CoronavirusFranzösischer Bürgermeister stirbt in Bonner Klinik

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Ein Rettungshubschrauber mit dem am Coronavirus/Covid-19 erkrankten Patienten aus Frankreich landete auf dem Hubschrauberlandeplatz des Universitätsklinikums Bonn. 

von Stefan Schultz (stz)Marion Steeger (MS)

Bonn/Bergamo – Drei an Covid-19 erkrankte Patienten aus dem Ausland waren in den letzten Tagen in Bonner Kliniken gebracht worden.

Ein Hubschrauber hatte den Bürgermeister von Saint-Louis im Elsass am 28. März zum neuen Hubschrauberlandeplatz der Bonner Uniklinik transportiert. Jean-Marie Zoellé (75) kam mit einem Rettungswagen ins Petruskrankenhaus. Jetzt verlor er den Kampf gegen die tückische Lungenkrankheit.

Zoellé war bei der ersten Runde der Kommunalwahlen in Frankreich am 15. März erneut zum Bürgermeister der Stadt mit rund 21 000 Einwohnern an der Grenze zu Baden-Württemberg und der Schweiz gewählt worden. Damals kritisierte Zoellé, dass die Wahl trotz des Gesundheitsrisikos durch das Coronavirus stattfand, wie die Zeitung „Dernières Nouvelles d'Alsace“ berichtete. Das Elsass und das gesamte Département Haut-Rhin gilt als ein Brennpunkt der Coronavirus-Pandemie in Frankreich.

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Zwei italienische Patienten (51, 67) kamen mit einer Bundeswehrmaschine aus Bergamo und landeten auf dem Flughafen Köln/Bonn. Anschließend wurden sie mit dem Rettungswagen und Notarzt auf den Venusberg gefahren (EXPRESS berichtete).

Coronavirus: Uni-Klinik hilft europäischen Kollegen

Der Leiter der Uniklinik Bonn (UKB), Professor Wolfgang Holzgreve, stellt klar, dass  das italienische Gesundheitssystem in den Risikoregionen kurz vor dem Zusammenbruch steht. Und damit sei es „ein humanitärer Akt“,  den dortigen Kollegen zu helfen.

Die Patienten aus Italien, ein Mann und eine Frau,  werden auf dem Venusberg künstlich beatmet – auf freiwilliger Basis haben sich italienisch-stämmige Krankenpfleger gemeldet, die die Patienten betreuen.

So sollen diese gleich vertraute Stimmen hören, wenn sie aus dem Koma erwachen. Auch wenn sich das voraussichtlich bis in die nächste Woche hinzieht.

Coronavirus: Ausreichend Intensivbetten in Bonn

In einem Interview mit dem WDR betonte Holzgreve,  dass am UKB ausreichend Intensivbetten zur Verfügung stehen, auch wenn weitere Patienten aus dem Ausland nach Bonn kommen sollten.

Der ärztliche Direktor des Bonner Gemeinschaftskrankenhauses (zu dem das Petruskrankenhaus gehört) Privatdozent Dr. Jochen Textor, hatte erklärt: „Aufgrund unserer frühzeitigen Vorbereitungen sind wir derzeit in der Lage, Beatmungsplätze für intensivpflichtige Patienten auch aus anderen Krisenregionen Europas bereitzustellen.“ Dies könnte auch in Zukunft in Bonner Kliniken nochmals geschehen.

Coronavirus: Weitere europäische Patienten in Zukunft möglich

„Derzeit gibt es keine weiteren Anfragen, ausländische Covid19-Patienten aufzunehmen. Sollten weitere Übernahmen angefragt werden, so sind wir gerne nach Abwägung der aktuellen Situation vor Ort und der jeweiligen Verfügbarkeit unserer Intensivbetten bereit, erneut zu helfen“, so Sprecherin Katharina Müller- Stromberg.

Die Kranken, die jetzt auf der Intensivstation des Interdisziplinären Notfallzentrums betreut werden, leiden aufgrund der Covid-19-Infektion an einer schweren Atemstörung, wurden schon in Italien, aber auch beim Transport künstlich beatmet. Am UKB stehen alle Formen der künstlichen Beatmung zur Verfügung, einschließlich der sogenannten ECMO-Therapie, das heißt die maschinelle Versorgung des Blutes mit Sauerstoff außerhalb des Körpers. Für diese spezielle Form der Intensivtherapie ist die Bonner Uniklinik eines der europäischen Zentren.

Professor Wolfgang Holzgreve  befürwortet diese Form der Hilfe auch als Zeichen der europäischen Solidarität ausdrücklich. Das UKB behandelt aktuell fünf Corona-Patienten auf Normalstation und einen Patienten auf der Intensivstation.

Bonner Uniklinik: Beatmung auf verschiedene Arten

Die Intensivstation unter Leitung von Prof. Christian Putensen ist auf alle erforderlichen Beatmungstherapien eingestellt. Intensivpflichtige und andere Notfallpatienten können jederzeit direkt vom Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des Notfallzentrums übernommen und versorgt werden.

Das UKB hat normalerweise 120 Intensivbetten, hat sich aber bereits sorgfältig auf eine Erweiterung dieser großen Kapazität eingestellt. 

Bonner Kliniken mit Kapazitäten

Auch im Johanniter Krankenhaus steht man bereit, Patienten aus Italien aufzunehmen. Es gibt noch frei Kapazitäten, erklärt Sprecher Michael Forst. In allen Bonner Krankenhäusern stehen 37 Intensivbetten ohne Beatmungsmöglichkeit, 196 Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit sowie 104 Betten auf Überwachungsstationen ohne Beatmungsmöglichkeit zur Verfügung.

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Kurzfristig können und werden bereits in mehreren vorgeplanten Stufen die Intensivkapazitäten innerhalb der Krankenhäuser um 159 Beatmungsplätze erhöht. Gute Nachricht: Die Intensivbetten mit Beatmung sind bislang nur zu 60 Prozent ausgelastet. (mit dpa)