Angriff auf Bonner SPD-Politiker WallowSchuldfähigkeit des Täters weiter ungeklärt

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Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Hans Wallow in Bonn

von Stefanie Monien (smo)

Bonn – Es waren schreckliche Minuten, die der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Hans Wallow (79) und seine Lebensgefährtin durchleiden mussten: Ein bewaffneter 44-Jähriger war in Wallows Bonner Wohnung eingedrungen und hatte den 79-Jährigen mit einer Pistole bedroht.

Vier Monate nach dem Attentatsversuch gegen Hans Wallow am 18. Dezember 2019 hat die Bonner Staatsanwaltschaft einen 44-jährigen Informatiker wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung, Körperverletzung sowie Verstoß gegen das Waffengesetz angeklagt.

Angriff auf Politiker in Bonn: Täter zückt plötzlich eine Waffe

Mittwochnachmittag, am 18. Dezember. An der Wohnungstür von Hans Wallow klingelt es, draußen steht ein Mann. Er will mit dem Politiker sprechen – der lehnt ab und bittet den Mann, telefonisch einen Termin zu vereinbaren.

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Wenig später, gegen 17.45 Uhr, läutet der Mann erneut. Er hält Wallow ein Buch entgegen, über das er mit dem früheren SPD-Bundestagsabgeordneten sprechen möchte – und zückt dann eine Waffe! „Ich blickte plötzlich in den Lauf einer Pistole“, schildert Wallow im EXPRESS den Überfall. „Ihr Scheißpolitiker seid für alles verantwortlich – endlich erwisch’ ich mal einen“, habe der Täter Wallow nach dessen Angaben entgegengeschrien.

Attacke gegen auf Bonner SPD-Mann: Lebensgefährtin sprang auf den Täter los

„Der Mann hat dann abgedrückt, aber es hat aber nur geklickt“, berichtet Wallow. „Dann habe ich versucht, ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen und ihn zu überwältigen, der war aber kräftiger als ich. Ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste.“ Seine Lebensgefährtin habe den Angreifer von hinten angesprungen – „wie eine Tigerin!“

Er selbst habe zu Pfefferspray gegriffen, um den Mann kampfunfähig zu machen. „Meine Lebensgefährtin ist von ihm in die Hand gebissen worden, es war schrecklich. Es ist ihr aber gelungen, die Polizei zu rufen. Bis die Beamten kamen, haben wir uns auf ihn gesetzt und am Boden gehalten“, sagt Wallow, der bei der Rangelei ein großes Hämatom am Oberschenkel davontrug.

Pistolen-Angriff in Bonn: Täter kam in die Psychiatrie

Bei dem 44-Jährigen, der laut Polizei eine Gaspistole dabei hatte, handelt es sich um den Sohn eines Bekannten Wallows. Der arbeitslose Angeklagte, der zuletzt in Österreich gelebt hatte, wurde zunächst wegen des Verdachts, er leide an einem wahnhaften Geschehen, in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Mittlerweile jedoch befindet er sich in Untersuchungshaft.

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Die Staatsanwaltschaft geht in der Anklage nicht von einer eingeschränkten Schuldfähigkeit zur Tatzeit aus. Ob bei dem Angeklagten ein psychiatrisches Problem vorliegt, darüber muss demnächst das Bonner Landgericht entscheiden.

Vater des Angeklagten entschuldigte sich kurz nach der Tat telefonisch bei Hans Wallow

„Ich habe ihn nicht erkannt. Zuletzt habe ich ihn gesehen, als er ein ungefähr vier Jahre alter Steppke war. Als er vor der Tür stand, trug er eine Kapuze, hatte ein Ziegenbärtchen, wie das so Mode ist. Sein Vater hat mich am Freitag angerufen und sich entschuldigt. Er bedauert diesen Vorfall aufs Tiefste. Angst habe ich im Gegensatz zu meiner Lebensgefährtin nicht. Es ist mir ja Gott sei Dank noch gut dabei ergangen“, sagt der fast 80 Jahre alte Wallow, der sich noch im Juni dieses Jahres für den SPD-Parteivorsitz beworben hatte, wenige Tage nach der Tat,

Sorge bereitet dem Sozialdemokraten allerdings, dass „die Leute ihre persönlichen Probleme auf Politiker fixieren und diese dann so eine Art Freiwild werden.“ (smo, ucs)