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Bergsteiger Aron RalstonSo schnitt ich mir den Arm ab

Aspen  – Wie tief muss die Verzweiflung sein, dass ein Mensch imstande ist, so einen Entschluss zu fassen – sich den eigenen Arm abzuschneiden. Längst nicht jeder könnte sie fällen, selbst wenn es um Leben und Tod ginge. Bergsteiger Aron Ralston (heute 35) tat es.

Hollywood hat seine Geschichte verfilmt: „127 Stunden“ läuft nächste Woche bei uns an. Ein Film, der vom Zuschauer starke Nerven fordert – so wie das, was Aron Ralston an den fünf Tagen durchlebte.

Er war fast besessen von der Bergsteigerei. Aron Ralston hatte gerade erst seinen Job als Maschinenbauingenieur bei Intel in der Millionenstadt Denver aufgegeben und war nach Aspen gezogen. „Ich wollte den Bergen näher sein“, sagte er.

An diesem Frühjahrstag im April 2003 wollte er im Blue John Canyon in Utah eine 90 Zentimeter schmale Schlucht hinabsteigen. Eigentlich kein Problem für den erfahrenen Kletterer. Doch dann löste sich ein 400 Kilo schweres Felsstück, klemmte seinen rechten Arm ein. Gefangen – der Berg klammerte sich an seinen Arm und ließ ihn nicht mehr los.

„Ich habe mir in der ersten Stunde Alternativen überlegt“, schildert Aron später. Auf Hilfe hoffen. Doch niemand wusste, wo er war, und er hatte kein Handy. Oder versuchen, den Brocken irgendwie so bewegen, dass er den Arm herausziehen kann. Doch dafür war er viel zu schwer. Oder den Fels mit dem Taschenmesser in der Linken so bearbeiten, dass er sich befreien kann. Doch das Gestein war viel zu hart.

„Wenn alles schief geht, muss ich meinen Arm opfern.“ Dieser Gedanke schoss ihm gleich zu Beginn des Dramas durch den Kopf. Doch die Entscheidung, wirklich das Äußerste zu tun, brauchte noch fünf schlaflose Nächte und Tage. Aron hatte längst seine vier Liter Wasser getrunken, die zwei Brote und den Schokoriegel gegessen.

Unterkühlt, fast ausgetrocknet filmte er sich selbst, sprach Worte des Abschieds an seine Familie. „Ich habe kurz in Betracht gezogen, elend zu verrecken“, gab er später zu. Doch er beschloss, sich den Arm abzutrennen.

Unfassbar, wo er den Mut hernahm: „Ich habe meinen Operationstisch vorbereitet“, so Aron. Er benutzte seine Radlerhose als Polster für den Arm, legte sich den Druckverband zurecht, den er dabei hatte, griff zu dem Messer: ein billiges Imitat eines Leatherman-Messers.

Kaum zu erklären, wie rational er in seiner verzweifelten Situation vorging. Aron erkannte, dass er mit dem Messer niemals seine Knochen durchtrennen könnte. „Ich schaffte es, mir erst die Speiche zu brechen, einige Minuten später die Elle.“ So chirurgisch nüchtern beschrieb Aron, was für jeden anderen Menschen der größte Horror ist. Dann nahm er das stumpfe Messer, schnitt durch Haut und Gewebe.

Was für eine Überwindung muss das bloß gewesen sein? Der Kölner Diplom-Psychologe Ingo Bögner erklärt es so: „Bei Aron Ralston siegte der Überlebenswille über die Verzweiflung. Im Moment einer solchen Entscheidung schüttet das Gehirn vermehrt das Hormon Dopamin aus. Es kann geradezu übermenschliche Kräfte verleihen, Schmerzen unterdrücken.“

Der außergewöhnliche Überlebenswille beflügelte Aron, das nach menschlichem Ermessen Unmögliche zu tun. Die Amputation dauerte eine Stunde. In dem nervenzerreißenden Hollywoodfilm sind es nur zwei Minuten. Doch selbst die haben es in sich. Schauspieler James Franco schnitt zwar in einen künstlichen Arm. „Aber er sah sehr echt aus – mit Muskulatur, Adern und Nerven. So echt, dass alle dachten, dass ich dabei ohnmächtig werden würde. Und ich muss zugeben, dass mir ab und zu etwas mulmig wurde.“

Bei der Premiere des Film in London brachen Zuschauer in Tränen aus, einige mussten sich übergeben. Dabei mündet Aron Ralstons' beklemmendes Bergabenteuer schließlich geradezu in einem Glücksgefühl. Er habe sich großartig gefühlt, dass er endlich herausgefunden hatte, wie er seinen Arm amputieren konnte“, beschrieb Aron seine Emotionen.

Er legte den Druckverband an, seilte sich mit einem Arm ab, lief zehn Kilometer talauswärts, bis er zwei Wanderer traf: „Hi, ich bin Aron. Schaut ihr nach mir?“, sagte er – und war gerettet.