Der 1. FC Köln kann bisher im Abstiegskampf keinen Befreiungsschlag erreichen. Am Wochenende gab es trotz guter Leistung nur ein 1:1 in Wolfsburg. Wir sprachen mit Sturm-Legende Toni Polster über die FC-Schwäche.
„Jede klitzekleine Möglichkeit“Kölner Sturm-Legende über FC-Katastrophe und Hand-Frust
Lang, lang ist es her, doch die Wut ist die gleiche! Am Samstag (27. Januar 2024) wurde ein Handspiel des VfL Wolfsburg nicht geahndet. Die Kölner regten sich auf, hätten gerne einen Elfmeter bekommen. So endete das Spiel 1:1 und der FC verlor wichtige Punkte im Abstiegskampf.
Eine ähnliche, aber noch krassere Fehlentscheidung gab es im April 1998. Damals spielte der 1. FC Köln auf Schalke. Kölns René Tretschok zog in der 80. Minute aus 14 Metern ab, Schalkes Oliver Held lenkte den Ball mit der Hand über die Latte. Doch die Schiedsrichter entschieden auf Eckball. Radoslav Latal drückte dann in der 90. Minute den Ball zum 1:0 für Schalke über die Linie. Am Ende der Saison stieg der FC erstmals ab.
Toni Polster erinnert sich an Kölner Handfrust 1998 auf Schalke
Mit dabei war damals Stürmer-Legende Toni Polster (59). Im Interview mit EXPRESS.de am 29. Januar 2024 erinnert sich der charmante Österreicher an die Kölner Ohnmacht nach der Handszene und spricht über die größte aktuelle Köln-Schwäche.
Wie geht es Ihnen nach den gesundheitlichen Problemen um den Jahreswechsel mit der Not-OP nach einem Magendurchbruch?
Toni Polster: „Zum Glück ist alles wieder gut und ich bin vollauf gesund.“
Das freut uns sehr, blicken wir also gemeinsam auf den 1. FC Köln. Da gab es am Wochenende in Wolfsburg ein ungeahndetes Handspiel, erinnert Sie das an Schalke 1998? Wie geht man mit so einer Situation um als Mannschaft?
Polster: „Ja, damals war das schon immens tragisch. Jeder im Stadion hat gesehen, dass auf der Linie mit der Hand gespielt wurde – bis auf die drei Schiedsrichter. Das bleibt bis heute unerklärlich. Für uns war das extrem bitter damals.“
Jetzt gab es eine ähnliche Szene im Abstiegskampf des FC in Wolfsburg …
Polster: „… und da frage ich mich: Wofür haben wir heute den VAR? Da kann man sich das in Ruhe nochmals anschauen und reagieren.“
Hier siehst du den Handskandel auf Schalke im Jahr 1998:
Sie sind damals erstmals mit Köln abgestiegen, muss man sich aktuell auch Sorgen machen oder erkennen Sie einen Aufwärtstrend?
Polster: „Man muss sich schon Sorgen machen. Da braucht man ja nur auf die Tabelle zu schauen. Es wird schwer bis zum Schluss.“
Der Knackpunkt ist die Offensive, was fällt Ihnen dazu ein?
Polster: „Der FC muss es endlich hinbekommen, mehr Tore auf mehreren Schultern zu verteilen. So wenige Tore hat doch kein anderes Team in der Bundesliga bisher geschossen. Es sind zwölf Treffer nach 19 Spieltagen – das ist nicht mal eins pro Spiel. Diese Bilanz ist schon katastrophal.“
Der FC versucht alles, zuletzt war Jan Thielmann die Spitze. Wie kann man aus diesem Tal rauskommen?
Polster: „Man muss einfach schon im Training jede klitzekleine Möglichkeit verwerten. Ich habe mir auch immer jeden Elfer geschnappt, um eine Durststrecke zu überwinden.“
Lange Durststrecken hatten Sie als Stürmer nie bei 88 Toren in 168 Spielen für Köln, oder?
Polster lacht: „Nicht wirklich, wenn ich vier oder fünf Spiele lang nicht getroffen habe, war das schon lang. Ich habe immer versucht so variabel, wie nur irgendwie möglich zu sein. Mit dem Kopf, linker Fuß, rechter Fuß, Elfmeter oder Freistöße – ich habe alles probiert. So habe ich nie lange auf Tore gewartet.“
Was wünschen Sie dem FC?
Polster: „Ich wünsche allen Kölnern, Fans und Verein, dass das Fürchterliche nicht passiert, wovor alle Angst haben. Das Wort Abstieg sollte man nie wieder in den Mund nehmen müssen im Zusammenhang mit dem 1. FC Köln.“