Show-Star wird 50Wie Stefan Raabs Geburtstags-Prophezeiung wahr wurde

von Philipp Meckert (pm)

Köln – Es war 1998, vor 18 Jahren, es gab einen Musiksender namens VIVA am Mediapark und einen Entertainer mit Hellseher-Fähigkeiten. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mit 50 noch Fernsehen mache“, sagte Stefan Raab, damals 32, einer „Spiegel TV”-Reporterin.

„Ich möchte nicht irgendwann mal meinen Kindern erzählen müssen: Guck mal, der da im Fernsehen, das ist der Papa. Der macht da den lustigen Onkel, damit er euch was zum Anziehen kaufen kann.“

Eine Prophezeiung, die wahr wurde

Raab hat am 20. Oktober Geburtstag und muss nicht mehr den lustigen Onkel spielen, um seinen Kindern etwas zum Anziehen zu kaufen.

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Mit 50 hat er so viel erreicht und verdient, wie kein anderer Showmaster, Komponist , Sänger, TV-Produzent vor ihm. Es ist eine einzigartige Karriere, für die Köln eine perfekte Abschussrampe war.

„Begünstigt hat Köln seine Karriere gerade dadurch, dass hier Mut und Offenheit für neue Ansätze bestehen“, betont Medienwissenschaftlerin Sandra Garthaus (31, siehe Interview). „Seine offen demonstrierte Verbundenheit mit seiner Heimatstadt hat darüber hinaus zur Authentizität beigetragen.“

Der 1.FC Köln war und ist sein Verein, die quirlige Sülzburgstraße, wo seine Eltern eine Metzgerei besaßen, seine Heimat.

„Ich habe bei ihm gerne Wurst gekauft“, erinnert sich Nachbarin und Rentnerin Thea Kücklich (83). „Er war immer ein netter, junger Mann.“

Wohlerzogen ebenso – seine Schule, das Bonner Aloisiuskolleg, absolvierten Persönlichkeiten wie Oscar-Gewinner Florian Henckel von Donnersmarck oder Bundesinnenminister Thomas de Maizière.

Später, als Raab schon berühmt und aus der Metzgerei sein Tonstudio geworden war, ging er immer noch gerne in sein Büdchen „Sülzer Lotto im Veedel“.

Kunde Horst Leichenich (68): „Er war pfiffig und immer am Puls des Zeitgeistes.“ Gratulationen zum 50. Geburtstag auch aus der Pizzeria „Siciliana“ nebenan: „Ab und zu kam er mit dem Handy rein, verfolgte darauf ein FC-Spiel, aß etwas, und freute sich beim Sieg“, so Andrea Cavaleri (55).

Der Mediapark mit VIVA, später die Studios von „TV-Total“ an der Schanzenstraße und im Coloneum waren weitere Stufen auf dem Weg in den TV-Olymp.

Die Masse an Sendungen, Auftritten und Hits, seine Preise und Auszeichnungen bis hin zum Gewinn des Eurovision Songcontests füllen ebenso Bände wie die vielen Klagen, Kritiken, Streitigkeiten.

Legendär, als Raab vor knapp 20 Jahren Rapper Moses Pelham als „Möschen“ verulkte – und der ihm die Nase brach. Jetzt hat sich Familie Raab auf ein Anwesen zurückgezogen. Wie sagte er 1998?

„Ich lege es nicht darauf an, ewig bekannt zu bleiben. Wenn jemand eine starke Persönlichkeit hat, da bleibt er auch sein Leben lang ein Star.“

Studienobjekt Stefan Raab

Medienwissenschaftlerin Sandra Garthaus hat ihre Bachelor-Arbeit über den TV-Star geschrieben. Wir haben mit ihr über das Phänomen Stefan Raab gesprochen.

Frau Garthaus, wie hat Raab auf das Publikum gewirkt?

Raab hat Emotionen geweckt und polarisiert. Er war dreist, frech, provokant und respektlos, hat Regeln zwischenmenschlichen Benehmens gebrochen und Grenzen überschritten. Was die einen an ihm begeisterte, wirkte auf andere arrogant und selbstverliebt.

Was machte ihn so populär?

Ausgezeichnet hat Raab sein einzigartiger und skurriler Charakter, sein besonderes Charisma. Er hat sich mit seinen Formaten identifiziert, sich mit und in ihnen regelrecht „ausgelebt“. Indem er in seinen Sendungen mit vollem Einsatz dabei war, vermittelte er Authentizität. Dadurch unterschied er sich von zahlreichen anderen Moderatoren.

Hat Köln als Medienstadt seine Karriere begünstigt?

Köln ist gerade für das private Fernsehen unumgänglich und hat alles zu bieten, worauf eine solche Karriere wachsen kann. Es beginnt jedoch mit der Idee, Willenskraft und Fleiß. Niemand schafft eine Karriere dieser Art ohne Durchhaltevermögen und einer guten Portion Ehrgeiz und Disziplin.

Kann die Lücke, die Raab hinterlässt, jemand füllen?

Eine Lücke bedeutet immer, dass etwas fehlt. In einem schnelllebigen Medium, wie dem Fernsehen, wird jedoch nichts dem Zufall überlassen und dem Gefühl des Fehlens früh vorgebeugt. Die Marke Raab bleibt jedoch etwas Besonderes.