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BerufsfelderkundungenPraxisluft schnuppern

2015 startet in Köln das Modell der „Berufsfelderkundungen“ um den Weg von der Schule in den Job zu erleichtern.

2015 startet in Köln das Modell der „Berufsfelderkundungen“ um den Weg von der Schule in den Job zu erleichtern.

Die Auswahl der möglichen Ausbildungsberufe und Studiengänge ist schier unendlich – laut Agentur für Arbeit Köln gibt es rund 350 betriebliche Ausbildungsberufe und 9.000 Erststudiengänge. Und trotzdem müssen sich jedes Jahr tausende junger Schulabgänger entscheiden, wohin die berufliche Reise gehen soll. Um bereits während der Schulzeit in die Praxis hineinschnuppern und die eigenen Stärken und Interessen besser einschätzen zu können, startet in Nordrhein-Westfalen 2015 ein neues Modellprojekt: Sogenannte „Berufsfelderkundungen“. Alle Schüler der achten Klassen werden in jeweils drei verschiedenen Unternehmen einen Schnuppertag absolvieren, also den Betrieb kennenlernen, Fragen stellen können und selbst aktiv an alltäglichen Aufgaben mitarbeiten – als Vorbereitung auf das anschließende dreiwöchige Schülerpraktikum.

Die Auswahl treffen die Schüler, mit Unterstützung ihrer Lehrer, selbst. „Ziel ist es, dass die Schüler nach diesen Tagen noch gezielter ihren Praktikumsplatz wählen können“, sagt Gregor Berghausen, Leiter des Fachbereichs Aus- und Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK). „Ganz wichtig ist, dass die Jugendlichen Berufsfelder kennenlernen, die sie vielleicht bis dato gar nicht kannten oder von denen sie ein anderes Bild hatten. Denn oft strömen die jungen Leute in bekannte Umfelder wie die Medien, den kaufmännischen Bereich oder klassische Handwerksbetriebe, haben aber eigentlich ganz andere Stärken oder wissen gar nicht um die Potenziale anderer Berufswege.“

Deswegen sei es ideal, wenn die drei Schnuppertage in drei völlig verschiedenen Betrieben, etwa einer Tischlerei, einer Apotheke und einem Industriebetrieb absolviert werden. Doch nicht nur die jungen Leute, auch die involvierten Unternehmen sollen davon profitieren, frühzeitig den beruflichen Nachwuchs kennen zu lernen. Im besten Fall, so Berghausen, könne bereits während der Schnuppertage ein Kontakt für das spätere Praktikum oder sogar für eine anschließende Ausbildung geknüpft werden. Insbesondere für Firmen, die weniger Zulauf als andere und oftmals sogar unbesetzte Ausbildungsplätze haben, sei das eine Chance, so die Hoffnung der IHK.

Eine von vielen Maßnahmen

Die Berufsfelderkundungen sind eine von vielen Maßnahmen, die in ganz Nordrhein-Westfalen im Rahmen der Initiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KaoA) durchgeführt werden. Die Grundidee der vor rund einem Jahr gestarteten Initiative des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalens ist es, Schülern aus allen Schulformen und unabhängig vom angestrebten Abschluss den Weg von der Schule in den Beruf zu erleichtern, Fehlentscheidungen oder lange Wartezeiten zu vermeiden und somit langfristig dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Auch die Agentur für Arbeit unterstützt KAoA aktiv, beispielsweise mit weiterführenden Berufsberatungen an den Schulen sowie vertiefenden Maßnahmen für Schüler mit besonderem Förderbedarf. Wichtig sei, dass hier alle Zahnräder ineinandergreifen: „Die Koordination der vielfältigen Angebote im Zusammenwirken mit allen Partnern der Wirtschaft, insbesondere mit den Kammern und Verbänden und den Verwaltungen, liegt bei der Stadt Köln im Schuldezernat.

Damit der Übergang von der Schule in den Beruf gelingt, arbeiten alle Partner im Rahmen von KAoA eng zusammen“, sagt Roswitha Stock, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln. Die Koordination wird insbesondere bei den Berufsfelderkundungen eine Herausforderung sein. Schließlich müssen in diesem Jahr allein im Einzugskreis der IHK Köln rund 16.000 Achtklässler an Betriebe vermittelt werden, und zwar an möglichst viele verschiedene. Allein die IHK zählt 148.500 IHK-Mitgliedsunternehmen.

Auch der Ablauf muss sinnvoll strukturiert werden, schließlich sollen die Jugendlichen nicht einfach in Großgruppen durch die Betriebe geführt, sondern mit einem individuellen Programm betreut werden. „In Köln sind es rund 8.000 Schüler, die natürlich nicht alle an einem Tag in die Unternehmen strömen können. Hier ist auch eine gute Organisation innerhalb der Kommunen gefragt“, sagt Berghausen. „Wir sind aber überzeugt, dass das Modell funktionieren wird, zumal praktisch all unsere Mitgliedsunternehmen, bei denen wir im Vorfeld intensiv für die Idee geworben haben, große Bereitschaft gezeigt haben.“

Verstärkt mit dem Thema Berufsbildung auseinandersetzen

Nicht nur die Arbeitsagenturen und die Wirtschaft sind gefragt, auch die Schulen und speziell die Lehrer der entsprechenden Jahrgangsstufen müssen sich verstärkt mit dem Thema Berufsbildung auseinandersetzen. „Prinzipiell stehen wir dem Ganzen sehr offen gegenüber, KAoA ist der richtige Weg, um den Berufseinstieg zu erleichtern“, sagt Stefan Belau, stellvertretender Landesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) im Landesverband NRW. Er ist selbst Schulleiter an einer Hauptschule in Hennef. „Für Schulen wie unsere ist es seit Jahren gängige Praxis, dass Schüler mehrere Betriebspraktika absolvieren und ausführlich in der Schule beraten und begleitet werden. Für andere Schulen, die bislang weniger Aufwand betrieben haben, werden die Neuerungen mit mehr Arbeit verbunden sein.“

Als größere Herausforderung sieht auch Belau die Verteilung der Vielzahl der Schüler in die Unternehmen, speziell in kleineren Kommunen. Hilfreich sei, dass viele Schulen bereits im Zuge der bisherigen Betriebspraktika Partnerschaften mit lokalen Unternehmen eingegangen sind. „Natürlich wird es Schulen geben, die bereits ein gut funktionierendes System haben und mit den politisch gesteuerten Neuerungen weniger zufrieden sind“, sagt Belau. „Aber um eine flächendeckende Verbesserung zu erreichen und zu vermeiden, dass sich einzelne Institutionen entziehen, muss es zentral organisiert sein.“ Ein Aspekt ist dem Lehrer und Schulleiter besonders wichtig: „Wir können noch so viel mit den Schülern über ihre Berufsperspektiven sprechen – ein entscheidender Faktor ist das Zutun der Eltern. In Köln wurden für die Berufserkundungen drei Zeitfenster festgelegt – das erste startete Ende Januar, die nächsten Runden sind für den 20. bis 24. April und für den 15. bis 26. Juni geplant.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ihk-koeln.de und www.keinabschlussohneanschluss.nrw.de