MaischbergerBeängstigende Bilder – für Militärexpertin kann das nur eines bedeuten

Sandra Maischberger (rechts) sprach mit Vassili Golod und Claudia Major über die Lage in der Ukraine. (Bild: WDR / Oliver Ziebe)

Sandra Maischberger (rechts) sprach mit Vassili Golod und Claudia Major über die Lage in der Ukraine. 

Die Lage an der ukrainischen Front ist verzweifelt. In der ARD-Talkshow „Maischberger“ kritisiert Militärexpertin Claudia Major die Debatte innerhalb Westeuropas. Die westlichen Waffenlieferungen führten nicht zu einem Sieg der Ukraine.

Die Bilder, die uns aktuell aus der Ukraine erreichen, sind beängstigend. Sie zeigen Städte wie Odessa oder Charkiw, die unter Dauerbeschuss stehen. In Odessa brennt ein Teil der Universität. ARD-Ukraine-Korrespondent Vassili Golod beschreibt: „Gerade Odessa ist eine wunderschöne Stadt, eine Urlaubsstadt, eine Hafenstadt. Die Vorstellung, dass diese Stadt immer wieder angegriffen wird, dass da UNESCO-Kulturerbe immer wieder getroffen wird, dass mit Streumunition ein belebtes Viertel angegriffen wird, wobei Menschen sterben, das zeigt, wie brutal dieser Krieg geführt wird.“

Golod ist gemeinsam mit der Militärexpertin Claudia Major am Dienstagabend (30. April 2024) Gast in der ARD-Talkshow „Maischberger“. Er berichtet auch aus Charkiw, einer Stadt etwa 30 Kilometer von der russischen Grenze entfernt, die ständig mit Gleitbomben und verschiedenen Formen von Raketen angegriffen wird. „Und es ist bemerkenswert, dass immer noch Menschen in dieser Stadt leben, weil sie sagen, das sei ihre Heimatstadt“, sagt Golod.

Claudia Major: Der Ukraine fehlt Material und Personal

Russland habe ein Ziel, führt Militärexpertin Claudia Major aus. Mit dem Beschuss auf die wichtige Infrastruktur der Ukraine führe Russland einen Zermürbungskrieg. Russland wolle die humanitäre Krise in der Ukraine vergrößern. „Aber es scheint auch eine ganz große Zerstörungswut zu geben“, hat Major erkannt. Russland wolle die Ukraine in die Aufgabe bomben, was auch daran liege, dass die Ukraine über so gut wie keine Luftverteidigung verfüge.

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Die aktuelle Lage an der Front erklärt Major so: Russland habe an einer Stelle einen Durchbruch erreicht. Die russischen Streitkräfte hätten die Initiative zurück, aber umwerfende Erfolge hätten sie nicht. „Russland profitiert davon, dass die Hilfe aus den USA jetzt erst ankommt. Sie versuchen, von dieser Schwachstelle zu profitieren. Aber sie marschieren auch nicht durch.“ Die Ukraine habe aktuell zwei Probleme: Ihr fehle Material und Personal.

Die Ukraine werde vor allem aus den USA und Deutschland unterstützt. Aber: „Es fehlt in Europa die Ehrlichkeit der Debatte.“ Anders als in vielen westlichen Ländern behauptet, habe die Ukraine nicht die Wahl, ob sie weiterkämpfen, gewinnen oder aufhören wolle. Dazu unterstütze der Westen die Ukraine zu wenig.

Die jetzigen Waffenlieferungen erlaubten der Ukraine „die Asymmetrie auszugleichen, die darin liegt, dass sie keine Munition hat. Sie erlauben nicht, dass die Ukrainer in die Parität oder in die Überlegenheit kommen. Dafür reicht es nicht“, erklärt Major. Die Ukraine habe nicht die Wahl des Gewinnens oder Aufhörens. Die Ukraine könne nur einen Abnutzungskrieg führen oder irgendwann dem russischen Druck nicht mehr standhalten.

Major: „Der Weg zu einem Sieg ist gerade nicht in Sicht. Und wir müssen uns die Folgen einer unzureichenden oder abnehmenden Unterstützung für die Ukraine und für uns in Westeuropa mit Blick auf die eigene Sicherheit, Verteidigung, Stabilität, Wohlstand und Freiheit auch bewusst machen.“ Am Ende bedeute das für Westeuropa: noch mehr Waffenlieferungen in das Kriegsgebiet. (tsch)