Verstappen im InterviewHolland-Rüpel „Mad Max“: „Schumi ist ein Held!“

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Oranje boven! Max Verstappen vor seiner Fan-Tribüne in Spielberg. Da fiel er zum fünften Mal in sieben Rennen aus und wird schon bei Ferrari gehandelt.

von Oliver Reuter (reu)

Silverstone – Er ist die heißeste Aktie im Fahrermarkt: Max Verstappen (19). Wegen seiner aktuellen Ausfallserie bei Red Bull wird der „fliegende Holländer“ schon als Nachfolger von Kimi Räikkönen (37) bei Ferrari gehandelt.

Darüber, über den Vettel-Hamilton-Zoff und sein Vorbild Michael Schumacher (48) spricht Verstappen mit unserer Zeitung. Das Interview.

Sie sind in fünf der letzten sieben Rennen ausgeschieden – vom Überflieger zum Pechvogel. Wie gehen Sie damit um?

Alles zum Thema Max Verstappen

Verstappen: Ich sehe das Positive und das war China. Von Platz 16 gestartet und aufs Podium. Das war ein tolles Rennen mit vielen Überholmanövern, und am Ende dem Druck von Daniel standgehalten.

Seitdem läuft aber alles schief.

Natürlich kann es immer besser laufen. Zumal in China das Auto auch nicht perfekt war von der Balance her und zunächst sehr langsam. Aber ich denke, Red Bull hat schon gute Resultate geholt.

Ja, aber zuletzt nur Ihr Teamkollege Ricciardo. Verlieren Sie das Vertrauen ins Team?

Das Vertrauen ist noch immer da. Die können schon ein gutes Auto bauen. Wir sind viel näher an der Spitze als zum Saisonstart. Aber wir hatten zu viele Probleme die letzten Rennen. In Spielberg wurde meine Kupplung am Start zu heiß, ich wäre auch ohne den Domino-Crash mit Kwjat und Alonso ausgefallen. Das Wichtigste ist, immer positiv zu sein.

Es heißt, Sie oder Ihr Vater Jos hätten schon mit Ferrari über einen Wechsel gesprochen?

Ich rede nicht darüber, was passiert. Ich habe einen Vertrag mit Red Bull, und wir werden mal sehen.

Ihr Vertrag endet laut Sportchef Dr. Marko erst 2019. Da wären Sie noch lange gebunden.

Ich rede nicht über die Laufzeit, aber jetzt habe ich noch einen Vertrag.

Dr. Marko will 100 Millionen Euro für Sie haben, sollten Ferrari oder Mercedes anfragen. Zeigt das auch Ihren Marktwert?

100 Millionen? Cool, ich bin teurer als ein Fußballer. Es ist immer sehr positiv, wenn man so wertgeschätzt wird.

Ihr Vater hat bei Red Bull einen Vertrag als Talentscout. Bindet Sie das als Vater-Sohn-Gespann zusätzlich oder können Sie fahren, wo Sie wollen?

Er hat keinen Vertrag, aber er sichtet Fahrer für Dr. Marko, ob sie für das Juniorprogramm in Frage kommen. Ich bin unabhängig von meinem Vater.

Durch Ihre forsche Fahrweise haben Sie sich schnell Respekt verschafft, aber auch den Namen „Mad Max“. Oder ist das für Sie sogar ein Kompliment, weil der auch kompromisslos ist?

Natürlich musst du immer hart sein im Rennen. Ich kämpfe gerne gegen die anderen, sehe mich aber nicht als Mad Max. Für mich ist diese Art zu fahren normal.

Für Sebastian Vettel nicht, der nach Ihrer Spa-Kollision fluchte. Daraufhin nannten Sie ihn frustriert und sagten, er müsse in den Kindergarten. Haben Sie Ihre Probleme ausgeräumt?

Wir hatten nie ernste Probleme. Natürlich, nach den Vorfällen im Vorjahr in Mexiko haben wir telefoniert, und alles war okay. Diese Saison sowieso. Aber natürlich gehen im Rennen die Emotionen hoch, da kann immer was passieren.

Das hat man an Vettel in Baku wieder gesehen, wie er Lewis Hamilton ins Auto gefahren und uneinsichtig gewesen ist. Kritisieren Sie diese Art an ihm?

Du bist am Ende ein Rennfahrer, da können solche Dinge passieren. Ich finde, die Formel 1 braucht das auch.

Vettel vermutete einen Bremstest. Wie hätten Sie reagiert, wenn Hamilton das mit Ihnen gemacht hätte?

Schwierig zu sagen, ich war mit ihm noch nie in so einer engen Situation.

Glauben Sie, Sie kommen noch diese Saison nah an ihn heran?

Hoffentlich zum Ende der Saison. Jetzt ist es noch nicht möglich. Aber ich hoffe, dass wir in den nächsten Rennen Motor-Updates bekommen. Vom Chassis sind wir auf einem guten Weg, aber vom Motor sind wir noch zu langsam.

Wie fanden Sie es, dass Hamilton nicht wie alle anderen beim Fan-Event in London war?

Er wollte wohl zwei Tage freihaben und Urlaub machen. Wenn ihn das schneller macht, muss er das machen. Aber für die Fans hier in England war das nicht so positiv.

Wie haben die anderen es aufgenommen? Er separiert sich ja auch von der Gemeinschaft.

Ja,  aber am Ende ist mir das egal. Wichtig war, dass wir es für die Fans getan haben.

Wie kommen Sie mit ihm klar? Er nennt Sie nie beim Namen, sagt nur „der Bursche da“.

Das stimmt, aber er redet sowieso nicht viel mit anderen Fahrern oder mit mir. Vielleicht so „Hallo wie geht’s dir?“, aber das war’s auch schon.

Lebt er das Leben eines Showstars statt eines Sportlers?

Vielleicht, aber er ist so dreimal Weltmeister geworden. Wenn es ihn glücklich macht, soll er es so handhaben.

Sie sind nun auch von Belgien nach Monaco gezogen. Haben Sie trotzdem noch Kontakt zur heimischen Kartszene und Mick Schumacher?

Natürlich lebe ich jetzt ein anderes Leben, und auch Mick hat viel um die Ohren mit der Formel 3, aber wir haben schon ab und zu Kontakt.

Wie sehen Sie Mick, schafft er es auch in die Formel 1?

In der Formel 3 sind viele schnelle Jungs, das ist schwer für ihn. Das Wichtigste ist immer, konstant zu sein und Vertrauen aufzubauen. Dann macht er seinen Weg schon.

Mick hat mit Dirk Nowitzki für seinen kranken Vater Michael Fußball gespielt. Denken Sie auch noch an Schumi, was er für den Sport erreicht hat?

Natürlich, wir denken immer an ihn. Er ist ein Held, und es ist schade, was mit ihm passiert ist. Ich wünsche ihm, dass er wieder gesund wird.

Spielen Sie bei der Fahrerauswahl Nazionale Piloti mit?

Ja, ich habe im letzten Jahr gespielt und hatte gleich einen Krampf. Das ist natürlich nicht ideal vor einem Rennen. Ich fahre lieber Go-Kart und Jetski oder gehe Wakeboarden.

Als Single oder haben Sie nach Ihrer letzten Beziehung mit Mikaela wieder eine Freundin?

Nein, aber ich bin ja noch sehr jung und genieße einfach mein Leben. Das Wichtigste ist jetzt, sich aufs Rennfahren zu konzentrieren.

Sie wollen schließlich Weltmeister werden und sind trotz Ihrer Jugend bestimmt nicht geduldig oder?

Als Rennfahrer bist du nicht geduldig. Ich will immer gewinnen. Am liebsten schon hier oder spätestens bei meinem Heimspiel in Spa.

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