Deutsche Badegäste in GefahrGift bedroht das Meer: Forschende schlagen Alarm

Urlauberinnen, Urlauber und Tagesgäste nutzen das sonnige, warme Wetter am 12. Mai zu einem Strandbesuch an der Ostseeküste in Warnemünde. Forschende schlagen Alarm: Unter dem Sand der Ostsee schlummert ein gefährliches Gift.dpa

Urlauberinnen, Urlauber und Tagesgäste nutzen das sonnige, warme Wetter am 12. Mai zu einem Strandbesuch an der Ostseeküste in Warnemünde. Forschende schlagen Alarm: Unter dem Sand der Ostsee schlummert ein gefährliches Gift.

Am Meeresgrund der Ostsee schlummert eine vergessene Gefahr – und zwar in Form von giftigem Thallium. Nach Einschätzung von US-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftlern ist dies das größte mit Thallium kontaminierte Gebiet weltweit. 

von Martin Gätke (mg)

Die Forscherinnen und Forscher der renommierten „Woods Hole Oceanographic Institution“ (WHOI) in Massachusetts entdeckten während Bohrungen im Meeresboden der Ostsee das gefährliche Schwermetall Thallium.

Dieses gilt als das giftigste Metall für Menschen und Tiere und kann schwerwiegende gesundheitliche Schäden hervorrufen – bis hin zum Tod. Ihre alarmierenden Ergebnisse wurden im Fachmagazin „Environmental Science & Technology“ veröffentlicht.

Diese deuten demnach darauf hin, dass das vorhandene Thallium eine potenzielle Gefahr darstellt, die gesamte Ostsee zu vergiften. Das berichtet „Welt“.

Wissenschaftler Sune Nielsen sagte dazu im Interview mit der „Bild“: „Soweit mir bekannt ist, handelt es sich hierbei um das geografisch umfangreichste Gebiet mit Thallium-Kontamination, das jemals dokumentiert wurde.“

Schuld sind die Industrie-Abwässer, die 80 Jahre lang über die Flüsse ins Meer gespült wurden. Das Thallium setzte sich so im gesamten Ostseeboden fest.

Badegäste im Urlaub am Strand in Gefahr

Thallium erscheint unter dem Sand zunächst harmlos, in den vergangenen Jahren haben die Länder rund um die Ostsee wie Deutschland, Schweden, Dänemark und die baltischen Staaten verstärkt Sauerstoff ins Meer eingeleitet. 

Dies sollte dazu beitragen, die sogenannten „Todeszonen“ zu renaturieren – also aufzufrischen –, in denen das Wasser extrem sauerstoffarm und damit schlecht für Fische und Meeresbewohner ist.

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Doch diese Maßnahme birgt ein heikles Problem: Durch den zugeführten Sauerstoff lösen sich die Thallium-Ionen aus dem Schlamm und schwimmen dann frei im Meer herum. Und können so zu einer Gefahr für Badegäste werden. Denn diese Ionen sind bei direktem Hautkontakt giftig.

Und nicht nur das: Sie reichern sich auch in Fischen an und gelangen auf diese Weise in unsere Nahrungskette. Das erhöht die Gefahr, dass das Gift auf uns Menschen übertragen wird.

Nur in sehr geringen Mengen ist Thallium ungefährlich

Thallium zählt zu den Schwermetallen, kommt überall in der Natur vor, auch in Lebensmitteln, im Trinkwasser und in der Luft – meist jedoch nur in sehr geringen Mengen. Unterhalb von 0,08 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht wurden keine nachteiligen gesundheitlichen Effekte beobachtet.

Doch Thallium ist sehr giftig. Wird eine bestimmte Dosis im menschlichen Körper erreicht, kann das laut Bundesamt für Risikobewertung zu Durchfall, Unwohlsein, Bauchschmerzen führen. Es wirkt als Zellgift, hemmt im Körper verschiedene Enzymsysteme. Schon 1,5 Milligramm Thallium pro Kilogramm Körpergewicht reichen aus, um Vergiftungssymptome auszulösen.

Werden dem Körper größere Mengen zugeführt, kann das zu Sehstörungen, Haarausfall und Nierenschädigungen führen – und in extremen Fällen zu Koma und Tod.