+++ SERVICE +++ Rückruf Achtung, Gefahr lauert in diesem Hundefutter – Keime können tödlich sein

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50 Jahre EXPRESSSchleyer-Entführung schockte die Nation

Köln – Es war ein milder September-Nachmittag, der den Terror-Herbst 1977 der RAF einleitete: Über hundert Schüsse durchsieben um 17.28 Uhr das Vorderteil des dunklen Mercedes, in dem Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer (62) sitzt. Heinz Marcisz (41), sein Fahrer, ist sofort tot.

Schleyer sitzt im Fond, bleibt unverletzt. Im Wagen hinter ihm sterben seine drei Begleitschützer im Kugelhagel. Schleyer wird ins ,,Volksgefängnis“ in Liblar gebracht, RAF-Terroristen sollen freigepresst werden. Bilder, die schockierten.

„Echt, hier war das?“

Vincenz-Statz-Straße, Ecke Friedrich-Schmidt-Straße in Köln-Braunsfeld. Heute erinnert hier ein Kreuz mit einer Gedenktafel an die Opfer. Neben einem Adventsgesteck, das noch hier liegt, blühen frische, weiße Blumen. Dahinter, in milchiges Januarlicht getaucht, der Stadtwald. Der Jogger zieht die Bang&Olufsen-Kopfhörer ab. „Echt, hier war das?!“ Er scheint das Kreuz zum ersten Mal bewusst wahrzunehmen.

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Es ist länger als 36 Jahre her: Eitel Gradtke (76), damals Polizist und zuständig für den Bezirk, ist früh am Tatort. Es ist eine gespenstische Szenerie. ,,Da standen die Wagen. Neben Schleyers Mercedes lag sein Fahrer. Einschusslöcher in den Scheiben. Es war alles ganz ruhig.“ Er empfindet die Stille als „sehr bedrückend“, Todesstille.

Kinderwagen mit Schnellfeuergewehren

„Die drei erschossenen Kollegen im Begleitfahrzeug – einer sitzt noch auf seinem Sitz. Ein anderer hat seine Hand an der Waffe, hat sie noch nicht ganz aus dem Halfter gezogen“, schildert Gradtke den Eindruck, der sich tief einbrennen wird. Er hat Alpträume, schreckt hoch, sieht die Bilder vor Augen.

Seine Kollegen – drei Männer mit Familien. Es war ein Kinderwagen auf der Straße, der sie ablenkt, trotz des Sicherheitstrainings in RAF-Zeiten. Doch in dem Kinderwagen, der jetzt ganz an der Seite, auf dem Bürgersteig stand, lagen zwei Schnellfeuergewehre von Heckler & Koch mit Hochgeschwindigkeitsmunition.

Die perfide Tat soll maßgeblich von Christian Klar (58) und Brigitte Mohnhaupt (64) geplant worden sein. Beide werden auch für die Morde an Generalbundesanwalt Buback und Bank-Chef Ponto verantwortlich gemacht. Beide schweigen bis heute. Beide wurden nach der jeweiligen Mindest-Haftzeit entlassen. Klar nach 26, die Rheinbergerin Mohnhaupt nach 24 Jahren.

Anonymes Hochhaus

Der Co-Pilot der wenig später, im Oktober 1977, entführten Lufthansa-Maschine „Landshut“ gab 2008 sein Bundesverdienstkreuz aus Protest gegen die Haftentlassung zurück. Nur eine halbe Stunde Fahrt entfernt vom Tatort war damals Hanns Martin Schleyer an einen Stuhl gefesselt. Die meiste Zeit im Wandschrank einer Dreizimmerwohnung in Liblar.

Ein anonymes Hochhaus, lange, karge Gänge, etwas mehr als 120 Wohnungen, kaum jemand kennt hier seine Nachbarn. ,,Die jungen Leute wissen gar nicht, was hier passiert ist“, sagt die Eigentümerin einer der unteren Wohnungen. Und das soll wohl auch so bleiben. Schließlich sind die Wohnungen zwar zumeist vermietet, aber eben Eigentumswohnungen. Nachfragen – nicht erwünscht.

Doch ein freundlicher Herr winkt lächelnd ab: ,,Das ist und bleibt das Schleyer-Hochhaus“, sagt er, „jedenfalls für uns Ältere.“ Er sitzt gegenüber im ,,Bürgerhof“, trinkt Kölsch. Man habe die Terroristen viel zu früh aus der Haft entlassen, fasst er knapp die Stimmung hier zusammen.

„Mir war die junge Frau nur aufgefallen, weil sie fremd im Ort war“

Irmgard Ohlerth ist die Wirtin des „Bürgerhofs“. 1977 hatte sie einen Marktstand vor dem Hochhaus. „Mir war die junge Frau nur aufgefallen, weil sie fremd im Ort war – sonst war nichts ungewöhnlich an ihr.“ Damals seien Fremde halt noch aufgefallen. Ihr ehemaliger Schwager, der direkt neben der Wohnung lebte, hatte ein Wimmern gehört – und dies gemeldet“, erzählt Irmgard Ohlerth.

Kopfschütteln auch heute noch über die „unglaubliche Polizeipanne“ damals: Ortspolizist Ferdinand Schmitt war am 2. Tag nach der Entführung an der Wohnung. Er hatte ermittelt, dass die neue Mieterin bar bezahlt hatte, 800 DM, aber keine Möbel mitbrachte, als sie einzog. Seine Recherchen hatte er per Fernschreiben an die Soko nach Köln übermittelt. Es passierte – nichts. Laut Untersuchungsbericht war das Schreiben aber eingegangen.

Einige Tage später wurde Schleyer nach Scheveningen, dann nach Brüssel gebracht. Als auch die Entführung der „Landshut“ scheiterte – dank der GSG 9 – brachten sich die RAF-Terroristen, die freigepresst werden sollten, in ihren Zellen um. Am nächsten Tag, dem 19. Oktober 1977, wurde Schleyer mit einem Schuss hingerichtet. Bis heute ist unklar, vom wem.