Überragendes GesamtpaketDieser Borusse hat Superstar-Potenzial

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Marcus Thuram ist in seinem ersten Jahr bei Borussia Mönchengladbach zum Leistungsträger avanciert.

Mönchengladbach – Als er zur Vertragsunterzeichnung im Borussia-Park aufschlug, hatte Marcus Thuram 64 Erstligaspiele in Frankreich (zwölf Tore) absolviert, war frisch mit EA Guingamp aus der Ligue 1 abgestiegen und hatte fünf U21-Länderspiele gemacht. Sein Preis: neun Millionen Euro. Marktgerecht.

Seither ist der Wert des 22-jährigen Angreifers längst explodiert. Denn eine Dreiviertel-Saison später zählt Thuram nicht nur zu den besten Neulingen der Bundesliga, sondern steht auf den Notizzetteln der größten Riesen im europäischen Fußball. Dazu zählt sogar der FC Liverpool (hier lesen Sie mehr), die vor dem Corona-Shutdown wahrscheinlich beste Mannschaft der Welt. Selbst in Krisenzeiten könnte Thuram an der 50-Millionen-Euro-Marke kratzen.

Marcus Thuram: Dribbelstarker Hüne

Und das liegt an einem (nicht nur sportlichen) Gesamtpaket, bei dem sich ein Scout schon mal die Augen reiben kann. Thuram ist der schnellste Borusse mit einer Höchstgeschwindigkeit von 35,6 km/h (Platz fünf in der Liga). Er ist Gladbachs fleißigster Dribbler, mit einer starken Zweikampfquote von 51 Prozent – und das als 1,91-Meter-Hüne. Thuram kann austeilen (Platz sechs bei den meisten Fouls der Liga) und er kann einstecken (am vierthäufigsten gefoult).

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Offiziell ist Thuram im vergangenen Sommer als Nachfolger des nach Dortmund abgewanderten Thorgan Hazard (27) gekommen. Dem ging vor dem Tor regelmäßig die Puste aus und die Konzentration ab, wenn er seinen Gegenspielern enteilt war. Thuram paart Speed mit Präzision – von den Bundesligaspielern mit mindestens zehn Versuchen hat kein anderer so viele seiner Schüsse aufs Tor gebracht.

Borussia Mönchengladbach produziert mehr Mega-Chancen dank Thuram

Und dabei ist Thuram kein Egoshooter. Erinnert sei an seine Vorlagen für Alassane Plea (27) in Hoffenheim, für Denis Zakaria (23) gegen Augsburg, für Oscar Wendt (34) in Leverkusen und für Lars Stindl (31) in Düsseldorf – alle mussten nur noch den Fuß hinhalten.

Borussia hat nach 25 Spielen schon elf Tore aus dem Fünfmeterraum erzielt, vier mehr als in der kompletten Vorsaison. Dass die Fohlen mehr Mega-Chancen produzieren, ist besonders Thuram zu verdanken, dem feinen Dribbler mit dem Usain-Bolt-Körper.

So viel zum Sportlichen. Doch auch aus Marketing-Sicht ist der Mann mit dem seit 25 Jahren wohlklingenden Nachnamen im Weltfußball für jeden Verein ein Geschenk. Sein Vater Lilian (48) schoss Frankreich 1998 in WM-Finale, stemmte im eigenen Land den Pokal. Es folgte 2000 der EM-Titel. Wer schon als kleiner Junge in Fußballkabinen stapfte und mit Weltstars wie Thierry Henry (42) oder Zinédine Zidane (47) abklatschte, dürfte mit dem Hype von heute ganz gut klarkommen.

Deshalb muss sich anscheinend auch niemand Sorgen machen, wenn Thuram die fußballfreie Zeit mit pinken Haaren verbringt (hier lesen Sie mehr). Am ersten Trainingstag ist der Pink-Panther-Look wieder weg.

Thuram: Jubel mit der Eckfahne wird zur Ikone

Nicht nur Thurams Trikot ist ein Renner in Gladbach, seinen Eckfahnen-Jubel gab es bereits als Poster im Fanshop zu kaufen. Sein Sieges-Ritual ist inzwischen so bekannt, dass Ende Februar in Augsburg in Ordner kurzerhand mit der Fahne davonlief und die Borussen sie erst einmal zurückerobern mussten. Nach dem Geisterspiel gegen Köln trug die Mannschaft die Fahne sogar die Tribüne hoch, um sie den Fans vor dem Stadion zu präsentieren. Es ist eines der letzten Fotos, die das Bundesliga-Geschehen bis heute produziert hat.

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Der Fußball ist nicht nur ein Spiel der Emotionen oder Zahlen, sondern auch eines der Bilder. Thuram bringt alles mit, um einer zu sein, für den die Menschen – sobald sie wieder dürfen – gerne ins Stadion gehen. Und das als Neun-Millionen-Euro-Mann, der aus der tiefsten französischen Provinz nach Gladbach kam.