Wolffs RevierSo kontrolliert der Mercedes-Sportchef die Formel 1

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Wie ein Feldherr wacht Mercedes-Sportchef Toto Wolff über die Formel 1.

von Oliver Reuter (reu)

Brackley – Nicht Chefpromoter Bernie Ecclestone (85), nicht FIA-Präsident Jean Todt (69) und auch nicht Red-Bull-Milliardär Dietrich Mateschitz (71) ist der Herrscher der Formel 1. Sondern Toto Wolff (44).

Der Mercedes-Sportchef hat drei Kunden-Teams, steuert Fahrer-Karrieren und schwor sogar Rivalen wie Ferrari und Renault auf eine technische Allianz ein. Die Königsklasse ist Wolffs Revier. Wir enthüllen, wie der Österreicher seine Claims abgesteckt hat.

Die Teams

Wolff führt das Mercedes-AMG-Team als Geschäftsführer aus der Zentrale in Brackley – und hält 30 Prozent. Ein gutes Geschäft, wenn man bedenkt, dass der Konstrukteursweltmeister 445.000 Euro pro Punkt kassiert. Macht sagenhafte 312 Millionen Euro, die dem von Daimler (75 Millionen Euro) und Sponsoren unterstützten Platzhirsch seine Vormachtstellung durch den PS-stärksten Motor sichern.

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Die Kundenteams Williams (Wolff hält fünf Prozent), Force India und Manor hängen am Mercedes-Tropf. Sie werden aufgepäppelt, aber auch für politische Machtspiele und als Ausbildungsstätte genutzt. So wurde das chronisch klamme Manor aus der Ferrari-Allianz gelöst, indem sie den Mercedes-Motor das Williams-Chassis und neue Ingenieure vermittelt bekamen. So ist künftig eine reine Mercedes-Top-Ten keine Utopie mehr.

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Die Fahrer

Mit Lewis Hamilton (30) und Nico Rosberg (30) brachte Wolff die Kart-Kumpels wieder zusammen, macht den Silberzicken aber nun mit Manor-Debütant Pascal Wehrlein (21) Druck. Den hat er schon seit dessen Kartzeiten 2009 in Michael Schumachers (47) KSM-Team auf dem Zettel und förderte dessen Formel-3- und DTM-Karriere, die im jüngsten Meister aller Zeiten mündete.

Der nächste aufs Wolffs Liste ist Mick Schumacher (16). Den Formel-4-Fahrer lud er zur Meisterfeier „Stars and Cars“ nach Stuttgart ein, wo er sich schon mit Rosberg duellieren durfte. Sein Team Van Amersfoort rüstete er vorausschauend für die Formel 3 von VW- auf Mercedes-Motoren um. Auch das Top-Team Prema, für das Mick in Italien fahren möchte, hat Mercedes-Power.

Mit seiner Firma Aces Management Group (Partner sind Mika Häkkinen und dessen Manager Didier Coton) ist er weiterhin einer der Investoren von Williams-Finne Valtteri Bottas (26). Und mit Kumpel Alexander Wurz (41) hat er nun auch den Vorsitzenden der Fahrer-Gewerkschaft GPDA.

Die Rivalen

Um Ferrari und Renault auf die von Daimler festgelegte Hybrid-Linie zu trimmen und eine Allianz gegen Billigmotor-Verfechter Ecclestone zu schmieden, leistete Mercedes Aufbauhilfe. AMG-Ingenieur Wolf Zimmermann gab dem Ferrari-Pferdchen die Sporen, so dass Sebastian Vettel (28) schon mit den Silberpfeilen kämpfen konnte. Nun soll Mercedes-Mann Axel Wendorff das neue Renault-Werksteam (Ex-Lotus) auf Trab bringen.

Nebeneffekt: So ärgert Wolff seinen Red-Bull-Erzrivalen Dr. Helmut Marko (72). Der befürchtet, nach dem Zoff vom Vorjahr von Renault nur einen B-Motor zu erhalten und keine Titelrolle mehr zu spielen. Die süße Rache für Markos Giftpfeil von 2013: „Mit so einem unqualifizierten Menschen unterhalte ich mich gar nicht.“ Jetzt lernt Marko schmerzhaft: Der Wolff beißt zurück.