ARD-Doku zeigt exklusive Bilder aus HangelarInside GSG 9: So tickt die Elitetruppe

Ausgerüstet für den Ernstfall mit chemischen und biologischen Waffen

Sieht gespenstisch aus: Beamte der GSG 9, ausgerüstet für den Ernstfall.

von Iris Klingelhöfer (iri)

Sankt Augustin – Liebevoll tätschelt Marlies die breiten Schultern von „Mopsi“ (42). Der vermummte, durchtrainierte Mann ist Einsatzführer bei der GSG 9, der Elite-Truppe der Bundespolizei, in Sankt Augustin. 

„Das könnte mein Sohn sein und so gerne hab ich ihn auch“, meint Marlies und lächelt „Mopsi“ an. Sie war bis zur Rente Putzfrau bei der GSG 9 und schaut dort immer mal wieder vorbei.

Inside GSG 9: Film gibt tiefe Einblicke in die abgeschirmte Welt der Truppe

Es sind exklusive Bilder, die ARD-Terrorismus-Experte Michael Götschenberg (50) für seinen Film „GSG 9 – Terror im Visier“ drehen konnte. Über eine  Truppe, die dann zum Einsatz kommt, wenn sonst keiner mehr helfen kann. Wenn es um die Festnahme von Terroristen, Geiselnehmern, schwer bewaffneten Kriminellen geht.

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Der Film zeigt aber nicht nur das harte Training der Männer und Schießübungen mit rund 1000 Schuss, genug, um 20 Busse mit Terroristen auszulöschen. Er gibt auch einen tiefen Einblick in die abgeschirmte Welt der Elite-Truppe. „Unser Anliegen war, so viel Nähe wie möglich zu erzeugen“, erklärt Autor Götschenberg.

Inside GSG 9: Einsatzführer verrät seinen putzigen Spitznamen

Und so verrät „Mopsi“ vor laufender Kamera, dass sein Spitzname, den bei der GSG 9 jeder nach seiner Ausbildung verpasst bekommt, eigentlich „Ernie“ sein sollen. Wegen seiner Haare. „Aber einer meinte: Das war doch ein »Mopsi«“, erinnert er sich. „Denn während der Ausbildungszeit habe ich zehn bis zwölf Kilo an Gewicht verloren.“

Kein Wunder, denn die Elite-Kämpfer müssen absolut fit sein. Sie müssen Tauchen, Fallschirmspringen und sich selbst mit 35 Kilo schwerer Ausrüstung in Sekundenschnelle aus einem Hubschrauber abseilen können.

So tickt die Elite-Truppe aus Sankt Augustin: Im Wohntrakt hängt die Wäsche zum Trocknen

Doch nach Feierabend sitzen auch sie mal entspannt in ihrem Wohntrakt zusammen, spielen Dart oder hängen ihre Wäsche zum Trocknen auf. Die wenigsten schlafen im Hauptquartier in Sankt Augustin, sondern bei ihren Familien. Doch zu Hause bleiben, weil das Kind krank ist – das ist bei der GSG 9 kaum drin, heißt es in dem Film.

„Mopsi“ zählt zu den älteren Mitgliedern in der Einheit, hat 50 Einsätze hinter sich, war in Mali und im Irak. „Ich hätte auch Feuerwehrmann oder Notarzt werden können. Meine Berufung liegt darin, Menschen zu helfen“, erzählt er. Der 42-Jährige ist verheiratet – aber Putzfrau Marlies hat er häufiger gesehen als seine Ehefrau.

Inside GSG 9: Ex-Putzfrau Marlies macht sich immer Sorgen um ihre Jungs

„Du hast mich hier aufwachsen sehen“, meint er zu Marlies. Wenn ihm etwas auf dem Herzen lag, habe er sie nach ihrer Meinung gefragt. Die war natürlich nicht in die Einsätze eingeweiht, machte sich aber immer Sorgen um „Mopsi“ und seine Jungs.

Der ehemaligen GSG9-Putzkraft kommen noch heute die Tränen, als die Kamera die Fotos der bislang getöteten Beamten zeigt. Vier Männer in 47 Jahren. Darunter „Ärmel“, der zu „Mopsis“ Einheit gehörte und 2004 im Irak von einem Sniper erschossen wurde.

Inside GSG 9: Die Anti-Terror-Einheit wurde vor 47 Jahren gegründet

Die GSG 9 wurde am 26. September 1972 gegründet, nachdem elf israelische Olympia-Teilnehmer in München von einem palästinensischem Terrorkommando als Geisel genommen und getötet wurden. Die deutsche Polizei war damals auf solche Einsätze nicht vorbereitet gewesen.

Der Film wird am 5., 7., 10. und 14. Dezember auf tagesschau24 gezeigt. (iri)