Aufstand gegen den KrachBonn ist die lauteste Stadt in NRW

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Viele Bonner reagieren empfindlich auf den Lärm in der Stadt.

von Iris Klingelhöfer (iri)Marion Steeger (MS)

Bonn – Ob Lärm durch Bauarbeiten, Konzerte wie gerade das Panama-Festival oder  Hobbyflieger: Die Bonner haben die Faxen dicke und wehren sich! Stadt, Flughafenaufsicht und Polizei registrieren immer mehr Beschwerden. Hintergrund: Bonn ist die lauteste Stadt in NRW, wird von zwei Strecken der Deutschen Bahn durchschnitten, ist von drei Autobahnen umringt. So werden laut Fraunhofer Institut an Hauptverkehrspunkten locker 80 Dezibel erreicht.

Beschwerden bei der Stadt

Kein Wunder, dass da schnell  die Nerven blank liegen, wenn  der Nachbar abends um 21 Uhr zur Bohrmaschine greift… „Wir merken ganz klar, dass die Anrufe zum Thema Lärm mehr werden“, bestätigt Harald Borchert, Vize-Chef der Bürgerdienste. „Gut 60 Prozent rufen wegen Problemen in der Nachbarschaft an – wenn es zum Beispiel um Grillpartys, Laubbläser oder ein lautes Radio geht.“ In 30 Prozent der Beschwerden gehe es um Gaststättenlärm, in 10 Prozent um Veranstaltungen. 1800 Fälle von Lärmbeschwerden zählt die Stadt im Jahr. Tendenz steigend. Gab es zum Beispiel 2016 im Zeitraum vom 1. Mai bis 31. Juli 472 Fälle nächtlicher Ruhestörung zwischen 22 und  1 Uhr, waren es in diesem Jahr 554.

Polizei rückt aus

Nach 1 Uhr rückt die Polizei aus. Auch hier beeindruckende Zahlen: ,,Rund 1500 Einsätze mit dem Stichwort »Ruhestörung« wurden bei uns vom 1. Mai bis 31. Juli eröffnet“, erklärt Sprecherin Ruth Braun. Das sind 16 Alarmierungen im Zuständigkeitsbereich der Bonner Polizei – pro Tag! Dabei geht es  um Partymusik, laute Gespräche vor Kneipen, kurzzeitige Lärmbelästigungen. „In den meisten Fällen reicht es, die Lärmenden zur Ruhe zu ermahnen.“

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„Erheblich“ auch die Zahl der Beschwerden, wenn es um Maschinenlärm auf Baustellen oder in Industrieanlagen, nächtliche Anlieferungen geht. In dem Fall ist das Umweltamt zuständig, muss in rund 110 Fällen pro Jahr tätig werden.

Auch Fluglärm

Die Hobby-Flieger vom Flughafen Hangelar sind auch nicht jedermanns Freund. „Es gibt einige wenige Anwohner, die sich regelmäßig beschweren“, erklärt Dirk Wittkamp, Sprecher der Fliegergemeinschaft. Mit diesen würde man reden, unter anderem über Verbesserungsmöglichkeiten. Wittkamp:  „So ersetzen Flugschulen und die privaten Flieger sukzessive ihre Maschinen gegen modernere und leisere.“ Sind die Bonner denn Sensibelchen in Sachen Lärm oder  Lärm-Motzkis? Das sieht Harald Borchert nicht so: „Hier geht es um den mündigen Bürger, der seine Rechte kennt. Und davon machen die Bonner dann Gebrauch.“

(exfo)