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Panzer-Drama im März 1945So starb Katharina Esser in der Schlacht um Köln

Katharina Esser wird wenig später von einem Panzer überrollt und getötet.

Katharina Esser wird wenig später von einem Panzer überrollt und getötet.

Zwei alte Männer, die gemeinsam ein Grab besuchen. In ihren Händen halten sie Rosen. 68 Jahre ist es her, da standen sich Clarence Smoyer und Gustav Schäfer als Feinde gegenüber.

Der eine US-Soldat, der andere Wehrmachts-Schütze. Im März 1945 feuerten sie in der Schlacht um Köln erbittert aufeinander. Bis heute können sie das Schicksal der jungen Kölnerin nicht vergessen, die damals zwischen die Fronten geriet.

Vor der Kirche St. Gereon in Köln steigen die beiden Veteranen gemeinsam aus dem Taxi. Der 87-jährige Clarence Smoyer, der in Pennsylvania lebt, sieht aus, wie man sich einen US-Veteranen vorstellt: Baseball-Mütze, Army-Jacke mit dem Abzeichen seiner damaligen 3. Panzerdivision. Gustav Schäfer (86) ist aus Stemwede in Ostwestfalen-Lippe nach Köln gekommen.

Es ist ihre erste Begegnung, seit sie im März 1945 aus ihren Panzern aufeinander schossen. Beide wirken aufgewühlt. Es sei ihnen ein großes Bedürfnis, den kleinen Friedhof von St. Gereon zu besuchen, sagen sie. Schon am Abend zuvor sprachen sie darüber, Tränen sind flossen. In dem Massengrab wurde auch Katharina Esser bestattet. Das Schicksal der Kölnerin an diesem Tag vor 68 Jahren war mit dem der beiden Soldaten verknüpft – auf tragische Weise.

Rückblende: Der 6. März 1945. Köln liegt nach den Bombenangriffen in Trümmern. In den Ruinenschluchten rücken am Mittag US-Panzer in Richtung Innenstadt vor. Clarence Smoyer sitzt in einem „Pershing“-Tank am Geschützrohr. Die Wehrmacht schickt den US-Truppen einige Panzer entgegen. In einem hockt Gustav Schäfer am Maschinengewehr. Er erinnert sich: „Ich bin mit 17 Jahren zur Wehrmacht gekommen, am 6. März 1945 sollten wir die Amerikaner aufhalten, ein Wahnsinn.“

Am Kaiser-Wilhelm-Ring treffen die Panzer schließlich aufeinander, stoppen auf Sichtweite und liefern sich ein wildes Feuergefecht. Dann der schicksalhafte Augenblick: Ein Zivil-Wagen rollt plötzlich über die Christophstraße mitten in die Kampfzone. Nach mehreren Treffern bleibt der Wagen liegen.

Es dauert noch eine Stunde, bis der deutsche Panzer außer Gefecht ist. Schäfer kommt noch heil raus, kann türmen. Die Amerikaner wagen sich über die Ringstraße. Als die Soldaten die Wagentür öffnen, fällt ihnen eine junge Frau entgegen: Katharina Esser. Sie hat das Inferno überlebt, ist aber schwer verletzt. Am Straßenrand wird sie versorgt. Diese Bilder lassen Clarence Smoyer und Gustav Schäfer nicht mehr los. Immer stellt sich jeder der beiden die bange Frage: Habe ich etwa die hübsche Frau getroffen?

Smoyer: „Ich feuerte auf den deutschen Panzer. Dann kam dieser Wagen von der Seite, ich dachte an ein Armeefahrzeug. Ich hätte nie geschossen, wenn ich gewusst hätte, dass dort eine Frau drin war.“ Gustav Schäfer: „Die ist mitten in meine MG-Salven reingefahren. Mein Sichtfeld war so eng. Ich denke immer noch oft daran, das geht auch nicht mehr weg.“

Jahrzehnte wissen beide nicht, ob die junge Frau überlebt hat. Erst die Recherchen des Filmemachers Hermann Rheindorf zum Kriegsende in Köln brachten 2007 die traurige Gewissheit. Er war es auch, der das bewegende Treffen der Veteranen in Köln jetzt vermittelte.

Clarence Smoyer und Gustav Schäfer stehen an Katharina Essers Grab. Die junge Frau aus Zollstock war damals 27 Jahre alt. Inzwischen kennen die Veteranen ihre Geschichte: Sie wollte mit ihrem Chef, dem Lebensmittelhändler Hans Delling aus Köln-Sülz, mit dem Auto noch ins Rechtsrheinische fahren. Aus Liebe, wie Bekannte berichteten, dort lebte Katharinas Verlobter.

Delling wurde sofort tödlich getroffen. Katharina lag schwer verletzt am Straßenrand. Doch unerwartet gerieten die Amis wieder unter Beschuss. Chaos, Panzer rollten eilig los. Und dabei wurde Katharina Esser von einem Stahl-Koloss überfahren und getötet.

68 Jahre später. Clarence Smoyer und Gustav Schäfer legen die Rosen für Katharina Esser und Hans Delling auf das Grab. „Diesen Tag im März 1945 werde ich nie vergessen. Dieser ganze Wahnsinn Krieg, hoffentlich passiert das nie wieder“, so Gustav Schäfer. Clarence Smoyer will am Grab einige Minuten für sich bleiben. Dann sagt er: „Für mich ist dies hier eine Art Abschluss.“

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