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Kies für Hitlers WestwallZeitzeugen lösen Rätsel um mysteriöses Wrack vom Escher See

Das Wrack vom Escher See

Eine Luftaufnahme zeigt das Wrack im Escher See.

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Der Escher See: Ein Badeort, eine ehemalige Kiesgrube, ein Gewässer mit einem Wrack an einem privaten Uferabschnitt. EXPRESS zeigte die Luftaufnahme des Wracks und fragte: Wer kann mehr erzählen über die Geschichte vom Escher See?

Mehrere Leser meldeten sich nach dem Aufruf in der Redaktion.

Heinz Schiefer (86): Der Mann, der viel weiß

Heinz Schiefer (86) aus Auweiler ist einer von ihnen. Der Senior sagt: „Ich wurde 1932 geboren. Schon als 6-Jähriger bin ich im Escher See geschwommen. Es war zwar verboten, aber alle Kinder aus der Gegend, sogar von Bocklemünd, kamen zum See zum Schwimmen. Damals grub die Firma Christian Krutwig, die hatte ihren Sitz bei Bedburg, nach Kies. Die technische Anlage bestand aus einem Schwimmbagger mit Eimern an einer Kette, einem Motorboot und drei Kähnen – so wie der, der auf dem Bild zu sehen ist.“

Alles zum Thema Nationalsozialismus

Das Motorboot habe die beladenen Kähne zum Ufer geschleppt. Dort habe es eine Schienenverbindung zum Bahnhof in Longerich gegeben. Der Kies sei in die Waggons geladen worden.

Kies für den Westwall und die Reichsautobahnen

„Ich war mit dem Sohn des Kieslagerverwalters gut befreundet“, erzählt Heinz Schiefer. Das Wohnhaus des Verwalters Eduard Schmitz stehe noch heute an der Escher Straße.  Durch die Nähe zur Familie Schmitz habe er damals einiges erfahren. So soll der Kies in der Zeit des Nationalsozialismus zum Bau des Westwalls benutzt worden sein und später zum Autobahnbau. 

Der Westwall, auch Siegfried-Linie genannt, war ein über 630 km verteiltes militärisches Verteidigungssystem entlang der Westgrenze des Deutschen Reiches. Er wurde unter dem Hitler-Regime in den Jahren 1938 bis 1940 errichtet und bestand aus über 18000 BunkernStollen, Gräben und Panzersperren.

Schnurstracks zum Bahnhof Longerich

Schiefers Angaben decken sich mit weiteren Recherchen des EXPRESS zur Firma Krutwig. Demnach wurde das Unternehmen 1898 gegründet und war im Tief-, Eisenbahn- Beton- und Eisenbetonbau tätig. Hobby-Bahner haben 2006 dokumentiert, dass die Gleise vom Escher See „fast schnurgrade im rechten Winkel auf das Nordende des Bahnhof Longerich“ zufuhren, „als heute zugewachsenes Ausziehgleis existiert noch ein allerletzter Rest des Anschlußes“. 

Bis ca.1985 seien am Escher See noch Gleisreste zu entdecken gewesen, dann seien die letzten Anlagen des stillgelegten Werkes durch belgische Pioniere gesprengt worden. 

Es gab im Escher See eine Insel aus feinem Sand

Zeitzeuge Schiefer, gelernter Schlosser und früher im Getriebewerk bei Ford beschäftigt, erinnert sich auch noch an ein idyllisches Detail.

Die Firma habe den feinen Sand, der nicht brauchbar war, aussortiert und zu einer Insel aufgeschüttet. „Die war etwa zehn mal 20 Meter groß. Wir sind immer dahin geschwommen.“

Berühmter deutscher Radsportler Paul Krewer kam vorbei

Es habe damals auch vier bis fünf Ferienwohnungen am Ufer gegeben. Eine habe dem Bruder des Radrennfahrers und Kölner Lokalmatadors Paul Krewer gehört (Vize-Weltmeister als Steher, lebte von 1906 bis 1997). Den „Indi“, so genannt wegen des Indianerkopfs, den er auf seinem Trikot trug, habe er am See mehrmals gesehen: „Und er schenkte uns schon mal Karten fürs Radstadion in Müngersdorf.“

Weitere Zeitzeugin: Wir verletzten uns am Wrack

Eine weitere EXPRESS-Leserin, Sabine Bölter, geboren 1963, erzählt: „Wir haben am Wrack als Kinder Ende der 60er Jahre gespielt. Das Gelände war schwer zugänglich. Wir sind oft rübergeschwommen und sind da rumgekraxelt. Meine Schwester ist einmal vom Wrack abgerutscht und hat sich Schürfwunden zugezogen. Das Wrack war sehr verrostet. Tatsächlich gab es dort allerhand Fische. Wir haben uns selbst Angeln gebaut um zu fischen. Aber es hat nie richtig geklappt...“

Militärische Schnellboote vertrieben Kinder

Ein überraschender Hinweis kommt von Leser Paul Zimmermann (81) aus der Severinstraße. Er sei als Kind in den 50er Jahren im bis zu 18 Meter tiefen Escher See geschwommen.

Eine Zeitlang sei dort belgisches oder britisches Militär unterwegs gewesen, mit Tauchereinheiten. „Wir Kinder mussten uns da fernhalten. Sonst kamen die mit Schnellbooten auf uns zu.“

(exfo)