30 Jahre nach Gladbecker GeiseldramaSo will Rösner aus dem Knast kommen

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Geiselnehmer Dieter Degowski (l.) und Hans-Jürgen Rösner 1988 in dem in Bremen gekaperten Linienbus. Degowski ist inzwischen wieder frei, Rösner könnte 2019 einen Antrag auf offenen Vollzug stellen. Opfer und Angehörige leiden dagegen lebenslänglich.

Gladbeck – Am 16. August vor 30 Jahren hielt die  ganze Republik den Atem an. Der misslungene Überfall auf eine Bankfiliale in Gladbeck durch Jürgen Rösner (61) und Dieter Degowski, die dreitägige Geiselnahme.

Eines der düstersten Kapitel der Kriminalgeschichte, zumal die Polizeistellen völlig versagten. Drei Menschen starben, darunter Silke Bischof, die bei dem missglückten Polizeieinsatz auf der Autobahn nahe Siegburg durch ein Geschoss aus der Waffe Rösners ums Leben kam. 

Dieter Degowski mittlerweile auf freiem Fuß

Dreißig Jahre Gladbeck. Bleibt die Frage: Was ist aus den beiden Tätern des Jahrhundertverbrechens geworden?

Im Februar 2018 kam Degowski frei (hier lesen). Heute geht er nach Angaben der Behörden unter neuer Identität einer geregelten Arbeit nach.

Bei seinem Ex-Kumpel aus der Sonderschule ist es ungleich schwieriger. Rösner, der neben lebenslanger Haft auch Sicherungsverwahrung erhielt, verweigerte Jahrzehnte jegliche Therapie, gab den harten Burschen. Einer, der mit seinem Leben abgeschlossen hatte. Aus dem Knast heraus ließ er wissen: Vermutlich werde er hinter Gittern „verrecken“.

Darum rührt der Gladbeck-Film zu Tränen (hier mehr lesen).

Er sei „gesundheitlich schwer angeschlagen und meine Zuckerkrankheit wird mich zur Strecke bringen“. Rösner wanderte von einem Gefängnis zum anderen, saß in Einzelhaft. „Eine Bewährung im Vollzug war wegen der fortwährenden Verlegung kaum möglich“, so sein Anwalt Rainer Dietz.

Seit 2013 sitzt Rösner in der JVA Aachen ein. Anfangs präsentierte er sich auch dort renitent. Ein Messer und Heroin wurden bei Zellendurchsuchungen entdeckt, die Strafe wurde verlängert. Heute, mit 62, scheint ihn das Schicksal seines Kumpanen Degowski zum Umdenken veranlasst zu haben. Elke Krüger, Leiterin der JVA Aachen, bestätigt, „dass Herr Rösner seit November 2017 einen Therapieprozess begonnen hat“.

Jürgen Rösner: Vom skrupellosen Kidnapper zum Muster-Knacki? 

Nach ihrer Erfahrung dauere so ein Prozess lange. Mit dem externen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie habe Rösner vereinbart, erst im Erfolgsfall der Behandlung einen Antrag auf Übergang in den offenen Vollzug zu stellen. Zumindest das Zwischenfazit des Therapeuten trägt positive Züge: Rösner zeige sich sehr motiviert, reflexionsfähig und -willig bezüglich seines eigenen Verhaltens in der Vergangenheit und der Gegenwart. Vom skrupellosen Kidnapper zum Muster-Knacki?

Anwalt Dietz berichtet, dass sein Mandant in der Anstalt seit Mai 2018 in einer Behandlungswohngruppe für Gefangene mit angeordneter oder vorbehaltener Sicherungsverwahrung lebt. Ein Test, um den Häftling auf den späteren offenen Vollzug vorzubereiten.

Seit drei Jahren arbeitet Rösner in einer Werkhalle. Sein Leistungstestat fällt gut aus. Inzwischen darf er auch seine Freundin zu Besuch empfangen.

Geht es nach seinem Anwalt wird Rösner bei weiterer guter Führung Mitte 2019 einen Antrag für den Offenen Vollzug stellen. „Dies wurde bei der letzten Anhörung vor der Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Aachen vereinbart“, sagt Dietz. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass Fachdienste und Gutachter den Schritt befürworten.