Kölner Rheinbrücken und ihre ProblemeEine hieß mal Adolf-Hitler-Brücke

Sorgenkind im Norden: Die Rheinbrücke Leverkusen steht zur Hälfte im Kölner Stadtgebiet, die Grenze zu Leverkusen verläuft in der Mitte des Rheins.

Sorgenkind im Norden: Die Rheinbrücke Leverkusen steht zur Hälfte im Kölner Stadtgebiet, die Grenze zu Leverkusen verläuft in der Mitte des Rheins.

Köln – Sie sind die einfachste Möglichkeit, unseren Rhein zu überqueren: Die acht Rheinbrücken im Kölner Stadtgebiet. Doch nahezu alle ächzen und stöhnen unter den Anstrengungen und Lasten der letzten Jahren. Lesen Sie hier alles über die acht Rheinbrücken und ihre Probleme - wir beginnen unsere Brücken-Reise im Norden.

Die Rheinbrücke Leverkusen

Die nördlichste Kölner Rheinbrücke steht eigentlich nur zur Hälfte im Stadtgebiet. Denn: Die Brücke, die 1965 in Betrieb genommen wurde, startet in Köln-Merkenich und überquert den Rhein, um jenseits der Stadtgrenze in Leverkusen anzukommen. Die 1061 Meter lange Autobahnbrücke gehört zur A1 mit je drei Fahrspuren, einem Rad- und Fußweg.

Alles zum Thema Konrad Adenauer

Die Probleme: Wegen der starken Verkehrsbelastung nach knapp 50 Jahren ist die Brücke mittlerweile absolut marode und muss neu gebaut werden. Ein Neubau soll bis 2020 entstehen, bis dahin gilt (seit November 2012) ein generelles Fahrverbot für Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Mülheimer Brücke

Die Mülheimer Brücke

Die erste Mülheimer Hängebrücke wurde bereits 1929 eröffnet, im zweiten Weltkrieg 1944 allerdings durch einen Luftangriff zerstört. Fünf Jahre später begann der Neubau der Brücke, der 1951 - wie schon die Vorgänger-Brücke - von Konrad Adenauer eingeweiht wurde. Adenauer, der nun nicht mehr Kölner Oberbürgermeister, sondern Bundeskanzler war, war es auch, der die Mülheimer Brücke in einem besonderen Grünton streichen ließ. Dieser Farbton heißt „Kölner Brückengrün“ und ist heute an fünf der acht Rheinbrücken in Köln zu finden.

Die heutige Mülheimer Brücke hat eine Länge von 682,80 Metern und nutzt die Strompfeiler der Vorgängerbrücke. Hier überqueren Autos und Stadtbahnen den Rhein. Eine Besonderheit ist, dass die Fußwege außenrum um die Pylone der Brücke geführt werden (siehe Foto). Seit März 2012 wird die Mülheimer Brücke durch 112 energiesparende LED-Scheinwerfer beleuchtet.

Die Probleme: Auch die Mülheimer Brücke ächzt unter dem dauerhaften Verkehr. Seit Januar 2013 ist die Brücke für Fahrzeuge über 30 Tonnen gesperrt, für Wagen über 3,5 Tonnen gilt ein Tempolimit von 30 km/h. Hintergrund ist, dass zahlreiche Lkw nach der Sperrung der Rheinbrücke Leverkusen auf die Mülheimer Brücke ausgewichen sind.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Zoobrücke

Die Zoobrücke

Seit 1966 verbindet die 597 Meter lange Zoobrücke die beiden Rheinufer. Eigentlich hätte diese Brücke rot sein sollen - doch weil die Entscheidung von Konrad Adenauer unumstößlich war, wurde auch diese Brücke im „Kölner Brückengrün“ gestrichen. Rechnet man die beiden Auffahrten dazu, kommt die Zoobrücke sogar auf eine Länge von satten 2,6 Kilometern.

Eine Besonderheit ist die Rheinseilbahn, die die Brücke quert. Die bestand schon seit der Bundesgartenschau 1957, wurde aber mit dem Bau der Zoobrücke abgebaut: Der Pfeiler am rechten Rheinufer war im Weg. Weil die Bürger allerdings gegen den Abbau der Seilbahn Sturm liefen, wurde getrickst: Ein neuer Stützpfeiler entstand weiter südlich, der andere Pfeiler am linken Rheinufer wurde leicht gedreht. Seitdem verläuft die Rheinseilbahn (die als Kölns sicherstes Verkehrsmittel gilt) quer über den Rhein und die Zoobrücke.

Die Probleme: Wegen Statikproblemen gelten auch auf der Zoobrücke Sperrungen und Geschwindigkeitsbegrenzung für Lkw: Brummis ab 30 Tonnen dürfen nicht drüber, ab 7,5 Tonnen gilt Tempo 50. An beide Verbote hält sich kaum jemand. Erschwerend kommt hinzu, dass der Doppelstocktunnel am rechtsrheinischen Brückenfuß für Gefahrguttransporter und Brummis über 7,5 Tonnen gesperrt ist, hier gilt Tempo 50 für alle.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Hohenzollernbrücke

Die Hohenzollernbrücke

Die Hohenzollernbrücke ist die älteste der acht Rheinbrücken - und auch die berühmteste: Weil sie direkt am Kölner Dom den Rhein überquert, ist die Hohenzollernbrücke mit dem Dom im Hintergrund ein beliebtes Fotomotiv, nicht nur bei Touristen.

Die Brücke entstand zwischen 1907 und 1911 als Nachfolgerin der „Dombrücke“, die seit 1859 an der gleichen Stelle stand. Die Hohenzollernbrücke dient als Eisenbahnbrücke und grenzt direkt an den Kölner Hauptbahnhof. Im zweiten Weltkrieg blieb sie vor Luftangriffen weitestgehend verschont, die einzigen Schäden fügten ihr Pioniere der Wehrmacht zu, als sie Brückenpfeiler sprengten, als die amerikanischen Truppen kamen.

Im Jahr 1959 war der Wiederaufbau nach diesen Schäden fertig, im Jahr 1985 begannen die Arbeiten zur Erweiterung der Brücke. Neben den Gleisen führt seitdem auch ein dreieinhalb Meter breiter Fußweg über den Rhein. Hier ist auch das neueste Phänomen der Hohenzollernbrücke zu bestaunen: Seit 2008 bringen Verliebte hier am Gitter zu den Gleisen so genannte Liebesschlösser an, in die die Initialen der Paare eingraviert sind. Mittlerweile hängen tausende dieser Schlösser an der Brücke.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Deutzer Brücke

Die Deutzer Brücke

Hier können Autos, Straßenbahnen, Radfahrer und Fußgänger zugleich den Rhein überqueren. Ab 1913 wurde die „Deutzer Hängebrücke“ gebaut, die später (1935) in „Hindenburgbrücke“ umbenannt wurde. Im Febraur 1945 dann ein schreckliches Drama: Während der Reparatur von Kriegsschäden bricht die Brücke auf einmal zusammen, reißt zahlreiche Menschen in den Tod. Wie viele Opfer dieses Unglück forderte, ist unklar. Heute erinnert ein Kettenglied der damaligen Brücke auf der Deutzer Brücke an das Drama.

In den Jahren 1947 und 1948 entstand dann die Brücke, wie wir sie heute kennen. Sie wurde Ende der 1970er Jahre erweitert und gehört heute zu einem beliebten Aussichtspunkt für Köln-Besucher: Von hier aus hat man die Häuschen der Altstadt und den Kölner Dom gut im Blick.

Die Probleme: Die Deutzer Brücke ist aus Sicherheitsgründen schon länger für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen gesperrt. Noch 2013 soll die Sanierung anlaufen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Severinsbrücke

Die Severinsbrücke

Diese Brücke war 1959 der erste Neubau nach dem Krieg. Sie verbindet Deutz mit dem Rheinauhafen und wurde 1967 mit dem Kölner Architekturpreis ausgezeichnet. Heute fahren hier nicht nur Autos über den Rhein, sondern auch Straßenbahnen der KVB.

Von 1997 bis 2000 war auf dem Pylon der Brücke die Neon-Weltkugel von HA Schult montiert, die heute auf dem Dach der DEVK-Zentrale an der Zoobrücke steht.

Die Probleme: Seit 2010 wird die Severinsbrücke saniert und neu gestrichen. Die Arbeiten dauern länger als geplant und verschlingen Millionen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Südbrücke

Die Südbrücke

Hier quert hauptsächlich der Güterverkehr den Rhein. Die mit 368 Metern kürzeste der acht Rheinbrücken soll damit den Schienenverkehr der Hohenzollernstraße entlasten, außerdem können Fußgänger und Fahrradfahrer die Südbrücke benutzen.

1906 wurde mit dem Bau der ersten Südbrücke begonnen. Zwei Jahre später kam es zu einem schlimmen Unglück: Beim Bau des mittleren Fachwerkbogens stürzten Teile der Brücke ein, rissen insgesamt acht Arbeiter in den Tod. Aus diesem Grund wurde auf eine große Eröffnungsfeier verzichtet.

Im Krieg wurde die damalige Südbrücke nahezu komplett zerstört. 1950 wurde sie nach dem Wiederaufbau erneut in Betrieb genommen.

Die Südbrücke steht unter Denkmalschutz.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Rodenkirchener Brücke

Die Rodenkirchener Brücke

Wie die nördlichste ist auch die südlichste Kölner Rheinbrücke eine Autobahnbrücke: Hier führt die A 4 über den Rhein. 1941 wurde sie unter dem Namen Adolf-Hitler-Brücke in Betrieb genommen, durch einen Luftangriff vier Jahre später allerdings wieder vollkommen zerstört.

Der Neubau wurde 1954 eröffnet und in den 1990er Jahren auf insgesamt sechs Fahrspuren erweitert. Seitdem ist die Rodenkirchener Brücke gut 52 Meter breit. Sie war früher die weitestgespannte Hängebrücke Europas.