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Bonner 33 Jahre im US-KnastJens Söring schrieb Freund: Jetzt ist endlich alles vorbei

Jens Söring

Jens Söring soll aus dem Gefängnis entlassen und nach Deutschland abgeschoben werden.

von Iris Klingelhöfer (iri)

Bonn/Dillwyn (Virginia) – Die Nachricht war ein Paukenschlag, mit dem viele nicht mehr gerechnet haben: Der Bonner Diplomatensohn Jens Söring (53), der wegen Doppelmordes seit mehr als 33 Jahren im US-Knast schmort, kommt frei. Am Montag US-amerikanischer Zeit war Sörings 15. (!) Bewährungsantrag erfolgreich. Das für Begnadigungen im Bundesstaat Virginia zuständige Gremium (Parole Board) entschied, dass Söring entlassen und nach Deutschland abgeschoben werden soll.

Eine umfassende Begnadigung lehnte Gouverneur Ralph Northam zwar ab. Auch soll der 53-Jährige mit einem Wiedereinreiseverbot belegt werden. Damit wird Jens Söring aber leben können.

„Wir freuen uns sehr für und mit Jens Söring über die positive Entscheidung des Parole Boards, die es ihm ermöglicht, nach Deutschland zurückzukehren“, hieß es in einer Erklärung seiner Bonner Anwälte Dr. Christian Mensching und Professor Andreas Frieser. 

Jens Söring: Inzwischen aus der Gefängniszelle raus

Inzwischen befindet sich ihr Mandant nicht mehr in seiner Gefängniszelle, sondern sitzt in Abschiebehaft der US-Einwanderungspolizei. Die Deutsche Botschafterin in Washington hat erklärt, dass sie davon ausgehe, dass Jens zirka sieben bis zehn Tage in Abschiebehaft bleibt und dann nach Deutschland zurückkehrt. 

Sörings Freund Dr. Wolfgang Welsch sagte bereits am Dienstag dem EXPRESS: „Er wird jetzt relativ schnell rauskommen, ich bin mir ganz sicher, noch vor Weihnachten.“ Welsch hatte erst Ende September Infos von Jens erhalten. „Er schrieb mir, dass er sehr angespannt sei. Die letzten zwei Wochen seien die stressigsten seiner gesamten Haft gewesen.“

Jens Söring schrieb einem Freund: Jetzt ist endlich alles vorbei

Söring berichtete seinem Freund, dass zunächst zwei Ermittler, die für den Begnadigungsausschuss arbeiten, bei ihm gewesen seien und ihn vier Stunden lang verhört hätten. Danach sei eine „besondere“ Mitarbeiterin des Bewährungsausschusses gekommen und habe ihn 45 Minuten lang interviewt. „Jens schrieb: Jetzt ist endlich alles vorbei. Es gäbe starke Anzeichen dafür, dass bald eine Entscheidung gefällt würde“, so Dr. Wolfgang Welsch . 

Der Fall Jens Söring: Seit mehr als 33 Jahren sitzt der Bonner Diplomatensohn im Gefängnis in Dillwyn (Virginia). Eine unfassbar lange Zeit, in der er gekämpft, gelitten hat, in der er zeitweise mit seinen Kräften am Ende schien.  Wie oft wird er an seine große Liebe Elizabeth Haysom gedacht   und seine damalige Naivität verflucht haben…

33 Jahre im US-Knast: Ein Horrorfilm, der wie ein Märchen begann

Es war ein Horrorfilm, der wie ein Märchen begann. Im Dezember 1984 verliebten sich Jens und Elizabeth an der Elite-Universität Virginia. Der hochbegabte Diplomatensohn mit der dicken Brille und die amerikanische Schönheit – ein ungleiches Paar. Der 18-jährige Nerd ohne jede Erfahrung mit Mädchen konnte sein Glück kaum fassen. Und so gestand er vier Monate später eine Tat, die er angeblich nicht begangen hat.

In der Nacht zum 31. März 1985 wurden Elizabeth’ Eltern in ihrem Haus in Bedford County auf bestialische Weise ermordet. Die Leichen waren mit Messerstichen übersät. Ein regelrechtes Blutbad. Im Herbst 1985 fiel der Verdacht auf die Tochter der Opfer und ihren deutschen Freund. Das Paar floh daraufhin nach Europa, Asien und schließlich zurück nach England, wo die beiden im Frühling 1986 festgenommen wurden. Nach ihrer Auslieferung wurden Jens und Elizabeth im Sommer 1990 in Virginia der Prozess gemacht.

Jens Söring nahm die Schuld auf sich – aus Liebe und Naivität

Der Bonner Diplomatensohn nahm den Doppelmord auf sich – aber angeblich nur, um Elizabeth vor der Todesstrafe zu bewahren. Denn sie soll ihm gebeichtet haben, dass sie es war, die ihre Eltern umgebracht hat. Sie soll ihre Eltern gehasst haben, soll von ihnen sexuell missbraucht worden sein.

„Du muss mir helfen, sonst braten sie mich“, soll Elizabeth Jens angefleht haben. Dieses Versprechen gab er ihr. Denn naiv glaubte er, dass er als Diplomatensohn vor Strafverfolgung geschützt sei. Ein fataler Irrtum.

Bonner Diplomatensohn wurde zu zweimal „lebenslänglich“ verurteilt

Am 4. September 1990 wurde der Elite-Student zu zweimal „lebenslänglich“ verurteilt. Obwohl sein Geständnis grobe Fehler enthielt und viele Beweise gegen ihn als Täter sprachen. Unter anderem konnte von 42 gesicherten Blutspuren keine ihm zugeordnet werden. Auch ein blutiger Sockenabdruck am Tatort stimmte nicht mit seiner Fußgröße überein.  Elizabeth Haysom bekam 90 Jahre Knast wegen Anstiftung zum Mord. 

Nach dem Doppelmord-Urteil begann für Jens Söring der Kampf seines Lebens

Für Jens begann der Kampf seines Lebens. Er schrieb Bücher, gab unzählige Interviews und legte mehr als ein Dutzend Mal „Parole“ (Antrag auf vorzeitige Freilassung auf Bewährung) ein. Sein großer „Freundeskreis“ in Deutschland unterstützt ihn, aber auch Promis wie Schauspieler Tom Hanks und Krimi-König John Grisham.

Jens Söring zählte zahlreiche Prominente zu seinen Unterstützern

„In Jens’ Fall sind so viele Unstimmigkeiten zwischen seinem Geständnis und dem Tatort“, erklärte der Bestsellerautor. Alles stütze sich auf ein falsches Geständnis, so Grisham. „Weil es keinen anderen Beweis gibt, um Jens als Mörder zu überführen.“ Im Doku-Film „Das Versprechen“ (2016) zeigte sich selbst der ehemalige führende Mordermittler von Sörings Unschuld überzeugt.

Laut Dr. Wolfgang Welsch war für die Freilassung seines Freundes Jens mit ausschlaggebend, dass sich „so viele hochkarätige Personen für ihn eingesetzt haben“.  Darunter auch Amanda Knox, der „Engel mit den Eisaugen“.  Sie war in Italien wegen Mordes an einer Studentin zu 28,5 Jahren Haft verurteilt und in letzter Instanz freigesprochen worden.