KupfergeldDarum stehen die Cent-Stücke vor dem Aus

Kioskbesitzer Guido Lüttgen findet die Idee, das Kleingeld abzuschaffen, gut.

Kioskbesitzer Guido Lüttgen findet die Idee, das Kleingeld abzuschaffen, gut.

Wer den Cent nicht ehrt – muss weniger schleppen. Seien wir ehrlich: Unser winziges Kupfergeld nervt. Das Portemonnaie ist schwer, an der Kasse kramt man, zu Hause hortet man Münzen. Nun überlegt die Europäische Union, Ein- und Zwei-Cent-Münzen abzuschaffen.

Denn laut EU-Währungskommissar Olli Rehn (51) haben sie die EU seit 2002 rund 1,4 Mrd Euro gekostet. Weil Kupfer- und Stahl-Preise drastisch erhöht wurden, sei jedes Zwei-Cent-Stück teurer als zwei Cent. Wie wichtig ist uns das Kleingeld noch?

Etwa 30 Mrd Münzen im Wert von 6,8 Mrd Euro sind in Deutschland im Umlauf. Jeder Einwohner hat im Schnitt 345 Münzen im Wert von 79,85 € – 175 davon sind 1- und 2- Cent-Stücke. Allein diesem April nahmen die 26 Filialen der Kölner Bank 20 3795 Ein-Cent-Stücke (469 kg) und 20 5131 2 Cent-Stücke an (672 kg) an.

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Jede Menge Münzen! 42 Prozent der Deutschen sprechen sich für die Abschaffung des Klimpergeldes aus, so eine Studie der Bundesbank. Aber: 48 Prozent wollen die Mini-Münzen behalten. Klar: Bei uns zieht auch noch immer der uralte Marketing-Trick: Das Produkt kostet nicht zwei Euro sondern nur 1,99 €. Warum? Stephan Grünewald (52) vom Rheingold-Institut: „Die 1 sieht nun einmal schlanker aus als die 2.“

Was tun mit all den Münzen? Zur Bank bringen – aber Münzzählautomaten gibt es nicht mehr. Heute kommen die Münzen in eine „Safe-Bag“, der Inhalt wird dem Konto gutgeschrieben. Alternative: Die Münzen fein säuberlich in Papier rollen.

Eins wird vergessen: Das Ein-Cent-Stück als Glücksbringer. Vielleicht wird mit der Münze auch das Glück aus dem Finanzverkehr verbannt.

Steckbrief einer Cent-Münze

Material: Die 1,2,- und 5-Cent-Münzen bestehen aus einem Stahlkern mit Kupferauflage. Sie sind stark magnetisierbar.

Technische Daten: Das 1-Cent-Stück hat einen Durchmesser von 16,25 Millimeter, ist 1,67 mm dick, wiegt 2,3 Gramm, der Rand ist glatt. Das 2-Cent-Stück ist ebenso dick, hat aber einen Durchmesser von 18,75 mm, wiegt 3,06 g und hat Einkerbungen am Rand.

Aussehen der europäische Seite: Jede Euro-Münze hat eine „europäische“ Seite und eine nationale Seite. Die europäische Seite ist in allen Mitgliedstaaten des Euro-Raums einheitlich gestaltet und wurde bei den Münzen ab 10 Cent wegen der EU-Erweiterung ab dem 1. Januar 2007 angepasst. Die europäische Seite des Kupfergeldes blieb unverändert und zeigt das Motiv „Europa in der Welt“.

Der Designer: Im rechten unteren Viertel der Vorderseite aller Euro-Münzen findet man ein Zeichen, das einer „4“ ähnelt. Es sind zwei ineinander verschlungene „L“ – die Initialen von Luc Luycx, beschäftigt bei der königlich belgischen Münze. Dem Gestalter der gemeinsamen Seite der Euro-Münzen wurde zugestanden, seine Initialen einzuarbeiten.

Die nationale Seite: Die Rückseite der Euro-Münzen ist die national-unterschiedlich gestaltete Seite. Das Motiv sollte einheitlich sein und als typisch deutsch – sowohl von der eigenen Bevölkerung als auch international – erkannt werden. Bei den Cent-Münzen entschied sich die Jury aus Vertretern verschiedener Ministerien, Münzdirektoren, Bildhauern, Historikern und Museumsdirektoren 1997 für einen Eichenzweig wegen seines hohen Erinnerungswertes an die früheren Pfennig-Werte. Gestaltet wurde die nationale Seite des „Kupfergeldes“ von dem deutschen Designer Professor Rolf Lederbogen (†84).

Prägung: Unten rechts neben dem Eichenzweig findet man ganz klein das Jahr der Prägung dieser Münze (5) - und links (6) den Ort. Dieser versteckt sich hinter dem Buchstaben der Prägeanstalt. A steht für Berlin, J für Hamburg, G für Karlsruhe, F für Stuttgart und D für München.