Irre Trikot-Panne ‘97Marcell Fensch: Wie das Schalke-Spiel mein Leben veränderte

imago00090696h

Die 0:2-Niederlage gegen Schalke im Oktober 1997: Irgendwann hatte Marcell Fensch (r., im Duell mit Youri Mulder) sein Trikot übergezogen.

von Markus Krücken (krue)

Berlin/Köln – Die SMS-Anfrage wird schnell beantwortet. „Spielt Köln wieder gegen Schalke?“, schreibt Marcell Fensch prompt zurück und sendet ein lachendes Smiley dazu. Der Mann weiß worum es geht. Zwanzig Jahre danach.

Der FC gegen Schalke. Da war doch was? Richtig! Am 14. Oktober 1997 machte sich der frühere Verteidiger unfreiwillig unsterblich.

Flutlichtspiel. Der Druck war groß. Der FC in der Krise. Gegen ein starkes Schalke. Kurz vor der Pause sollte er für den angeschlagenen Dirk Schuster eingewechselt werden. Doch er hatte sein Trikot in der Kabine vergessen, ausgerechnet beim ersten Bundesliga-Einsatz seines Lebens.

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

Als ein Ersatzspieler es aus den Katakomben gehetzt ans Spielfeld brachte, hatte Schalke das 1:0 in Überzahl erzielt – und der Spott war Fensch sicher. Passend dazu im ersten Abstiegsjahr des Kultklubs.

„Ich stehe zu dem Fauxpas und weiß, dass ich damit in jedem Fußball-Almanach der Welt gelandet bin. Aber im Umgang damit möchte ich eine menschliche Ebene bevorzugen“, sagt Fensch. „Gewisse Begriffe kann ich in diesem Zusammenhang nicht ertragen.“

Heute leitet der Familienvater in Potsdam erfolgreich die Pension „Zeitlos“, die er im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut hat. Nach der aktiven Laufbahn hatte er mehr Glück, mit dem Fußball wurde es einst wegen vieler schwerer Verletzungen nichts, bereits mit 28 Jahren musste der talentierte Abwehrspieler wegen etlicher Kreuzbandrisse, Bandscheiben-OPs und Schambeinentzündungen seine Laufbahn beenden.

Trikot-Vorfall war der Anfang vom Ende beim FC

Aber Fensch macht keinen Hehl daraus, dass der Trikot-Vorfall der Anfang vom Ende beim FC seinerzeit war: „Die Trikot-Geschichte hat mir in Köln einen Stempel gegeben und aus dieser Schublade wäre ich nicht rausgekommen. Darum bin ich nach der Saison gewechselt. Lorenz Köstner wollte mich halten, auch sein Nachfolger Bernd Schuster. Aber es hätte keinen Sinn gemacht. Obwohl ich kaum gespielt hatte, galt ich mit als Inbegriff des Abstiegs.“

Heute kann Fensch darüber lachen. Er ist oft zu Besuch in Köln, trinkt unerkannt am Geißbockheim gern einen Café und feiert Karneval im Chlodwig Eck in der Südstadt. So auch nächste Woche. „Wenn ich meinen Namen sage, werde ich schon noch oft auf das Trikot angesprochen. Wenn ich mit Kumpels mal zum Hobby kicke, kommt auch oft der Spruch: ‚Marcel vergiss dein Trikot nicht‘“, schmunzelt er.

Aber was ist nun aus dem berühmten Trikot geworden?

Hängt es im Fußballmuseum? Oder hat Fensch es weggeworfen damals? „Nein, ich habe es zu Hause aufbewahrt. In einer Kiste. Das lasse ich mir auch nicht nehmen. Es ist die Erinnerung an mein erstes Bundesligaspiel, da kommt nicht jeder hin“, erklärt er stolz.

Man hört, wie viel es ihm bedeutet, für den großen 1. FC Köln aufgelaufen zu sein: „Ich schaue immer noch die Spiele im TV und bin positiv überrascht was in Köln entstanden ist. Daher tippe ich auch diesmal wieder auf ein 2:0 – aber diesmal für den FC!“

Letzte Frage: „Herr Fensch, können Sie für ein Foto das Trikot nicht nochmal aus der Kiste holen?“ Die Antwort: „Eher nicht. Ich habe vergessen, in welcher es ist...“