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18. August 1987Heute vor 30 Jahren: Wie Littbarski sich für den 1. FC Köln freikaufte

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FC-Präsident Dietmar Artzinger-Bolten (l.) und Vize Hans Neukirch karren Pierre Littbarski höchstpersönlich im Gepäckwagen „nach Hause“.

Köln – „Das Herz war dann doch wichtiger als das Spielen in Paris.“

Mit diesem Gefühl hatte sich Pierre Littbarski (57) nach nur einem Jahr in der französischen Hauptstadt von seinem  Klub Racing verabschiedet, mit diesem Gefühl kam er am 18. August 1987 in Köln und damit beim FC wieder an. „Um 19.20 Uhr“, so schrieb der EXPRESS damals, „wurde er im Triumphzug auf einem Gepäckwagen durch den Köln-Bonner Flughafen gekarrt.“

Dass ausgerechnet FC-Präsident Dietmar Artzinger-Bolten und Vize Hans Neukirch zur Begrüßung erscheinen, stieß Litti dann allerdings böse auf, wie er in seinem Buch „Meine Geschichte“ schreibt. Die beiden hätten nämlich „mit allen Mitteln versucht, meine Rückkehr zu verhindern“. Erst als der damalige Sportdirektor Udo Lattek mit Rücktritt drohte, gaben sie ihren Widerstand auf.

Alles zum Thema Pierre Littbarski

Aber der Reihe nach: Nach der für ihn unbefriedigenden  WM 1986 in Mexiko und weil er auch „mit den finanziellen Bedingungen in Köln nicht mehr zufrieden“ war, wollte Littbarski im Ausland „die verlorene Spielfreude“ wiedergewinnen. Erstliga-Aufsteiger Racing Paris, gesponsert vom damaligen Fahrzeug-Großkonzern Matra, blätterte die 2,75 Millionen Mark Ablöse (ca. 1, 5 Mio Euro) für den Kölner Nationalspieler hin. Und das Salär in Paris   beschrieb der als „großzügig“.

Heute gibt Litti noch ganz andere Gründe für seinen Abgang zu: „Damals ging es um Eitelkeiten. Das fing damit an, dass ich im Krankenhaus lag und mich der Präsident nicht besucht hat. Es gab keine sportlichen Gründe, den FC zu verlassen.“

Rasche Ernüchterung in Paris

Und die Ernüchterung folgte rasch. „In Paris hatten wir sehr gute Leute, viele Nationalspieler, aber wir haben keine Mannschaft gefunden“, erinnert sich der Dribbelkönig an die sportlichen Probleme. Allerdings hat er erkannt: „Es war insgesamt eine schwierige Zeit, aber auch ich selbst spielte nicht optimal. Ich erzielte keine Tore, mir gelangen Freistöße nicht wie früher, aus meiner Dribbelkunst wurde Stolperei.“

Aber auch privat war die Sache kompliziert: „Ich wohnte in Le Vésinet, einem kleinen Vorort von Paris, und war als Deutscher nicht so gern gesehen. Ein paarmal wurde mir der Müll ausgeschüttet. Und einmal ein Hakenkreuz an das Gartentor gemalt – es war schon heftig.“ 

Auch seine Familie fühlte sich nicht wohl, seine (erste) seinerzeit schwangere Frau Monika kehrte bald mit Töchterchen Denise (damals 4) nach Köln zurück, „weil sie das Baby  nicht in Frankreich bekommen wollte“.

Michelle kam im Januar 1987 zur Welt, ihr Vater war todunglücklich. „Ich saß in Paris, spielen durfte oder konnte ich nicht, mein Leben war beschissen. Ich hatte mir nie vorgestellt, wie einsam man in einem fremden Land sein kann. Ich wollte nur noch   nach Hause und am liebsten für den 1. FC Köln spielen.“

Und der FC spielte mit. Schon im Frühjahr habe er mit  Christoph Daum „die Heimkehr ausbaldowert“. Aber da habe Racing die Freigabe ebenso verweigert wie im Juni ’87, als Bayer Leverkusen angefragt habe. Im Sommer  die Wende: „Daum und  Lattek kamen  nach Paris und wollten mich unbedingt nach Köln zurückholen. Sportlich war alles klar, aber dann sagte Lattek: „Es gibt ein Problem: Wir haben kein Geld’.“

Racing wollte 3,5 Millionen Mark, also sagte Litti: „Wenn kein Geld da ist, muss ich dem FC eben ein zinsloses Darlehen geben.“ Mit 500.000 Mark half er seinem Lieblingsklub aus der Bredouille. „Die haben wir ihm sukzessive zurückgezahlt“, bestätigt der damalige Geschäftsführer Michael Meier. Der Rest kam über günstige Bankkredite und Sponsoren zusammen.

„Kein Opfer schien mir für die Rückkehr zu groß“

Litti bekam einen Drei-Jahres-Vertrag, verdiente weniger als vor seinem Wechsel nach Paris, aber: „Ich war so froh, wieder zurück zu sein, dass mir kein Opfer zu groß erschien.“

Zum ersten Training war der Andrang der Fans so groß, dass Daum das Franz-Kremer-Stadion abriegeln  und ein Geheimtraining abhalten ließ. Am nächsten Tag brachen bei einer Telefon-Aktion mit dem Heimkehrer beim EXPRESS alle Leitungen zusammen.

Und dann das „Comeback“:  Vier Tage nach dem triumphalen Empfang am Flughafen schoss Pierre Littbarski den FC zum 2:0-Sieg gegen Bayer Uerdingen. Sein Kommentar damals: „Es lief wie im Traum...“