Vater Heinrich starb, als er acht warGötz Georges schweres Familienerbe

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Götz George als Baby mit seinen Eltern Bertha Drews und Heinrich George 1943.

Er war ein Magier. Ein Menschenfänger – mit dieser donnernden Stimme, der gewaltigen Statur. Heinrich George, der 1946 mit nur 52 Jahren starb, war ein Star seiner Zeit.

Von ihm erbte Götz George die schönen blauen Augen, die so beseelt, so zornig, väterlich und dämonisch blicken konnten. Aber auch die Mimik, die Präsenz, die Verbissenheit und die Liebe zum Schauspiel.

Trotzdem war es ein schweres Erbe für Götz George, der einmal sagte: „Ich wäre niemals Schauspieler geworden, wenn er die Schrecken des Krieges und des Lagers überlebt hätte.“

Heinrich hätte es auch gar nicht gewollt. „Ein Genie in der Familie reicht“, pflegte er zu antworten, wenn ihm Ehefrau Berta die schauspielerischen Ambitionen ihres Sohnes Götz vortrug, heißt es in deren Erinnerungen „Mein Mann Heinrich George“.

Ein Genie in der Familie reicht. Was für eine Aussage. Zeitlebens trieb dies Götz George an, es seinem ehrwürdigem Vater gleichzutun. Bis hin zur Selbstzerstörung. Immer mit der Frage, was würde mein Vater wohl sagen?

Als Götz am 23. Juli 1938 geboren wurde, der Vater wieder einmal in einen lauten Freudentaumel verfiel – wie bereits bei seinem 1931 geborenen Sohn Jan –, musste Heinrich George erst einmal erschöpft eine Schänke aufsuchen.

Er traf eine Kollegin, die Mitleid mit dem aufgeregten Mann hatte und ihn begleitete. Dort wurde entschieden: Götz solle nach dem fränkischen Reichsritter Götz von Berlichingen benannt werden, da er schließlich auch am Todestag dieses ehrwürdigen Namensvetters geboren sei.

Zudem war es DIE Paraderolle seines Vaters. Goethes Götz von Berlichingen. Er spielte sie unzählige Male. 1930 vervollständigte Berta Drews das Ensemble, stand als vampige Adelheid von Waldorf auf der Bühne. Und Heinrich verliebte sich.

Dann kamen die Nazis. George durfte zunächst nicht spielen. Er hatte vorher mit den Kommunisten und Bertolt Brecht sympathisiert. Und auch später weigerte er sich, jüdischen Darstellern Auftritte zu verweigern. Dennoch arrangierte er sich mit dem NS-System, spielte in verschiedenen Filmen mit – auch in dem antisemitischen Propagandafilm „Jud Süß“.

Er habe nur auf der Bühne stehen wollen, sagte er zeitlebens. Doch nach dem Krieg nahmen ihn die Russen fest, steckten ihn ins Speziallager Sachsenhausen, wo er entkräftet und abgemagert starb. Da war Götz gerade acht.

2013 setzte der Sohn ihm ein Denkmal. In „George“ spielte er seinen Vater in der NS-Zeit.

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