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Zwischen Vorlesung und BoxringKöln: Ottman Azaitar ist Deutschlands stärkster Student

Momentan lernt Ottman täglich in der Uni-Bibliothek für seine BWL-Klausuren.

Momentan lernt Ottman täglich in der Uni-Bibliothek für seine BWL-Klausuren.

von Markus Krücken (krue)

Köln  – Der Lesesaal der Uni-Bibliothek. Draußen sitzen die Kölner in den Biergärten, nicht aber Ottman Azaitar (25). Er lernt bis in den späten Abend hinein für seinen großen Traum. Einen Studien-Abschluss in Betriebswirtschaft.

Ottman, ein ganz normaler Hochschüler? Nicht ganz! „Ich bin Deutschlands stärkster Student“, sagt der Kölner – und posiert in Boxhandschuhen zwischen den Büchern.

Ein Bild mit Symbolkraft: Ottman hat den Spagat zwischen akademischer Ausbildung und Profi-Sport als MMA-Kämpfer (Vollkontakt-Kampf mit Boxen und Treten) gewagt. Und es läuft gut: Notendurchschnitt an der FH: 1,7. Kampfbilanz: 22 Siege, null Niederlagen.

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„Ich trainiere zweimal am Tag in der Vorlesungszeit“, erklärt er sein Pensum, „Mein einziges Hobby ist, mit Freunden ins Kino zu gehen.“ Wie sein älterer Bruder Abu hofft er auf den Durchbruch im Kampfsport. Diesem Ziel ordnet er alles unter. „Die Leute in der Uni kennen mich schon. Ich werde oft auf die Kämpfe angesprochen und habe noch keinen getroffen, der Vorurteile hat.“

Angriffsfläche bot Ottman allerdings früher genug. „Meine Brüder haben mit 18 auf den Ringen angefangen, abzuhängen. Sie sind im Knast gelandet. Ich musste die Stellung draußen halten. Und es waren viele Rechnungen offen, die ich begleichen musste, so geriet ich auf die schiefe Bahn. Ich habe gefeiert, mich auch geprügelt. Ich war ein Bad Boy. Aber ich habe sehr geschätzt, wie sich mein Vater für meine Brüder eingesetzt hat“, erzählt er brutal offen.

Doch er lernte Umdenken: „Ich wechselte die Schule, ging von einer arabischen Schule auf ein Gymnasium. Ich verstand kein Wort am ersten Tag, kam heim und heulte. Mir war alles fremd. Aber ein Jahr besuchte ich die Internationale Förderklasse und dann war ich fit. Ich habe das Abi durchgezogen mit 1,9.“

Als seine Brüder aus dem Gefängnis kamen, begannen sie mit dem Kampfsport. Die kriminelle Laufbahn war zu Ende. Stattdessen setzte es auch für Ottman Titel: Deutscher Meister im Thaiboxen, WM-Teilnahme in Russland, Wechsel in die MMA, Stipendium in den USA, ein Treffen mit Box-Titan Muhammad Ali inklusive. „Wenn du dich draußen schlägst, kriegst du keinen Pokal, keine Anerkennung“, weiß Ottman heute.

In Marokko, wo ihre Wurzeln liegen, sind die Azaitars bereits prominent. „Wir waren in Marrakesh Gäste bei einem Benefizspiel. Mit Didier Drogba, Arsene Wenger, Mehdi Benatia - die Superstars dort wussten, wer wir sind“, sagt er stolz. Nächstes Jahr, im siebten Semester, steht die Bachelorarbeit an. Vielleicht ist er dann Mitglied der Elite in der Champions League der MMA-Kämpfer…