Dunkle JahreszeitBin ich nachtblind oder einfach nur unsicher?

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In der Dämmerung verändert sich zudem die Farbwahrnehmung: Vor allem manche Blautöne werden besonders intensiv wahrgenommen.

Die dunkle Jahreszeit macht vielen von uns zu schaffen. Vor allem Autofahrer mit Sehschwäche fühlen sich in der Dämmerung häufig unsicher und haben das Gefühl, zu wenig zu erkennen. Einige bezeichnen sich selbst als nachtblind. Aber ist das wirklich der Fall?

Prof. Dr. Horst Helbig vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands erläutert, dass es sich bei Nachtblindheit um ein wirklich seltenes Phänomen handelt. Meist hat das schlechte Sehen bei schwachem Licht völlig andere Ursachen.

So reagiert das Auge auf Dunkelheit

Sobald es draußen dämmert, weiten sich die Pupillen der Augen, damit möglichst viel Licht auf der Netzhaut ankommt. In der Dämmerung verändert sich zudem die Farbwahrnehmung: Vor allem manche Blautöne werden besonders intensiv wahrgenommen. Doch selbst wenn es noch dunkler wird, können wir mit sehr wenig Licht noch ziemlich gut sehen – auch wenn wir jetzt keine Farben mehr, sondern nur noch Grautöne erkennen. Die Orientierung im Raum bleibt möglich.

Nachtblindheit tritt extrem selten auf

Doch was tun, wenn diese Orientierung eben nicht so ohne Weiteres möglich ist? „Kann es sein, dass ich nachtblind bin?“, fragen sich viele Betroffene. Doch der Experte gibt Entwarnung. Nur sehr selten sind Menschen tatsächlich „nachtblind“.

Helbig: „Bei erblichen Netzhauterkrankungen beispielsweise kann die Funktion der Stäbchen (Rezeptoren in der Netzhaut) gestört sein, so dass Nachtsehstörungen bis hin zur Nachtblindheit auftreten. In seltenen Fällen werden Probleme mit der Nachtsicht auch durch einen Vitamin-A-Mangel ausgelöst – in diesen Fällen lässt sich der Mangel durch Vitamin-Präparate leicht ausgleichen.“

Merkmale der Krankheit

So können Betroffene mögliche Symptome erkennen: Zunächst nehmen das Dämmerungssehen und das Sehen im äußeren Gesichtsfeld ab. Meist treten diese Beschwerden schon im jungen Erwachsenenalter auf. Im Verlauf engt sich das Gesichtsfeld immer stärker ein. Zuerst geht das periphere Sehen, das „Sehen aus den Augenwinkeln“ verloren.

Nach und nach entwickelt sich ein „Tunnelblick“. Die Betroffenen haben den Eindruck, als ob sie durch ein Rohr sehen. Am Ende des Prozesses steht die vollständige Erblindung, weil auch das zentrale Sehen verloren geht. Nachtblindheit ist eine Erbkrankheit, die auch an die Nachkommen weitergegeben werden kann.

Ob und welche Schwierigkeiten ein Mensch mit dem Dämmerungssehen tatsächlich hat, lässt sich mit augenärztlichen Untersuchungen zur Kontrastwahrnehmung, zur Blendempfindlichkeit und zur Anpassung des Auges beim Wechsel von einer hellen in eine dunkle Umgebung klären.

(jto)