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Unsere Fotografen-Legende (†63)Ziks Geschichte beim EXPRESS

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Zik (Heinz-Walter Friedriszik)

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Zik war ein Meister seiner Kunst  - und ein Lokalpatriot. Am 1. Juli 1980 stellte ihn der EXPRESS als festen Fotografen an. Fast buchstäblich neben seiner Wohnung in der Ehrenstraße wurde das zwei Fußminuten entfernte Pressehaus an der Breite Straße seine erste Adresse. Ein Jahrzehnt zuvor hatte Ziks Laufbahn begonnen  – mit einem Geschenk.

Wegen Tapferkeit vor dem Arzt hatte der 18 Jahre alte Krankenhauspatient Heinz-Walter Friedriszik, geboren am 24. Januar 1953 im Krankenhaus Weyertal, eine Spiegelreflexkamera Modell  „Revueflex“ geschenkt bekommen –  vom Leiter des Nippeser Lehr- und Gesellenheims, in dem er lebte.

Zik entdeckt die Liebe zur Fotografie

Der Azubi, damals an einem Magengeschwür erkrankt, machte eine Lehre zum Elektroinstallateur und Antennenbauer. Zeit seines Lebens sollte er in technischen Dingen ein Freak bleiben. Die „Revueflex“ macht ihn nun zum leidenschaftlichen Fotografen. Das erste Foto: Die Blutabnahme beim Bettnachbarn.

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Der junge Heinz-Walter muss mit Härten umgehen. Seine Mutter ist früh an Krebs gestorben. Sein Vater – nicht da. Er wächst im Kinderheim auf. Er geht in Brühl zur Hauptschule. Aber er macht was aus einem schwierigen Leben.

Nicht mehr bloß ein Hobby

In den 70er Jahren gehört der Mann mit der Kamera allmählich zum Stadtbild. Am Tag arbeitet er als Elektroinstallateur, nachts schießt er Fotos. Er ist nur unterwegs. Die Filme entwickelt er zu Hause.

Die Küche ist die Dunkelkammer, im Schlafzimmer entstehen die Vergrößerungen.  Aus Friedriszik wird bald Zik werden. Eine Kölner Marke wie Ford und 4711. Ein Mann, ein Wort. Er hat immer das beste Bild.

Biolek nannte ihn Zik

Der Fotograf weiß, wo die Stars sind, und hat das Gefühl für den Moment. Er sitzt an einem Talk-Abend im WDR-Vierscheibenhaus wild gestikulierend im Publikum, als Alfred Biolek den „Kölner Treff“ moderiert – und macht ihn in einer Musikpause darauf aufmerksam:

„Wenn Sie da auf dem Barhocker sitzen und die Beine übereinanderschlagen, dann sieht man die Fußsohlen – und die Preisschilder…“ Biolek dankt – und macht ihn zu seinem Haus- und Hof-Fotografen. Herr Friedriszik ist ihm zu lang. Bio kürzt ab. Ab jetzt heißt es Zik.

Ziks EXPRESS-Karriere

Und Zik beliefert bald auch den EXPRESS. Sein Foto von Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski (Ben Wisch) eng umschlungen mit Trude Herr auf einer Geburtstagsparty der Bundestagspräsidentin Annemarie Renger ist das Ticket zum Festvertrag. 

Seine Informationen füllen Klatsch- und Karnevalsseiten. Zik hat ein Auge dafür, Stars in Szene zu setzen, für skurrile Dinge, aber auch für Bilder seiner Heimatstadt, die er liebt. Er komponiert Fotos. Und er dirigiert. Megafon und Hebebühne  gehören zum Werkzeug. Sein Fuhrpark –  Rollerblades und Vespas und Vans –  ist legendär.

Trendsetter durch und durch

Zik ist ein Trendsetter. Er baut Uhren in seine Sweatshirts, er trägt schwarz-weiß karierte Sneaker, der Popper-Schnitt steht ihm wie später die Bürstenfrisur. Bei festlichen Anlässen blinken seine Sakkos.

Er kann aussehen wie das blühende Leben. Doch Zik trägt seit Mitte der 90er Jahre einen Herzschrittmacher.

Kanzler? Helmut!

Er kann rücksichtslos sein gegen sich, auch gegen andere. Er rangelt sich ums beste Bild. Manchmal geht er zu weit.

Es gibt Donnerwetter von Kollegen, Chefredakteuren, vom Verleger. Aber die Gewitter ziehen vorbei. Sieht er den Bundespräsidenten, ruft er „Johannes“, trifft er den Kanzler, heißt es „Helmut“. In ganz Deutschland ist der EXPRESS-Fotograf Zik ein Begriff.

Stolz, ein Teil des EXPRESS zu sein

Abseits der Arbeit hat er es nicht einfach, Halt zu finden. Zwei Onkels, eine Tante und Cousins und Cousinen sind ihm zu hohen Feiertagen wie eine Familie. Er ist bis zuletzt stolz, ein Teil des EXPRESS zu sein – und die Redaktion ist stolz auf ihn.

Die Verbundenheit blieb, auch, als Zik schon in Rente war. Noch vor wenigen Tagen postete er auf Facebook zur Nachricht, dass die Lokalredaktion für eine Serie eine hohe Auszeichnung bekam: „Ich wusste, dass ich bei der richtigen Zeitung gearbeitet hatte.“

Es war nichts mehr zu machen

Als wir am vorigen Mittwoch in der Redaktion die Nachricht erhielten, dass Zik zu Hause verunglückt war, fuhr ich nach kurzer Absprache hin. Haltestelle Appellhofplatz. Auf jenem Weg über die Breite Straße, den er unzählige Male gegangen war, ergriff mich die Illusion, er könnte noch einmal entgegenkommen und er ließe sich in den Arm nehmen.

Vor seiner Tür standen zwei Polizistinnen. Ihre Gesichter waren so ernst wie die der Menschen in der Notaufnahme der Uniklinik. Nach dem, was man bislang weiß, war Zik bei einem Unfall aus dem Fenster gestürzt. Es war nichts mehr zu machen. Zick eröm.

Am Freitag aber gab es ein gutes Zeichen. Seine Mailbox sprang an: „Jaa, der Zik hier…“. So, wie wir ihn kennen, bringt er jetzt oben richtig Leben in die Bude.

Auf den nächsten Seiten: Köln trauert.

Köln trauert, OB Reker ist bestürzt

Das Pressebüro der Stadt kondoliert: Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker ist über den frühen Tod von Zik bestürzt und übermittelt ihre herzliche Anteilnahme: „Zik war  nicht nur ein findiger Fotograf, sondern vielmehr auch eines der immer seltener werdenden kölschen Originale.

Immer wieselflink per Inliner, Motorroller oder sogar mit dem eigenen Hubwagen unterwegs, schaffte er es, mit einem kurzen »Hallo, hier ist der Zik« die Aufmerksamkeit aller auf sich zu lenken und selbst die verkrampftesten Gesellschaften aufzulockern.

Politik, Karneval, Prominente, Sport – alle ließen sich gerne von Zik ablichten, und so entstanden die wahrhaft guten Bilder.“

Ein sehr freundlicher Mann

Ich kann mich an eine Begegnung erinnern, als ich mit meinen Eltern beim Italiener war. Zik, den ich zunächst für einen normalen Gast hielt, saß auch an einem Tisch. Er wartete geschlagene anderthalb Stunden.

Erst als wir mit dem Dessert fertig waren, kam er zu uns und fragte, ob er ein Foto machen dürfe. Das fand ich sehr rücksichtsvoll.

Auch meine Mutter erinnert sich  daran, sie sagte noch gestern zu mir: Das war so ein freundlicher Mann. Wir sind sehr geschockt von seinem Tod.“

Ein Gruß von Pietro &  Sarah

Sarah Engels und Pietro Lombardi grüßen ihre Fans!“ Das schrieb Zik unter das oben stehende Foto, immer wieder besuchte er freundschaftlich die beiden Popstars und berichtete im EXPRESS über die Neuigkeiten aus dem Leben des ehemaligen DSDS-Gewinners und der aktuellen „Let’s Dance“-Teilnehmerin.

Nachdem EXPRESS die traurige Nachricht über Ziks Tod mit einem Schwarz-weiß-Porträt bekanntgab, teilte Pietro Lombardi auf seiner Facebook-Seite den Bericht.

Er fügte drei traurige Emoticons hinzu und schrieb: „Ruhe in Frieden, lieber ZIK.“