Spaziergänger entdeckten Tier-KadaverJäger erklären den Grusel-Fund von Much

Kadaver_Much_3_08012019

Dieser Knochen wurde offenbar von Füchsen abgenagt. 

von Simon Küpper (sku)

Much – Ein Waldstück bei Much. Unweit eines Hochsitzes liegen verendete Tiere, abgezogene Felle, Reh-Füße. Spaziergänger machten am Wochenende den grausigen Fund (hier mehr lesen), jetzt erklären die Jäger aus der Region, wie es zu dem unschönen Anblick kommen konnte.

Hegeringsleiter: „Ist natürlich nicht schön“

„Das ist immer eine heikle Angelegenheit. Wir versuchen in der Regel, solche Knochen und Tierfragmente zu verblenden (Jägersprache: unter Ästen und Blättern verstecken) oder in einem Teil des Reviers zu entsorgen, so dass der Bürger sie nicht zu sehen bekommt. Das gilt besonders für Kinder“, so Thomas Matzik (61), Hegeringsleiter in Much zum EXPRESS.

Denn tote Tiere gehören zum Alltag der Jäger. Diese haben sich selbst dazu verpflichtet, ein in ihrem Revier an- oder totgefahrenes Tier zu entsorgen. „Auf Grund der Verkehrsdichte haben wir sehr viel Fallwild“, so Matzik. Das sind Tiere, die nicht erlegt wurden, sondern etwa bei einem Verkehrsunfall gestorben sind. Diese gelten nach dem Bundesjagdgesetz als nicht zum Verzehr geeignet. Das Fleisch in Umlauf zu bringen wäre eine Straftat.

Der „Friedhof“ der Tiere

Deshalb haben die Jäger in ihrem Revier eine Art „Friedhof“. Matzik: „Der liegt an einer unzugänglichen Stelle. Dort wird das Tier etwa 80 cm tief vergraben.“ Möglich, dass auch die Kadaver bei Much aus einem solchen „Tier-Friedhof“ stammen. „Es kann sein, dass Füchse oder Wildschweine die toten Tiere ausbuddeln und ein paar hundert Meter weiter ziehen“, so Matzik.

Allerdings würde das nicht erklären, warum die Kadaver mehrere Tage offen im Mucher Wald herumliegen. Matzik betont: „Wenn man als Jäger mitbekommt, dass irgendwo tote Tiere offen liegen,  sollten diese sofort wieder entsorgt beziehungsweise verblendet werden.“

Kadaver_9_Much_08012019

Auch diese Reh-Füße fanden Spaziergänger auf dem Waldboden liegend.

Ist es ein „Luderplatz“?

Oder handelt es sich bei den Ansammlung von Überresten um einen sogenannten „Luderplatz“? Hier werden Köder ausgelegt, um etwa Füchse anzulocken und dann zu erlegen.

Allerdings sagt Matzik auch, solche „Luderplätze“ sollten für Spaziergänger nicht gut ersichtlich sein. Gegen einen „Luderplatz“ spricht in diesem Fall aber auch, dass nicht nur Fleisch, sondern auch abgezogene Felle und Reh-Füße offen herumliegen. Normalerweise werden klein geschnittene Kadaver- oder Futterreste in ein vergrabenes Rohr gelegt, um die Füchse anzulocken.

Jagdaufseher klärt auf

Aufklärung liefert Stefan Schmitz (48), der Jagdaufseher im entsprechenden Revier. „Wir hatten im Dezember vier Stück Fallwild, jeweils aus Unfällen mit Autos. Ein Mitjäger hat sich darum gekümmert“, sagt er unserer Redaktion. Die Ansammlung an Kadavern ist demnach eine Mischung aus „Friedhof“ und „Luderplatz“. Denn ist das Fleisch des Fallwildes noch gut, darf der Jäger es zwar nicht in Umlauf bringen, aber für den Eigenbedarf verwenden. Beine und Haupt werden dann in die Decke (also das Fell) eingerollt und verblendet. Sprich unter Laub versteckt und an Füchse und Dachse verfüttert.

Kadaver_2_Much_08012019

Diese Decke eines Rehs liegt noch zusammengerollt auf dem Boden. 

Die vier Rehe bei Much waren aber wohl zu viel für die ansässigen Füchse und Dachse, so dass die Kadaver nicht wie gewohnt in ein bis zwei Tagen beseitigt waren. Schmitz: „Ich kann nachvollziehen, wenn man als Spaziergänger eine solche Entdeckung macht. Das ist Mist – und wir geloben Besserung.“