Mörder ist identifiziertSupasalad-Mord aufgeklärt! Und die Kippe verriet den Täter...

Diese Kippe der Marke „John Player & Son“ lag am Tatort, wo Anke Schäfer erstochen wurde. Ermittler schnitten den Filter an, um DNA zu sichern.

Diese Kippe der Marke „John Player & Son“ lag am Tatort, wo Anke Schäfer erstochen wurde. Ermittler schnitten den Filter an, um DNA zu sichern.

von Oliver Meyer (mey)

Köln  – Es ist eine riesige Überraschung. Freude bei den Ermittlern im Mordfall Anke Schäfer (24), Erleichterung bei den Angehörigen: Der Mörder der damaligen „Supa Salad“-Chefin ist identifiziert und sitzt bereits in einer Haftanstalt in Hamburg. Der Täter (35) legte ein Geständnis ab. Überführt hatte ihn seine DNA an einer Zigarette am Tatort.

Sie ist nur zu einem Drittel aufgeraucht und von der Marke „John Player Special“. Diese Zigarette war der wichtigste Tatort-Beweis in dem Fall - und brachte jetzt endlich nach acht langen Jahren den Erfolg. Denn die DNA, die die Mordkommission gesichert hatte und seitdem im BKA-Computer registriert ist, brachte bei einem Abgleich eines Speicheltests den Treffer.

Sonntag, 22. Juli 2007. Anke Schäfer kommt von einem Familienbesuch in Lingen bei Osnabrück um 22.14 Uhr am Kölner Hauptbahnhof an. Sie läuft durch die City zu ihrem kleinen Geschäft, das sie mit ihrem Bruder Ralf in der Gertrudenstraße 33 betreibt. Dort schließt sie auf, lässt aber den Schlüssel von außen stecken.

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„Der Täter, ein heute 35-jähriger Türke, hat dies gesehen und daraufhin geplant, Anke auszurauben,“ berichtete am Donnerstag Jürgen Neuendorf von der Kölner Mordkommission. Er ging in das Geschäft und forderte Geld. „Anke hat zunächst auch gehorcht, doch dann plötzlich laut geschrien,“ so Neuendorf.

Ihr Todesurteil. Denn offensichtlich in Panik zückte der Täter ein 20 Zentimeter langes Messer - und rammte es der 24-Jährigen „mit äußerster Brutalität und Kraft“ in den Körper. Anke Schäfer hat keine Chance, denn die Klinge trifft mitten ins Herz.

Der damals 27-Jährige schleift ihren Körper in das Kühlhaus. Statt das Geld aus der Kasse zu nehmen, greift er sich Ankes Dunlop-Tasche sowie ihre Handtasche. „Sie hatte knapp 20 Euro im Portemonnaie und ein Handy“, schilderte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Später warf der Täter die Sachen in einen Mülleimer und einen Metallcontainer. „Die sind unauffindbar verschwunden, da machen wir uns keine Hoffnung mehr“, so Ermittler Neuendorf.

Nach den Gegenständen hatte die Kölner Mordkommission bundesweit sowohl in „XY..ungelöst“, als auch in der RTL-Sendung „Augenzeugen gesucht“ vergeblich fahnden lassen. Unfassbar: Bei „XY...ungelöst“ saß der Mörder selbst vor dem Fernseher und schaute zu, gab er in seiner ersten Vernehmung zu.

Der Täter soll zur Tatzeit im Kölner Umland gelebt haben, war ständig in Geldnot. Mit Gelegenheitsjobs hatte er sich über Wasser gehalten. Vor dem Mord an Anke Schäfer war er polizeilich nicht aufgefallen, später dann wegen Schwarzfahrens mit der KVB, Diebstählen und Eigentumsdelikten.

Schließlich wurde er verurteilt und in Hamburg in Haft genommen. „Er gab uns freiwillig eine DNA und wusste wohl nicht, dass wir ihn damit überführen“, so Neuendorf.

Nach seiner Vernehmung sagte Ankes Mörder: „Ich bin erleichtert. Ich habe auf diesen Tag gewartet.“

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Geschäftsleute: „Endlich ist es vorbei!“

Acht Jahre lebten Anwohner und Geschäftsleute an der Gertrudenstraße, wo in der Hausnummer 33 der Mord geschah, im Ungewissen: Lebt der Täter in der Nähe? Sind wir ihm womöglich schon mal auf der Straße begegnet? Wird er wieder morden?

„Ich bin sehr froh, dass sie ihn endlich haben“, sagt der Inhaber eines der benachbarten Lokale. „Das hat uns damals alles sehr mitgenommen. Schlimm vor allem: Das Motiv war nicht bekannt.“ Entsetzt ist man hier allgemein, dass der nun inhaftierte Täter offenbar zur damaligen Zeit tatsächlich nicht weit von „Supasalad“ gewohnt hatte.

Nachdem die Ermittlungen ins Stocken geraten waren, hatten im Umkreis von zwei Kilometern um die Salatbar herum alle männlichen Anwohner eine Speichelprobe abgeben müssen – auch die Geschäftsleute. Ein Treffer war damals nicht dabei.

„Es war ein furchtbarer Mord. Jahrelang schallt so etwas nach“, sagt eine andere Geschäftsfrau ein paar Hausnummern weiter. Und: „Endlich ist es vorbei.“