Stichwahl in BonnOberbürgermeisterin: Grüne Katja sorgt für Wechsel-Sensation

Bonn_Dörner

Grünes Freudenfest: Die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner (m.) mit Annette Standop und Tim Achtermeyer

von Marion Steeger (MS)

Bonn – Abgewählt: Ashok Sridharan (55) hat den Kampf ums Bonner Rathaus verloren. Der CDU-Politiker unterlag Herausforderin Katja Dörner (44) von den Grünen in der Stichwahl. Und zwar sehr deutlich.

Deutliches Ergebnis für den Wechsel

Die Botschaft ist klar: Die Bonner wollen den Wechsel – nicht nur in Rat und Bezirksvertretungen, sondern auch beim höchsten politischen Amt. 

Der Abstand zwischen Dörner und Sridharan liegt bei knapp 13 Prozent. Die 44-Jährige kommt auf 56,3 Prozent der Stimmen, Sridharan auf 43,7 Prozent. 

Alles zum Thema Oberbürgermeisterwahl

Bonner OB bot viele Angriffspunkte

Es war ein heftiger Stichwahlkampf ums OB-Amt. Die Grünen mit satten Gewinnen und dem Spitzenplatz bei der Kommunalwahl. Amtsinhaber Ashok Sridharan „getrieben“ von insgesamt sieben Herausforderern, die jeden Angriffspunkt nutzten, um den CDU-Mann zu demontieren.

Ob Pannen bei den Stimmzetteln, das Millionen-Desaster Beethovenhalle, das Vertragsdrama mit Millionenverlusten bei „Urban Soul“, der peinliche „Neustart“ der Bürgerdienste – die Gegner konnten in die Vollen gehen.

Dörner mit spritzigem Wahlkampf

Dazu legte Katja Dörner auch noch einen spritzigen Wahlkampf hin – trotz Corona. Die Bundestagsabgeordnete war quasi omnipräsent, ob auf der Straße in den Vierteln oder im Internet. Ihre Auftritte wirkten frischer – und sie verkniff sich bissige Seitenhiebe. Was sie professionell und sympathisch rüberkommen ließ.

Als das Wahlergebnis feststand, fühlte sich das für Katja Dörner „noch etwas unwirklich an“.  Sie freue sich sehr auf ihre neue Aufgabe, habe aber auch großen Respekt vor dem Amt der Oberbürgermeisterin. Hat sie gespürt, dass die Bonner Wähler den Wechsel wollen? „Ich hatte in den letzten Tagen so viel Zuspruch“ – das habe sie dann schon hoffnungsvoll gestimmt. 

Die 44-Jährige will für einen Politikwechsel in der Bundesstadt sorgen. Aber auch „eine andere Art von Führung“ gegenüber der Verwaltung.

Stichwahl mit deutlichem Ergebnis

Der unterlegene Noch-Amtsinhaber Ashok Sridharan hatte gedacht, „es würde knapper werden“. Aber in einer Demokratie sei es nun mal so, dass immer „das Risiko besteht, dass man den nächsten Wahlkampf verliert“.

Einen Plan B hat der CDU-Politiker noch nicht: „Theoretisch stehe ich ab 1. November dem Arbeitsmarkt zur Verfügung“, meint er pragmatisch. Für Ashok Sridharan steht aber jetzt schon fest: Politische Ämter will er nicht mehr übernehmen. 

Bonner wollen frischen Wind

Die OB-Wahl hat gezeigt: Die Bonner wollen frischen Wind in der Stadt. Grüne Mehrheiten, wohin man sieht. Jetzt auch im Bonner Rathaus. Die neue „Obiene“ und ihr Team können jetzt erst mal lässig auf der Erfolgswelle surfen.  

Theoretisch hätten die Grünen zwar im Rat eine Mehrheit mit der CDU. Doch die Unterstützung der grünen OB-Kandidatin durch SPD und Linke lässt eigentlich nur einen Schluss zu: Bonn sagt tschüss zu Jamaika und hallo zu Grün-Rot-Rot. Dörner, deren Grünen-Mitstreiter im Rat bislang in einer Jamaika-Koalition mit FDP und CDU waren: „Wir haben ja gesagt, dass wir den Wechsel wollen.“