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Wencke Myhre„James Last war mein Babysitter – der Arme!“

Wencke Myhre bei der Aufzeichnung der Radio Bremen Talkshow 3 nach 9 im Eventstudio im Weserhaus am 24. März 2023.

Oft würden Leute sie fragen, woher sie ihre Energie beziehe, erzählt uns Wencke Myhre. Sie sagt: „Die kommt vom Publikum.“ Hier sehen wir sie bei der Aufzeichnung der Talkshow „3 nach 9“ im März 2023.

Wencke Myhre ist seit Jahrzehnten der Sonnenschein unter den Schlager-Legenden. Mit uns hat sie über ihren Lebens-Energieturbo, die Anfänge in der deutschen Musikszene und ihren Kampf gegen Brustkrebs gesprochen.

von Horst Stellmacher (sm)

Zählt zu den unüberhörbaren Hits der Partyszene, klingt besonders nachhaltig, wenn der Alkohol-Pegel angestiegen ist: „Er hat ein knallrotes Gummiboot“. Aufgeblasen hat es vor über 50 Jahren die Norwegerin Wencke Myhre.

Sie ist gerade 77 geworden, steht seit 70 Jahren auf der Bühne, hatte vor 60 Jahren ihren ersten deutschen TV-Auftritt. Gefeiert wird das alles mit dem neuen Album „Gute Jahre – das Beste und viel mehr“ – und einem langen Interview mit EXPRESS.de.

Wencke Myhre: Mein „Gummiboot“ tut mir noch immer gut

Ihr Name ist in Deutschland seit 1966 untrennbar mit dem Titel „Er hat ein knallrotes Gummiboot“ verbunden. Macht das stolz – oder nervt das auch?

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Wencke Myhre: Nerven? Warum soll mich das nerven? Ich fühle mich gesegnet, dass ich diesen Song in meinem musikalischen Rucksack habe. Gummiboot war ein Riesen-Geschenk. Wenn ich es in Deutschland singe, sind die Zuhörer nicht mehr zu halten. Dann singen alle lauthals mit – egal ob Oma, Mama oder Enkel. Das ist doch wunderbar, das macht mich wohlgemut.

Schön, dass Sie davon immer noch schwärmen. Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die nicht so begeistert sind, wenn sie auf ihre ersten Erfolge angesprochen werden.

Wencke Myhre: Ich sehe das anders, mir tut das Lied auch gut. Es gibt mir meine Lebens-Vitamine. Oft fragen mich Leute, woher ich meine Energie beziehe. Die kommt von euch, vom Publikum. Wenn ich auf der Bühne stehe und nur Gummiboot sage und dann das freudvolle Publikum erlebe, fühle ich, wie meine Energie-Tanks aufgefüllt werden.

Kennt man in Norwegen Ihre deutschen Lieder?

Wencke Myhre: Viele Jahre waren sie nicht so bekannt. Ich erinnere mich, dass mein Sohn mal in der Schweiz Ski-Fahren war und auf einer Après-Ski-Party plötzlich „Knallrotes Gummiboot“ hörte, das alle begeistert mitsangen. Mein Sohn kannte das Lied nicht, und als er dann hörte, dass es von mir war, wurde ihm erstmals richtig klar, wie erfolgreich ich im deutschsprachigen Raum war.

Sie sind gerade 77 geworden. Macht Sie die Zahl glücklich, oder erfüllt sie Sie mit Wehmut?

Wencke Myhre: Ich freue mich über jeden Geburtstag, über jedes Jahr, das ich erlebe. Mir ist es vollkommen egal, welche Zahl da steht. Ich lebe ohne Zahlen. Solange ich gesund bin, Humor habe, solange ich was geben kann, fühle ich mich sehr gut.

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Wencke Myhre über die Schock-Diagnose Brustkrebs

Nicht manchmal der Wunsch, noch mal 20 zu sein?

Wencke Myhre: Ich bin froh, dass ich keine 20 mehr bin, dass ich diese großartige Zeit damals miterlebt habe und jetzt so alt bin, wie ich bin. Alle Stufen im Leben sind fantastisch. Als ich 20 war, habe ich immer gesagt, dass mein Entertainerinnen-Leben erst mit 40 anfängt. Denn du musst was im Leben erlebt haben, musst Erfahrungen gesammelt haben, um einen Text glaubhaft zu machen. Und je älter ich werde, desto mehr kommt mir zugute, dass ich viel erlebt habe, was zu erzählen ist.

Sie sind 2010 an Brustkrebs erkrankt, haben das öffentlich gemacht. Was hat Ihnen geholfen, diese Krankheit zu besiegen?

Wencke Myhre: Natürlich war die Diagnose ein Riesen-Schock. Und die Chemotherapien oder Strahlenbehandlungen, die ich über mich ergehen lassen musste, waren hart für mich und mein Seelenleben. Aber ich habe es geschafft, in dieser Zeit auf meinen Beinen zu stehen. Ich durfte nicht arbeiten, begann aber bald, offen darüber zu sprechen und bekam daraufhin viele Dankschreiben von vielen Frauen und Ärzten. Das hat mich aufgebaut. Und zum Glück stand mir meine ganze Familie während der Zeit fantastisch zur Seite. Langsam bin ich wieder in den Beruf zurückgekommen, der mir weiterhin viel Lebenspower vermittelte.

Kleiner Rückblick auf die aufregenden 60er und 70er Jahre, in denen Sie beliebteste Sängerin Norwegens waren. Einmal hatten sie sogar vier Titel gleichzeitig in der norwegischen Hitparade …

Wencke Myhre: ... und da wurden die Plattenfirmen aus Deutschland schnell neugierig und guckten, wer diese Myhre aus Norwegen wohl sei.

Skandinavierinnen waren groß im Geschäft. Die Schwedin Siw Malmkvist sang „Liebeskummer lohnt sich nicht“, die Dänin Gitte „Ich will 'nen Cowboy als Mann“ und Sie „Beiß nicht gleich in jeden Apfel“, „Er steht im Tor“. Wieso waren Teenies aus dem Norden in Deutschland so erfolgreich?

Wencke Myhre: Unsere Fröhlichkeit war da sehr wichtig, außerdem waren wir wild, lustig und vielleicht auch etwas sexy. Dazu kam unsere für Deutsche sehr exotische Sprache. Wichtig war aber auch, dass wir schon Show-Erfahrungen hatten. Wir waren in unseren Heimatländern sehr oft in den Volksparks Open Air, bei Wind und Wetter, aufgetreten. Das war eine gute Show-Schule.

Der deutsche Schlagersänger Michael Schanze und seine norwegische Kollegin Wencke Myhre bei einem gemeinsamen Auftritt während der Dreharbeiten zu der TV-Sendung «Die Welt des Robert Stolz» 1973

Kinder, wie die Zeit vergeht! Wencke Myhre und Michael Schanze bei „Die Welt des Robert Stolz“ 1973.

Als Sie nach Deutschland kamen - haben Sie damals gewusst, was Sie gesungen haben?

Wencke Myhre: Zuerst hatte ich keine Ahnung von der deutschen Sprache. Ich habe meine Texte in Lautschrift aufgeschrieben, habe sie nur abgelesen. Aber sie haben mir immer gesagt, worum es ging.

Sie kamen mit 16 allein nach Hamburg. War der Papa einverstanden?

Wencke Myhre: Er wusste ja, dass ich mich als freies Girl fühlte, immer noch sehr verspielt war. Ich habe zwar keinen Tropfen Alkohol getrunken, aber ich war wild, wollte raus und immer nur tanzen.

Wencke Myhre über ihren bizarren Babysitter James Last

Wie haben Sie das hinbekommen?

Wencke Myhre: Ich hatte immer Aufpasser an meiner Seite. Diese Aufpasser – oder Babysitter, wie ich sie nannte – waren James Last, mein damaliger Produzent, und Bobby Schmidt, der die Texte schrieb. Sie mussten überall dabei sein, die Armen! Ich tanzte wie wild, sie saßen am Rand der Tanzfläche, tranken ihr Bier und behielten mich im Auge behalten. Damit auch ich sie nicht aus den Augen verlieren konnte, trugen sie extra Hüte mit angesteckten Federn. So konnten sie für mich in der Menge nicht verloren gehen.

Klingt ja nicht so toll für die beiden! Und das haben sie so mitgemacht?

Wencke Myhre: Einmal haben sie sich dann doch bei meinem Papa beklagt: „Wir müssen Wencke wieder nach Hause schicken, wir halten es nicht mehr aus“.

Auf Ihrem neuen Album „Gute Jahre – das Beste und viel mehr …“ fällt das Lied „Gute Jahre“ auf. Da singen Sie: „Die Zahl auf dem Geburtstagskuchen wird immer höher, doch erwachsen macht mich das nicht. Ich fühle mich noch immer jung: Pfeif auf die Falten in meinem Gesicht …“ Ist das wirklich wahr?

Wencke Myhre: Natürlich, in meinem Inneren bin ich ein Kind geblieben. Natürlich merke ich, wie schnell die Zeit davon rinnt und bin dankbar, dass ich mein Leben voll auskosten konnte. Und natürlich bin ich noch voller Hoffnung, dass noch einige schöne Jahre vor mir liegen.

Sängerin Wencke Myhre und ihr Lebensgefährte Anders Elias kommen 2015 zur Verleihung der Goldenen Kamera

Wencke Myhre und ihr Lebensgefährte Anders Elias 2015  bei der Verleihung der 50. Goldenen Kamera in den Messehallen in Hamburg.

Bei so viel guter Laune – haben Sie eigentlich auch Beziehungen ins Rheinland, dem Mutterland der guten Laune?

Wencke Myhre: Aber ja. Die berühmte Maria Lucas hat mir über Jahrzehnte wunderbare Kostüme auf den Leib geschneidert. Und ich habe als junge Frau den Karneval kennengelernt. Es war eine verrückte Zeit, die ich nie vergessen habe und nie vergessen werde. Niemand anders kann „Gummiboot“ so gut und laut mitsingen wie die Rheinländer …

Wencke Myhre: Talentwettbewerb war die Initialzündung

Wencke Myhre (geboren am 15. Februar 1947 als Wenche Synnøve Myhre in Oslo-Kjelsås). 1954 hatte sie ihren ersten öffentlichen Auftritt in Oslo (mit Vater und Bruder). 1960 nahm sie an einem Talentwettbewerb teil, es folgte der erste Plattenvertrag. 1961 ihr TV-Debüt. 1964 dann der erste deutsche TV-Auftritt und die erste deutsche Platte „Hey, kennt ihr schon meinen Peter?“. 1966 war sie Siegerin bei den Deutschen Schlager-Festspielen (mit „Beiß nicht gleich in jeden Apfel“). 1969 folgte „Er steht im Tor“ und 1970 dann „Er hat ein knallrotes Gummiboot“. 1974 bekam sie ihre eigene TV-Show (im ZDF).

Myhre war dreimal verheiratet. Aus erster Ehe stammen ihre Kinder Kim (53), Dan (50) und Fam (48). Aus der Ehe mit dem deutschen Regisseur Michael Pfleghar („Klimbim“, ab 1980) hat sie Sohn Michael (42). Pfleghar nahm sich 1991 das Leben. Von 1995 bis 1999 war sie mit Hotelier Arthur Buchardt verheiratet. Seit mehreren Jahren ist sie mit Musiker Anders Eljas liiert.