50 Jahre deutsche GeschichteHappy Birthday, Langer Eugen!

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Der „Lange Eugen“ ragt aus dem Stadtbild heraus.

von Simon Küpper (sku)

Bonn – Happy Birthday, „Langer Eugen“! Vor 50 Jahren, am 10. Mai 1968, wurde das Richtfest des 117-Meter-Turms gefeiert. Seitdem ragt der Stahl-Koloss über fast allen Dächern der Stadt. Geschlagen nur vom 2002 eröffneten Post-Tower (162,5 Meter). Im EXPRESS gratuliert Norbert Blüm (82) seiner „politischen Werkstatt“.

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Klare Vorgaben für Architekten

Seinem ursprünglichem Sinn kommt der „Lange Eugen“ inzwischen nicht mehr nach. Wobei – irgendwie auch doch. „Provisorischen Charakter“ sollte das Gebäude haben und „später auch für andere Zwecke nutzbar“ sein – das war der ausdrückliche Auftrag, den Architekt Egon Eiermann (†1970) bei der Planung des Hochhauses im Jahr 1965 zu erfüllen hatte.

Schon damals war klar, dass die Bundestagsabgeordneten, für die das 50-Millionen-Mark-Gebäude bestimmt war, nicht ewig in Bonn bleiben werden. 

Norbert Blüm erinnert sich

Einer, der viele Jahre als Abgeordneter im „Langen Eugen“ verbrachte, ist Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm. „Vorher mussten sich die Abgeordneten ein Zimmer und oft auch ein Telefon teilen. Ich saß in der begehrten 17. Etage. Der höchsten, wo man noch ohne Umsteigen hinkam“, erinnert sich  der Bonner. 17 Quadratmeter hatte jeder Abgeordnete zur Verfügung. Schreibtisch, Akten, Bücher – die Schreibkräfte saßen in Großraumbüros.

„Geistesblitz-Abteilung“ im 29. Stock

Ein bei den Abgeordneten beliebter Ort war der 29. Stock. Aus der hier gelegenen Cafeteria konnten sie inmitten des stressigen Politik-Alltags den Blick in das malerische Siebengebirge schweifen lassen. Es heißt, so mancher Geistesblitz schoss den Abgeordneten beim sehnsüchtigen Blick auf den Großen Ölberg in den Kopf.

„Das war schon wie eine Kantine. Es gab auch Räume, in denen man Gäste empfangen konnte, die man reservieren konnte“, so Blüm.

„So manche Schlacht geschlagen“

Besonders heiß ging es hinter den Türen des Ausschusszimmers her. Oft umlagert von Journalisten. Blüm: „Da wurde so manche Schlacht geschlagen. Etwa um die Renten- oder Pflegeversicherung.“

Von außen fällt vor allem die 18. Etage ins Auge. Sie ist die einzige, die nicht von einem Gitterwerk umfasst wird. Dieses dient als Sonnenschutz und ist in diesem Stockwerk, das nur als Technikraum genutzt wird, nicht nötig.

Heute weht die UN-Flagge auf dem Dach

Am 11. Juli 2006, nachdem die Bundestagsabgeordneten Bonn verlassen hatten, wurde vor dem „Langen Eugen“ die Flagge der Vereinten Nationen gehisst. Bundeskanzlerin Angela Merkel übergab das nun exterritoriale Gebiet offiziell an UNO-Generalsekretär Kofi Annan.

Mitarbeiter der UN sollten allerdings im Dekorierungs-Wahn nicht mal eben ein Paar Bilder aufhängen und Nägel in die Wand kloppen. Denn: Seit 1997 steht der Lange Eugen unter Denkmalschutz – somit ist das verboten.

Ein Zeichen der Bonner Republik

Blüm zum 50. Geburtstag: „Der Lange Eugen war meine liebste politische Werkstatt. Ich hoffe, dass er vielen eine gute Erinnerung für die Bonner Republik ist, eine schöne Zeit unserer Geschichte. Er ist nicht kleinlich, auch nicht protzig. So wie die Bonner Republik: kraftvoll, aber bescheiden!“

Daher kommt der Name „Langer Eugen“

Der Name „Langer Eugen“ geht übrigens auf den zur Bauzeit im Amt gewesenen Bundestagspräsidenten Eugen Gerstenmaier (†1986) zurück, der eher klein gewachsen war.

(exfo)