+++ VORHERSAGE +++ Wetter aktuell Bibber-Temperaturen und Sturmwarnung für Köln – hier droht sogar Schnee

+++ VORHERSAGE +++ Wetter aktuell Bibber-Temperaturen und Sturmwarnung für Köln – hier droht sogar Schnee

11. Teil: Krankes AugeSpritzen ins Auge tun nicht weh

Elisabeth Drolshagen strahlt: Die rüstige 89-Jährige aus Siegburg hat den Grauen Star und Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) überwunden.

Elisabeth Drolshagen strahlt: Die rüstige 89-Jährige aus Siegburg hat den Grauen Star und Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) überwunden.

Wo Ärzte früher machtlos waren und heute helfen können: Was vor 10, 15, 20 Jahren größere OPs erforderte, ist heute mit weitaus weniger Strapazen in den Griff zu kriegen. Um diese Fortschritte geht es in der EXPRESS-Serie über die alltäglichen Wunder der Medizin. Heute: Hilfe fürs Auge. Die Operation am Grauen Star kommt mit einem2mmkleinen Schnitt aus - früher waren 1,2 Zentimeter nötig! Der Eingriff funktioniert ohne Spritze mit betäubenden Tropfen. Das wurde bereits 1884 in Wien gemacht, über 100 Jahre später, 1992 (!), wiederentdeckt - und ist heute Standard. Neuartige Arznei-Spritzen können die rasch zur Erblindung führende feuchte Form der Altersbedingten Makuladegeneration (AMD) in die stabilere trockene Form überführen - und so Erblindung verhindern.

Elisabeth Drolshagen, Jahrgang 1921, hat eine Tochter, einen Sohn, drei Enkel. Sie ist noch gut zu Fuß und fährt in Urlaub. Ihre größte Baustelle waren die Augen. Die Operation des Grauen Star schob sie Jahre vor sich her. Heute sagt sie: „Ich habe zu lange gewartet vor lauter Angst.“

Denn jetzt könnte sie spazierengehen und fernsehgucken ohne Brille. „Ich brauche nur eine Lesebrille. Aber ich trage die Brille trotzdem weiter. Ich habe mich so dran gewöhnt!“ „Die Linse trübt sich im Alter so selbstverständlich ein, wie wir graue Haare bekommen“, weiß Dr. Daniel M. Handzel (33) von der Augenklinik Dardenne in Bonn.

Der Graue Star entwickelt sich langsam und so zwangsläufig, wie Haare grau werden. „Geschieht dies auf beiden Seiten gleichermaßen und ohne Sprung, nimmt es der Betroffene nicht wahr, weil er sich über Jahrzehnte an das schlechte Sehen gewöhnt“, weiß Dr. Handzel. Deshalb sollte jeder ab 60 alle zwei Jahre die Augen beim Augenarzt nachsehen lassen. Der Graue Star fällt beim Blick durch das Untersuchungsgerät sofort auf. Fortgeschrittene AMD führt zu einem grauen Fleck im Sehzentrum. Vorsorge hier: Pupille weit stellen, eine sog. OCT machen.

Die Kasse zahlt beim Grauen Star (Fachausdruck Katarakt) alles, sofern eine einfache Linse eingesetzt wird. Bei Linsen mit Zusatzfunktion, z.B. zur gleichzeitigen Korrektur einer Hornhautverkrümmung, oder Bifocal für Nah- und Fernsicht, entfällt die Kostenübernahme komplett.

Die Spritzen, die eine feuchte AMD in die weniger aggressive trockene Form überführen, sind ebenfalls Kassenleistung. Die Bezahlung erfolgt über knappe Fallpauschalen. Deshalb verwenden die meisten Ärzte und Kliniken statt des sündhaft teuren Mittels Lucentis (1500 € pro Ampulle) das wirkstoffverwandte Avastin aus der Krebsmedizin.    

Sowohl Grüner Star als auch AMD sind Volkskrankheiten, mit denen sich jeder Augenarzt auskennt. Qualitätsmerkmal: Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit spezialisierten Zentren für OPs und unklare, kompliziertere Fälle, an die - falls nötig - zügig überwiesen wird.

Der Eingriff selber wird so oft durchgeführt, dass es kaum Komplikationen gibt - millionenfache Routine, die häufigste OP der Welt!

„Sie spüren nichts“, bestätigt die vom schwammigen Sehen erlöste Siegburgerin. Es werden Tropfen ins Auge geträufelt, dann wird die eingetrübte Linse mit Ultraschall abgesaugt: „Das ist in 15Minuten getan.“ Was auffiel bei der Kontrolle vor der Katarakt- OP war zunächst mehr Grund zur Sorge: Elisabeth Drolshagen hatte gleichzeitig eine Altersbedingte Makuladegeneration (AMD).

Das ist bislang die häufigste Erblindungsursache der westlichenWelt. Mittlerweile gelingt es, die rasant fortschreitende feuchte Form der Erkrankung in die stabile, weniger aggressive trockene Form der AMD zu überführen. Anfang der 80er Jahre wurde ein Metastasenhemmer aus der Krebsmedizin in Spritzen fürs Auge gepackt - und konnte diewilden zerstörerischen Gefäßwucherungen im Punkt des schärfsten Sehens stoppen.

Spezialist Handzel: „Aus dem früher schicksalhaft fortschreitenden Verlust des Sehvermögens ist eine gut zu behandelnde Krankheit geworden.“ Aber Spritzen ins Augeninnere? Für Seniorin Drolshagen kein Grund zur Angst: „Ich habe in jedes Auge schon sechs Spritzen bekommen. Das Lid wird festgehalten mit einer Klammer - eine Sekunde, fertig. Das tut nicht weh.“