Bonn macht sich locker, aber:Einigen steht wegen Corona Wasser bis zum Hals

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Szene aus „Das letzte Aufgebot“ im Jungen Theater Bonn. Das Stück gibt es jetzt auch im Netz zu sehen.

von Stefan Schultz (stz)

Bonn – Die Corona-Krise bricht ihnen fast das Genick. Die Freie Kulturszene in Bonn liegt am Boden – seit Mitte März sind die Häuser dicht, die Bühnen leer. Nachdem Nordrhein-Westfalen und damit auch Bonn ab Montag weitere Lockerungsübungen vollziehen, müssen sich zum Beispiel kleine Theater wie das Junge Theater Bonn (JTB) oder der Malente Theater Palast noch bis zum Monatsende gedulden. Wann aber genau die einzelnen kleineren Bühnen wieder öffnen, steht noch nicht fest. 

Theater wegen Corona geschlossen: In vier Wochen kann es weitergehen

Plötzlich ging dann alles wieder ganz schnell – in vier Wochen könnte es auf der Bühne des JTB wieder turbulent zugehen, doch das ist alles nicht so einfach, weiß Intendant Moritz Seibert. Zumal kurz danach ja eigentlich auch die Sommerpause beginnt. 

Seibert muss sich jetzt erst einmal Gedanken machen, wie er sein Theater umgestalten kann. So, dass er den Hygiene- und Abstandsmaßnahmen gerecht wird. „Wenn ein Drittel des Publikums Platz finden würde, wäre es schon gut. Ich glaube aber eher an ein Viertel“, so der Intendant zum EXPRESS. Sein Vorteil: Familien, die mit ihren Kindern kommen, kann er natürlich auch zusammensetzen. „Als die Nachricht kam, das wir wieder öffnen können, bin ich auch gleich mit dem Zollstock los und habe im Zuschauerraum rumgemessen“, erzählt Seibert schmunzelnd und ist sich aber sicher, dass die technische Umsetzung schwierig ist.

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Seibert: „Wichtig ist, dass wir wieder da sind, wenn auch die Aufnahme des Betriebs zunächst wirtschaftlich nicht hilft.“

Würde es helfen die Sommerpause durchzuspielen? „Nein, das bringt nichts und viele Mitarbeiter haben für diese Zeit ja auch schon geplant“, so Seibert und betont, dass man sich auf die Art der Ungewissheit noch lange einstellen und gewöhnen muss. Dabei denkt der Intendant natürlich schon an die kommende Spielzeit – mit hoffentlich dann etwas mehr Gästen.

Theater wegen Corona geschlossen: Premieren werden verschoben

Zwei Premieren fielen Corona zum Opfer. Ostern sollte „Jim Knopf“ starten – die Proben waren fast abgeschlossen und das Bühnenbild stand. An diesem Wochenende sollte 75 Jahre nach Kriegsende die „Weiße Rose“ auf die Bühne gehen. Beide Stücke sollen in der nächsten Spielzeit Premiere feiern.

Damit die Bonner und weitere Freunde des JTB nicht komplett auf gutes Theater verzichten müssen, stellen die Macher ab Freitag zwei Stücke online: „Geheime Freunde“ und „Das letzte Aufgebot“. Auf jt-bonn.de gibt’s dazu weitere Infos.

Im Malente Theater Palast gibt es noch kein konkretes Wiedereröffnungsdatum. Das bestätigte Sprecher Thomas Lenz auf EXPRESS-Anfrage. „Wir warten auf klare Ansagen von der Verwaltung“, so Lenz. Im Klartext: Noch ist vollkommen offen, wie groß die Abstände im Theater zueinander sein müssen. Wie sollen Abstandregeln auf der Bühne umgesetzt werden? Besteht eine Maskenpflicht und was ist dann mit der Gastronomie im Haus? Welche Regelungen bestehen für die Toilettenräume.

Vorteil der Malentes: Als Ehepaar können Knut Vanmarcke und Dirk Vossberg-Vanmarcke auf der Bühne anstellen, was sie wollen. Ein Notprogramm schüttelt das Malente-Duo jederzeit aus dem Ärmel. Aber: Die Macher freuen sich, dass schon mal eine Richtung vorgegeben wird und klöppeln fleißig am Programm für die nächste Spielzeit und das wird mit Sicherheit großes Kino: Der ESC kommt nach Bonn.