„Es ist ein schmaler Grat“Borussia sorgt mit Jugendspielern vor

Jakob Italiano Tor

Jacob Italiano ist einer der Jugendspieler, der den Kader verstärken soll. Im Sommertrainingslager traf er im Testspiel gegen Basaksehir Istanbul.

Mönchengladbach – Der Hinweis der Task Force von Deutscher Fußball Liga (DFL) und Deutschem Fußball-Bund (DFB) kommt relativ unvermittelt, aber die Klubs haben schon verstanden, was gemeint ist, wenn im Konzept zum Bundesliga-Neustart steht: „Frühzeitig für einen ausreichend großen Kader im Saisonfinale sorgen.“

Max Eberl besorgt über plötzliche Mehrbelastung

Ausfälle durch Covid-19-Infektionen sollen die umfassenden Maßnahmen verhindern. Aber mit der Wiederaufnahme des Mannschaftstrainings nur gut eine Woche vor dem ersten Spiel sind den Verantwortlichen andere Probleme aufgefallen.

„Man steht schon am Rand und ist besorgt, wie die Jungs damit umgehen“, sagt Gladbach-Manager Max Eberl (46) über die plötzliche Mehrbelastung. „Das Kleingruppentraining war auch sehr intensiv, aber wenn die Zeiten länger und die Distanzen größer werden, steigt das Verletzungsrisiko.“

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Heißt: Die Vereine sorgen personell vor. Bei Borussia erweitern einige Talente den Kader im Trainingsalltag, die alle schon mehr oder weniger ihre Duftmarken bei den Profis hinterlassen haben.

Max Eberl: „Wir sind sehr gut gewappnet.“

„Es ist ein schmaler Grat, den wir gerade gehen müssen: Die Gruppe soll so klein wie möglich sein, um potenzielle Gefahrenherde zu minimieren. Aber auf der anderen Seite müssen wir einen Kader haben, mit dem man Elf-gegen-Elf spielen und verletzte oder erkrankte Spieler ersetzen kann“, sagt Eberl.

Wir stellen die sechs Youngster vor, die aktuell bei Trainer Marco Rose (43) aushelfen und über die Eberl sagt: „Sie könnten notfalls sogar auf dem Platz stehen und vielleicht die Newcomer werden, die der Fußball in solchen Situationen hervorbringt. Wir sind sehr gut gewappnet.“

Herrmann, Jantschke und Co. schafften in schwierigen Zeiten den Durchbruch

Zur Erinnerung: Eigengewächse wie Patrick Herrmann (29), Tony Jantschke (30) oder Marc-André ter Stegen (28) bekamen einst alle in weniger rosigen Zeiten ihre Chance und trugen ihren Teil dazu bei, dass Borussia heute ein regelmäßiger Europacup-Teilnehmer ist – und die Hürden für die Jungs aus dem Fohlenstall höher geworden sind.

Famana Quizera (18): Erst beim Mittagessen vor seinem Testspiel-Debut unter Rose stieß der Portugiese vergangenen Sommer zu den Profis. „Dafür hat er es sehr ordentlich gemacht“, sagte der Trainer nach dem Sieg über Angers über Quizera. Wer weiß, wie weit der Offensivspieler schon wäre, wenn er nicht wegen einer Schulterverletzung fast die gesamte Hinrunde in der U19-Bundesliga West verpasst hätte.

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Seine Bilanz: sechs Spiele, vier Tore. Mittlerweile ist einem der größten Talente im Fohlenstall einiges zuzutrauen. Im Training der Bundesliga-Stars ist Quizera, der während der Corona-Unterbrechung seinen 18. Geburtstag gefeiert hat, längst kein Unbekannter mehr.

Conor Noß (19): Der irische U19-Nationalspieler (geboren in Düsseldorf und seit Ewigkeiten Borusse) war schon richtig nah dran an seinem Profidebüt, saß viermal unter Rose auf der Bank.

„Ganz besonders daran war auch, dass ich in drei verschiedenen Wettbewerben im Kader stand: in der Europa League in Istanbul und in Rom, in der Bundesliga gegen Augsburg und im DFB-Pokal in Dortmund. Es waren alles coole Spiele“, sagte Noß zuletzt im GladbachLIVE-Interview. Ein bisschen Lars Stindl (31), ein bisschen Florian Neuhaus (23) – der Teenager ist ein interessantes Talent.

Jacob Italiano (18): Der Angreifer ist von Australien um die halbe Welt gezogen, um sein Glück bei Borussia zu versuchen. Bereits mit 16 Jahren hatte Italiano sein Erstliga-Debüt für Perth Glory gefeiert. Nachdem er volljährig geworden war, durfte er vergangenen Sommer nach Gladbach wechseln.

14-mal kam er bislang für die U23 zum Einsatz, schnupperte aber ebenfalls schon bei den Profis rein. „Jacob hat es richtig gut gemacht. Deswegen haben wir ihn ja auch geholt, wir verpflichten ja nicht umsonst einen Jungen aus Australien“, sagte Rose im Tegernsee-Trainingslager vor einem Jahr. Auch an die Auftritte von damals dürfte sich der Coach nun erinnert haben.

Uwe Kamps hält viel von Jan Olschowsky

Marcel Benger (21): Der defensive Mittelfeldspieler ist das einzige der hochgezogenen Fohlen mit Bundesliga-Erfahrung. Im Dezember 2017 wurde Benger kurz vor Schluss gegen den Hamburger SV für Reece Oxford (21) eingewechselt. Es blieb bis dato eine einmalige Erfahrung, dafür gehört er längst zu den großen Stützen der U23.

Trainer Arie van Lent (49) lobt seine Spielintelligenz, zudem schießt Benger sehenswerte Freistöße. Rose kann ihn aktuell auch deshalb gut gebrauchen, weil Denis Zakaria (23) noch wochenlang ausfallen wird (hier lesen Sie mehr).

Jan Olschowsky (18): Borussias Torwart-Legende Uwe Kamps (55) hegt große Sympathien für den 1,80-Meter-Mann, der bereits mit 16 Jahren ins Sommer-Trainingslager der Profis mitreisen durfte. Obwohl Olschowsky noch für die U19 spielen könnte, kam er in dieser Saison 18-mal in der Regionalliga West für die zweite Mannschaft zum Einsatz. Das Ur-Fohlen erweitert Roses Kader als vierter Torhüter hinter Yann Sommer (31), Tobias Sippel (32) und Max Grün (33).

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Kaan Kurt (18): Nein, der Rechtsverteidiger ist nicht verwandt mit Ex-Problem-Borusse Sinan Kurt (23). In den DFB-Juniorenteams ist er eines der wenigen Fohlen, das regelmäßig zum Einsatz kommt, bislang 20-mal von der U15 bis zur U19. Hinten rechts hat Borussia durchaus Bedarf, wenn es um einen Back-up für Stefan Lainer (27) geht: In Jordan Beyer (19) und Michael Lang (29) sind gleich zwei Spieler, die für die Position infrage kommen, verliehen. Und Fabian Johnson (32), der Lainer schon einmal ersetzte, ist ziemlich verletzungsanfällig.