber auch Bedienfehler an einer Maschine.“