Eskalation im TV-PokerDAZN-Zoff empört die Bundesliga – wie geht es jetzt weiter?

Die Auktion der TV-Rechte ist unterbrochen worden. Derzeit wird bei der DFL über das weitere Vorgehen beraten. Aber die Heftigkeit der Vorwürfe von DAZN lässt eine schnelle Einigung nicht erwarten.

Der Tag nach dem TV-Knall in der Fußball-Bundesliga. Das weitere Prozedere nach der ausgesetzten Auktion der Medienrechte durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) ist am Donnerstag (18. April 2024) noch völlig offen.

Das eingeschaltete Bundeskartellamt will den Streitfall zwischen der DFL und Bieter DAZN prüfen und plante für den Lauf des Tages eine Stellungnahme. Der Streaming-Dienst hatte in einem Brief an die DFL eine Ungleichbehandlung im Bieterverfahren beklagt, der Liga-Verband die Anschuldigungen zurückgewiesen. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Bundesliga-Zoff: Wie geht es mit DFL und DAZN weiter?

  • Was ist passiert?

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat die Auktion der deutschsprachigen Medienrechte am Profifußball ausgesetzt. Das gab es noch nie. Grund für das Novum ist eine Beschwerde des Bieters DAZN. Der Streaminganbieter beklagt eine Ungleichbehandlung.

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  • Was genau ist der Vorwurf?

DAZN fühlt sich diskriminiert, weil sein Angebot für das Rechtepaket B abgelehnt wurde, obwohl es „das finanziell attraktivste und überzeugendste“ gewesen sei. Der Hintergrund ist, dass die DFL die von DAZN abgegebenen Finanzgarantien nicht akzeptiert hat. Wie hoch das Gebot war, ist nicht bekannt.

  • Was sagt die DFL?

Der Ligaverband ist empört. „Die erhobenen Unterstellungen und Vorwürfe sind unzutreffend, haltlos und wir weisen sie in aller Deutlichkeit zurück“, teilte die DFL mit. Das DAZN-Schreiben enthalte zudem „eine Vielzahl von unrichtigen Darstellungen und Verkürzungen von Sachverhalten.“ Die DFL führe das Verfahren „selbstverständlich in transparenter und diskriminierungsfreier Weise“ durch.

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  • Welche Probleme drohen jetzt?

Der Medien-Wissenschaftler Michael Schaffrath sieht mehrere Probleme. Er beklagte, dass die DFL „eigenartig irritierende Schlagzeilen“ schreibe, die nicht im Interesse der Vereine seien. Er betonte zudem den Faktor Zeit: „Langwierige juristische Auseinandersetzungen wären fatal und kontraproduktiv für den gesamten Ausschreibungsprozess, denn sowohl die Sender als auch die DFL brauchen zügig Planungssicherheit.“

  • Was ist eigentlich das Rechtepakt B?

Das Rechtepaket B ist das größte der Ausschreibung, es enthält die Samstagsspiele der Bundesliga um 15.30 Uhr sowie die Einzelspiele am Freitagabend und die Relegation. Angeblich wurde es bereits an einen anderen Bewerber vergeben. Als größter Interessent galt im Vorfeld der Auktion Sky.

  • Wie läuft die Auktion denn ab?

Die DFL versteigert einzelne Rechtepakete an den Partien der Bundesliga und der 2. Liga. Wenn dabei ein Interessent die DFL-Mindestforderung erfüllt und gleichzeitig 20 Prozent über dem zweitbesten Angebot liegt, erhält er den sofortigen Zuschlag.

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  • Wie geht es weiter?

Das erscheint völlig offen. Das eingeschaltete Bundeskartellamt will den Streitfall prüfen und plant eine Stellungnahme. Allerdings ist nicht klar, ob und in welcher Form das Amt zuständig ist. Die Behörde hat nicht die Autorität oder den Status eines Gerichts, um den Prozess nach einer Entscheidung wieder freizugeben. Das Kartellamt kann höchstens die Funktion eines Mediators übernehmen.

  • Wie wirkt sich der Zoff auf die Zusammenarbeit aus?

Hinter der weiteren Kooperation zwischen DFL und DAZN stehen große Fragezeichen – bis zum Ende der kommenden Spielzeit hält der Streaminganbieter die Rechte an den Freitags- und Sonntagsspielen. Die gegenseitigen öffentlichen Anschuldigungen zeigen: Die Fronten sind verhärtet.

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  • Gibt es Hintergründe zu dem Fall?

Hier muss spekuliert werden. Es erscheint aber nicht weit hergeholt, dass die DFL als „gebranntes Kind“ auf Nummer sicher gehen will. In der Vergangenheit gab es schließlich schon mehrmals das Szenario (Kirch-Pleite, Arena-Aus, Eurosport-Ausstieg), dass sich die DFL nicht auf einen Käufer verlassen konnte und in die Krise schlitterte. Deshalb ist es nachvollziehbar, dass der Ligaverband nicht den geringsten Zweifel an einer Finanzgarantie tolerieren möchte.

  • Wie sah der ursprüngliche Ablauf aus?

Die Auktion läuft seit Montag und sollte eigentlich in etwa zwei Wochen abgeschlossen sein. Es geht dabei um die wichtigste Einnahmequalle der Vereine. Derzeit erhält der Profifußball 1,1 Milliarden Euro pro Saison. Vergeben werden die Rechte für die vier Spielzeiten von 2025/26 bis 2028/29. Der angedachte Zeitplan dürfte jetzt kaum mehr einzuhalten sein. (sid/dpa/bc)