Tipps vom ProfiSo legen 20-, 40- und 60-Jährige ihr Geld richtig an

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Wir planen wochenlang unseren Urlaub oder suchen im Internet nach einer neuen Kaffeemaschine. Für unsere Altersvorsorge oder andere Geldfragen wenden wir höchstens ein paar Minuten auf: Ein kurzes Gespräch mit dem Bankberater oder dem Versicherungsvertreter – schon halten wir die Sache für erledigt. Doch das ist verhängnisvoll, denn oft passen die Verträge nicht zu unseren Bedürfnissen und sichern uns im Alter nicht ausreichend ab.

In seinem Buch „Geldanlagen in allen Lebensphasen. Die größten Geheimnisse der Finanzexperten“ (Südverlag) beantwortet Finanzexperte Gerald Pilz wichtige Fragen rund ums Sparen, Vorsorgen und Finanzieren. Pilz war mehrere Jahre als Unternehmensberater und anschließend als Redakteur bei einem Börsendienst tätig.

Zuerst klärt der Autor über gängige Irrtümer bei Geldanlagen auf und macht zum Beispiel klar, dass ein Sparbuch keine sichere Anlageform ist und man mit Immobilien und Betriebsrenten vieles falsch machen kann. Danach lernen Leser die Anlagestrategien der Profis kennen, etwa den „Gebert-Ansatz“ (benannt nach dem Erfinder) oder die „Sell-in-Summer-Strategie“. Schließlich erklärt Pilz den Lesern, wie sie je nach Lebensabschnitt richtig anlegen und vorsorgen. Seine Faustregel: „Setzen Sie bei Ihrer Altersvorsorge und Ihrer Finanzplanung überwiegend auf Eigentumsrechte (das sind Immobilien, Aktien und andere Anlageformen) und nicht auf Forderungen. Leihen Sie also – so weit möglich – Ihrer Bank kein Geld!“

Geld anlegen zwischen 20 und 30

Als Student oder Berufsanfänger verfügen die meisten über noch wenig Geld – trotzdem ist jetzt der beste Zeitpunkt, mit dem Sparen anzufangen. Denn in jungen Jahren können Anleger laut Pilz noch erheblich größere Risiken eingehen, weil sich Verluste in den folgenden Jahrzehnten wieder ausgleichen lassen.

Von einer Riester-Rente rät der Autor eher ab: „In den meisten Fällen werden sich Riester-Verträge trotz umfassender staatlicher Förderung nicht lohnen.“ Auch der Bausparvertrag sei oftmals nicht sinnvoll, außer man plane den Immobilienkauf in einer Phase hoher Zinsen – was derzeit nicht der Fall sei. Auch Sparpläne seien wegen der beträchtlichen Gebühren nicht immer geeignet.

„Was Sie benötigen, ist eine Anlage, die hohe Renditen abwirft und sich langfristig auszahlt“, rät Pilz. Als einfach umzusetzender Ansatz bieten sich in diesem Zusammenhang ETFs („Exchange Traded Funds“), also börsengehandelte Indexfonds an, die man nach der sogenannten „Sell-in-summer-Strategie“ verkauft:

Sell-in-summer-Strategie

Anleger können mit einer Strategie Erfolg haben, die sich den Zyklus des Börsenjahres zunutze macht. Demnach sind die Monate von Mai bis Oktober häufig mit Anlage-Verlusten verbunden. Daher rührt auch das bekannte Börsensprichwort „Sell in May“. Tipp von Gerald Pilz: „Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, sollten Sie nur von November bis April an der Börse präsent sein.“ Die Sell-in-summer-Strategie funktioniere nicht nur auf dem deutschen Aktienmarkt, sondern lasse sich auch auf viele andere Aktienmärkte anwenden.

Außerdem empfiehlt der Finanzprofi, eine Privathaftpflicht abzuschließen. „Sehr gute Privathaftpflichtversicherungen umfassen eine sogenannte Forderungsausfalldeckung. Das bedeutet: Wenn Ihnen jemand einen Schaden zufügt und der Betreffende nicht versichert ist, springt Ihre eigene Haftpflichtversicherung ein.“ Eine Unfallversicherung sei sinnvoll, wenn man häufig im Haus oder im Garten arbeite oder aufgrund von Vorerkrankungen keine Berufsunfähigkeitsversicherung erhalte.

Wie Sie mit 30, 40, 50 oder 60-plus richtig sparen, verraten wir auf der nächsten Seite.

Geld anlegen zwischen 30 und 50

Kaufe ich mir ein Haus oder eine Wohnung? Mit dieser Frage sehen sich viele Sparer in der „Mitte des Lebens“ konfrontiert. Pilz warnt jedoch vor Wertverlusten bei Immobilien, insbesondere wenn Käufer gezwungen sind, den Job häufiger zu wechseln: „Wenn Sie in einer größeren Metropole mit einem breiten Angebot an Arbeitsplätzen und Karrierechancen wohnen, dürfte die Entscheidung für ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung leichter fallen.“ Generell rät der Autor von Immobilien als Kapitalanlage ab – sie seien insgesamt gesehen eher ein Investment mit einer niedrigen Rendite.

„Wichtiger ist es, dass Sie Ihren Vermögensaufbauplan konsequent und zielstrebig umsetzen“, weiß Pilz. Hier empfehlen so gut wie alle Finanzberater, die Anlage breit zu streuen und einen Teil des Vermögens in Aktienfonds zu investieren. Kunden müssen sich vorab überlegen, welches Risiko sie eingehen wollen und welche Anlage-Strategie sie verfolgen. Infrage kommt laut Gerald Pilz neben der bereits erklärten Sell-in-summer-Strategie auch der „Gebert-Ansatz“.

Gebert-Ansatz

Diese Strategie ist bisher nur für den deutschen Aktienmarkt und speziell den DAX erprobt. Sie beruht auf vier Schlüsselkriterien. Verglichen werden immer die aktuellen Daten und die Vorjahreswerte. Kaufen sollte man, wenn alle vier oder zumindest drei Kriterien erfüllt sind. Eine neutrale Marktsituation besteht, wenn zwei der Punkte gegeben sind. Verkaufen sollte man, wenn nur ein Kriterium oder gar keines erfüllt wird:

  • die Senkung des Leitzinses durch die EZB,
  • die Verringerung der Inflationsrate (als Basis dient der HCPI, der harmonisierte Verbraucherpreisindex der Eurozone),
  • der Anstieg des US-Dollars gegenüber dem Euro,
  • der Zeitraum von November bis April (saisonaler Aspekt).

Andere Finanzexperten raten, auf jeden Fall drei Nettogehälter als „Notgroschen“ zurückzulegen, zum Beispiel für notwendige Reparaturen oder teure neue Haushaltsgeräte. Auch müssen eventuell zuerst noch Schulden getilgt werden – erst dann kann man über die weitere Altersvorsorge nachdenken.

Geld anlegen zwischen 50 und 67

Auch am Ende des Berufslebens lässt sich noch sinnvoll vorsorgen. Doch von einer sogenannten Sofortrente hält der Finanzexperte nicht viel: „Diese wird zwar im Prinzip lebenslang ausgezahlt. Sie sollten aber bedenken, dass die Assekuranzen sehr hohe Gebühren und Provisionen in Rechnung stellen und ungünstige Sterbetabellen zugrunde legen, die zu einer geringen Rente führen.“ Nur wer ein sehr hohes Lebensalter erreiche, komme auf eine einigermaßen akzeptable Rendite.

Stattdessen sollten Sparer in dieser Lebensphase entscheiden, ob sie eine feste Rente mit einer bestimmten monatlichen Summe aus dem Vermögen oder eine „ewige“ Rente haben möchten. Unter „ewige Rente“ versteht man einen Auszahlungsplan, bei dem man eine Rente erhält, die sich aus den Erträgen der Anlagen speist. „Das bedeutet: Ihr eingesetztes Vermögen bleibt unangetastet und verringert sich nicht“, so Pilz. So bleibt nach dem Tod hoffentlich genug für die Erben übrig.

Bei allen Überlegungen sollte man realistisch sein: „Sie müssen sich von vornherein Gedanken machen, wie lange Sie voraussichtlich von Ihrer Rente leben möchten. Setzen Sie diesen Zeitraum nie zu niedrig an“, warnt der ehemalige Unternehmensberater.

Fazit: Der Ratgeber ist sehr praxisnah gehalten – das hat er anderen Büchern zum Thema voraus, auch wenn nicht alle der Tipps brandneu sind. Punkten kann „Geldanlagen in allen Lebensphasen“ vor allem mit seinen Insider-Kenntnissen über Anlage-Strategien der Profis, die fast alle ohne große Vorkenntnisse umsetzbar sind. Nach der Lektüre dürften sich hoffentlich auch Laien mehr mit der eigenen Lebenssituation und einer auf sie zugeschnittenen Finanzierung auseinandersetzen.

Für absolute Anlage-Anfänger wäre vielleicht noch ein übersichtliches Mini-Lexikon mit den wichtigsten Begriffen aus der Finanzwelt sinnvoll gewesen, so dass man bei Bedarf direkt nachschlagen kann und nicht immer blättern muss.