Mit einem genial gestalteten E-Motorbike sorgten zwei Gründer in der „Höhle der Löwen“ für großes Aufsehen. Kaum zu glauben: Tesla-Chef Elon Musk wollte ihren Prototyp einst kaufen. Nico Rosberg staunte - und blamierte sich!
„Höhle der Löwen“Gründer ließen Elon Musk abblitzen – jetzt rächt es sich
Köln. So einen Auftritt muss man erst einmal hinbekommen. Investoren und Startup-Förderer wie Carsten Maschmeyer, Judith Williams und Ralf Dümmel haben schon viel gesehen. Als aber Motorrad-Designer Marcus Weidig rasant, aber vollkommen geräuschlos auf dem schnittigen „Novus“-Bike in die Höhle bretterte, standen auch den sonst schnell mal gelangweilten „Löwen“ staunende die Mäuler, Verzeihung: Münder, offen.
„Wow, sehr cool“, jubelte Nico Rosberg. Als Ex-Formel-eins-Fahrer weiß er natürlich, wie es aussehen muss, wenn sich PS-Kraft mit bestechender Design-Eleganz, wenn sich Motorleistung mit Ingenieursmagie vereinen. Vom „wunderschönsten Design eines Zweirads, das ich je gesehen habe“, schwärmte Dagmar Wöhrl. Selbst Beauty-Expertin Judith Williams wirkte ganz aufgekratzt: „Es ist das heißeste Gerät, das ich jemals in der ‚Höhle der Löwen‘ gesehen habe. Wenn ich mich da draufsetze, bin ich Wonder Woman und Pamela Anderson.“
„Die Höhle der Löwen“: „Novus“-Bike kommt bei Investoren gut an
Viel Lob also für den ehemaligen Auto-Designer und Novus-Gründer René Renger, der einst seinen gut bezahlten Job in der Industrie aufgab, um seinen Traum von einem extrem leichten und gleichzeitig leistungsstarken E-Motorrad zu verwirklichen.
Rund eine halbe Million Euro eigenen Geldes hatte Renger, der sich mit dem Mechanik-Experten Marcus Weidig zusammengetan hat, bereits in die Novus-Entwicklung fließen lassen. Nun steckten beide in einer entscheidenden Phase: Das Bike soll in Serie gehen. Und dafür braucht es Geld. Viel Geld! 1,6 Millionen Euro für zehn Prozent Firmenanteile wollten die Gründer von den Löwen haben. Eine Bewertung von rekordverdächtigen 16 Millionen Euro also!
„Novus ist das erste Premium-Elektro-Leichtkraftrad der Welt. Es löste die Grenzen zwischen dem E-Bike und dem Motorrad komplett auf“, trommelte René Renger für seine Erfindung mit dem auffälligen Design. Wo bei herkömmlichen Motorrädern der Motorblock angebracht ist, befindet sich hier eine Art „Loch“. Möglich machen den Hingucker ein völlig neue Konstruktionsweise und Karbon als Baustoff.
„Die Höhle der Löwen“: Erfinder des „Novus“-Bike ließen Elon Musk abblitzen
„Weil es uns der elektrische Antrieb erlaubt, haben wir den Motor aus dem Rahmen herausgenommen und im Hinterrad platziert“, erläutert Chef-Entwickeler Marcus Weidig das Prinzip. „Im Rahmen sind jetzt nur noch unsere Batterie und die Elektronik. Mit nur 75 Kilogramm ist es um die Hälfte leichter als vergleichbare Fahrzeuge. Und das bei bis zu 40 PS beeindruckender elektrischer Power.“ Der Clou: Der Vollkarbonrahmen von Novus ist innen hohl - wie bei einer Nussschale. So kann er allen elektrischen Komponenten Schutz bieten.
„Es ist viel mehr als ein Motorrad, es ist eine moderne Skulptur aus Rädern“, tönte René Renger vollmundig. Tatsächlich hat ein erster Novus-Prototyp schon für viel Aufsehen erregt - 2019 auf der weltweit größten Hightech-Messe in Las Vegas. Damals habe der Tesla-Gründer und Weltraum-Tourist Elon Musk das Potenzial von Novus auf den ersten Blick erkannt. Er habe den Prototypen vom Stand weg kaufen wollen, berichteten die beiden Tüftler stolz.
Nico Rosberg blamiert sich bei „Die Höhle der Löwen“
Eigentlich hätte hier die Geschichte der Novus-Erfinder an dieser Stelle ihr Happy End finden können. Doch René Renger und sein Kompagnon lehnten Elon Musks Offerte damals ab. „Das hat uns schon geehrt, und wir mussten gut überlegen, was wir tun“, sagte er nun im Rückblick. „Um ehrlich zu sein, haben wir uns ein bisschen Mut angetrunken und haben ihm dann abgesagt. Weil wir eine Vision haben, weil wir aus Novus eine wirklich große Mobilitätsmarke machen wollen“, bekräftigte der Gründer. Ob er sich damit nicht vielleicht doch verspekuliert hat? Die Frage lag mutmaßlich mehr als einem Löwen auf den Lippen.
Doch erst einmal zeigten sich die potenziellen Geldgeber interessiert - und auch ein bisschen geschmeichelt. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, Elon Musk auszustechen? Vor allem Ex-Rennfahrer Rosberg nahm das Bike genau unter die Lupe. „Das ist mega“, stammelte er. „Die Liebe zum Detail sieht man wirklich.“ Doch dann blamierte er sich schwer. So genau Rosberg auch hinsah, er erkannte das Novus-Bike nicht wieder.
Auf einer großen Greentech-Messe in Berlin nämlich hatten sich die Gründer, die nun erkennbar auf einen Zuschlag des Ex-Rennfahrers hofften, schon einmal an Rosberg gewandt. „Du standest ungefähr zwei Sekunden neben unserem Motorrad“, sagte Gründer René im Rückblick - und wirkte etwas enttäuscht. „Kannst du dich nicht an uns erinnern?“ Rosberg konnte das nicht. Mehr noch: Er musste in der Sendung verschämt die Hände vor sein Gesicht halten, so sehr genierte er sich. Doch die peinliche Erinnerungslücke blieb on Air.
„Die Höhle der Löwen“: „Novus“-Bike kann Investoren nicht überzeugen
Tatsächlich kam es allerdings noch schlimmer - und das Pech der Gründer wiederholte sich. Nach und nach bekundete ein „Löwe“ nach dem anderen, wie toll er die Novus-Idee finde und wie schön das Bike-Design sei. Dennoch hagelte es Rückzieher. Besonders streng urteilte Carsten Maschmeyer über die Geschäftspläne der Entwickler, die künftig rund 30.000 Euro Einstiegspreis für ein Serien-„Novus“ aufrufen wollen. Der Investor vermisste das Alleinstellungsmerkmal der Idee.
Emotionalen Wert allein wollte Maschmeyer nicht gelten lassen. „Das ist mir zu schwammig“, polterte er und machte die Novus-Gründer sichtlich traurig. „Es sind für mich zu wenig harte Fakten.“ Dass Ralf Dümmel, der Handelsexperte, nicht mitzog, war dagegen keine echte Überraschung - für ein Supermarktregal eignet sich das Highendprodukt schließlich kaum. Dann meldeten sich auch Judith Williams und Dagmar Wöhrl mit netten Worten ab.
Blieb nur noch Nico Rosberg. Und der haderte erkennbar mit sich - vielleicht auch aus schlechtem Gewissen darüber, dass er Novus nicht wiedererkannt hatte. „Das ist ganz viel Geld“, stöhnte er. „Das ist ein Riesen-Risiko. Ich muss leider sagen, dass ich hier und heute raus muss“, erklärte Rosberg. „Es geht einfach nicht.“
So zogen René Renger und Marcus Weidig mit sehr viel Lob - aber ohne Unterstützung wieder ab. Vielleicht wäre es einst doch klüger gewesen, einen Deal mit Elon Musk zu machen.
„Die Höhle der Löwen“: Sie bekamen am 20. September einen Deal
Weitaus besser erging es in der dritten neuen „Höhle der Löwen“-Folge (auf Abruf bei TVNOW) unter anderem Karsten Kossatz aus Berlin, der mit „independesk“ eine pfiffige digitale Plattform für die Online-Buchung von mobilen Büro-Arbeitstischen entwickelt hat. „Wir teilen Autos bereits sehr erfolgreich, warum nicht auch Schreibtische?“, sagte er.
Der Gründer überzeugte gleich vier Löwen, die ihm ein Angebot machten. Den Zuschlag nach hartem Verhandlungsmarathon bekam das Doppel Carsten Maschmeyer und Georg Kofler. Sie zahlten mit 200.000 Euro für 15 Prozent der independesk-Anteile letztlich sogar mehr, als Kossatz ursprünglich gefordert hatte. (tsch)