LeichenfingerkrankheitWas man gegen eiskalte Hände tun kann

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Was manche die Hände nur zurückziehen lässt, sorgt bei vom Raynaud-Phänomen Betroffenen dafür, dass sich die Gefäße zusammenziehen und die Blutzirkulation zum Stillstand kommt.

Die Finger werden plötzlich eiskalt, taub, manchmal färben sich sogar die Finger weiß. Das Raynaud-Phänomen wird deshalb auch oft „Leichenfingerkrankheit“ genannt – obwohl es eigentlich gar keine Krankheit ist, sondern eher eine Laune der Natur, unter der vor allem Frauen leiden. „Sie machen 90 Prozent der Betroffenen aus“, so Clemens Fahrig, Ärztlicher Direktor des Evangelischen Krankenhauses Hubertus in Berlin und Leiter des Gefäßzentrums Berlin-Brandenburg.

Kälte löst die Symptome aus

Meist ist ein Kältereiz der Auslöser: Eisiger Wind an einem Wintertag, kaltes Wasser aus dem Wasserhahn oder die Minustemperaturen in der Tiefkühltruhe. „Dieser Reiz führt dazu, dass sich die Gefäße in den Fingern, seltener auch in den Zehen, zusammenziehen und die Blutzirkulation zum Stillstand kommt“, sagt Fahrig.

Manchmal dauert der Gefäßkrampf nur wenige Minuten, manchmal aber auch mehrere Stunden. Zunächst sind die Finger kalt und taub. Kehrt das Blut in die feinen Äderchen zurück, kann es kribbeln und schmerzen. Oft treten die Attacken in der Pubertät zum ersten Mal auf, neben Kälte können auch Aufregung, Stress und manche Medikamente wie etwa Betablocker die Auslöser sein. Über die Ursachen ist bisher nur wenig bekannt. Ein niedriger Blutdruck scheine eine Rolle zu spielen, sagt Fahrig. Oft seien gleich mehrere Mitglieder einer Familie betroffen.

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Keine Krankheit, nur eine Laune der Natur: Das Raynaud-Phänomen trifft vor allem Frauen. Meist ist ein Kältereiz der Auslöser.

Handschuhe zum Schutz

Wirksamstes Gegenmittel ist Wärme. „Die Hände dürfen gar nicht erst kalt werden“, sagt Fahrig. Handschuhe sollten deshalb schon in der Wohnung angezogen werden. Bewährt habe sich zudem das Zwiebelprinzip: Über dünne Seidenhandschuhe, die am besten auf der Heizung aufgewärmt werden, kommt ein weiteres Paar mit Klimamembran.

Doch was tun, wenn die Hände schon kalt sind? Die Versuchung ist groß, sie unter warmes Wasser zu halten. Doch mit dem Blut ist auch die Hitzeempfindlichkeit aus den Fingern gewichen: „Es drohen deshalb Verbrühungen durch zu heißes Wasser“, warnt Gefäßspezialist Fahrig.

Mit dem Alter nehmen die Beschwerden ab

Das Raynaud-Phänomen plagt vor allem junge Frauen. „Wenn mit zunehmendem Lebensalter der Blutdruck steigt, kann es besser werden oder sogar ganz verschwinden“, sagt Fahrig.

Verstärkt es sich oder tritt es erst jenseits des 40. Geburtstags auf, ist das ein Alarmsignal: „Möglicherweise handelt es sich dann um das Symptom einer Sklerodermie“, sagt Keihan Ahmadi-Simab, Ärztlicher Direktor des Klinikums Stephansplatz in Hamburg.

Die entzündliche Autoimmunerkrankung führt zu Verhärtungen der Haut und kann auch innere Organe angreifen. Früh erkannt könne dem Verlauf und möglichen Komplikationen entgegengewirkt werden, sagt Ahmadi-Simab.

Auch Fahrig rät, Raynaud-Symptome abklären zu lassen, wenn sie erstmals auftreten oder sich verschlechtern. Aber er beruhigt: „Weniger als fünf Prozent der Betroffenen entwickeln tatsächlich eine Sklerodermie.“

(dpa)