Wetter-Experte schießt gegen beliebte Apps„Die erbärmlichste Vorhersage, die man haben kann“

Eine „Extreme Gewitterwarnung“ wird in der Wetter-App auf einem iPhone angezeigt, hier im Mai 2024 in Köln.

Vorinstallierte Wetter-Apps zeigen häufig falsche Vorhersagen an (Symbolfoto).

Fehlerhafte Vorhersagen von Wetter-Apps sind keine Seltenheit. Vor allem bei vorinstallierten Diensten auf dem Smartphone. Experten warnen vor ungenauen Modellen und erklären den Grund hinter den Fehlern.

von Jana Steger  (JS)

Eine Grillparty fürs Wochenende ist geplant. Muss nur noch das Wetter mitspielen. Doch ein Blick in die Wetter-App bringt Ernüchterung: Regen ist gemeldet. Dann muss die Party wohl verschoben werden. Ein paar Tage später stellt sich heraus: strahlend blauer Himmel an dem Tag, an dem die Party eigentlich geplant war.

War es ein Fehler, der Wetter-App vom Handy zu vertrauen? Das Szenario scheint aktuell keine Seltenheit zu sein. Immer wieder kommt es vor, dass Wetter-Apps bei Android und Apple eine falsche Vorhersage anzeigen. Doch was ist der Grund?

Experte kritisiert: Fehlerhafte Prognosen bei vorinstallierten Wetter-Apps

Prinzipiell handelt es sich bei den fehlerhaften Prognosen um mehr als bloßes Missverständnis – vielmehr offenbart sich ein Komplex aus ungenauen Modellen sowie zu hohe Erwartungen an die moderne Meteorologie.

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Joachim Klaßen, Gründer von Wetter-Online, warnte im WirtschaftsWoche-Podcast „Chefgespräch“ vor allem vor falschen Erwartungen an die Technologie, während Wetter-Experte Jörg Kachelmann unverblümt die Schwächen der gängigen Apps anprangerte.

„Die Leute denken erstens, nur weil die App von Google oder Apple ist, muss das die Spitze der Technologie sein. Aber das Gegenteil ist der Fall. Das ist die erbärmlichste Wettervorhersage, die man haben kann“, so Jörg Kachelmann.

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Das Problem: Die Vorhersagen werden oft als punktgenau, also im Stundenabstand dargestellt, was realistischerweise so jedoch gar nicht möglich ist vorherzusagen. Meteorologische Komplexitäten, wie topografische Unterschiede, erschweren präzise Prognosen zusätzlich.

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Jörg Kachelmann kritisierte nicht nur die mangelnde Genauigkeit der Apps, sondern auch die unzureichenden Rechenmodelle, die oft auf weitmaschigen Gitternetzen basieren. Der nächste Gitterpunkt ist also im Zweifel weit entfernt vom Standort des Nutzers oder der Nutzerin, dazwischen wird einfach interpoliert. Ob der Nutzer oder die Nutzerin beispielsweise gerade im Tal oder auf einem Berg steht, mache einen enormen Unterschied.

Genau deshalb investieren Unternehmen in engmaschige Modelle, die eine präzisere Vorhersage ermöglichen, jedoch mit höheren Kosten verbunden sind. Auch Andreas Walter vom Deutschen Wetterdienst bestätige nach Angaben der „WiWo“ die Bedeutung dieser feineren Netze für genauere Prognosen.

„Die meisten vorinstallierten Apps basieren auf dem US-Wettermodell, das jeder Anbieter kostenlos im Internet abrufen kann“

Wetter-Apps, die bereits auf den Smartphones installiert sind, greifen jedoch nicht auf die teuren, engmaschigeren Modelle zurück. „Die meisten vorinstallierten Apps dagegen basieren auf dem US-Wettermodell, das jeder Anbieter kostenlos im Internet abrufen kann“, so Jörg Kachelmann.

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Dieses Modell prognostiziere zwar 16 Tage in die Zukunft, was es bei App-Anbietern beliebt macht, aber seine Genauigkeit lasse zu wünschen übrig. Jörg Kachelmann betonte weiter, dass große private Wetterdienste in den USA durchaus präzisere Vorhersagen liefern könnten.

Doch solche Anbieter würden sich das Geschäft mit jenen Kundinnen und Kunden kaputt machen, die hohe Beträge für eine genaue Vorhersage zahlen, wenn sie diese Daten kostenlos der breiten Masse schenkten, erklärte Jörg Kachelmann. „Sie leben stattdessen einfach davon, dass es sie schon lange gibt“, so der Wetter-Experte.